„Meinetwegen hättet Ihr nicht aufhören brauchen", sagte Murasaki. Er hüpfte ein Stück durch den Raum, drehte sich einmal auf dem Absatz seiner Stiefel und lehnte sich dann mit verschränkten Armen gegen die Wand. „Ich stelle mich einfach genau hier hin." Von seinem Blickwinkel aus konnte er das ganze Bett einsehen.
Lloyds Blick verfinsterte sich weiter. „Macht Euch nicht lächerlich", sagte er.
Murasaki winkte ab. „Ich kann warten", sagte er. „Lasst Euch von mir bloß nicht stören." Er ließ eine Hand in seinem Ärmel verschwinden und holte seinen Fächer hervor. „Oder aber wir reden, während Elliot Euch durch–" Mit dem noch zugeschlagenen Fächer machte er eine undefinierbare Bewegung in Richtung des Bettes. „–huldigt. Mir ist es gleich."
Lloyd stieß ein Schnauben aus und kroch nun gänzlich unter Elliot hervor. Zu dem Drachen sagte er: „Verzeiht, wie es aussieht, müssen wir dies auf später verschieben."
Elliot nickte nur als Antwort. Er hob seinen Mantel vom Boden auf, zog ihn an und verließ dann das Zimmer. Murasaki winkte ihm zum Abschied und wartete, bis die Tür hinter dem Drachen zugefallen war, ehe er zu dem Elfen hüpfte und sich zu ihm auf das Bett setzte. Lloyd rückte sofort ein Stückchen zur Seite.
„Einmal hätte ich ja unbeachtet gelassen, Sweetie. Aber zweimal?" Murasaki lehnte sich vor und richtete den zugeklappten Fächer auf Lloyds Brust. „Ihr habt Euch ja tatsächlich einen Drachen angelacht."
Lloyd gab sich keine Mühe, ein Augenrollen zu unterdrücken und richtete nur stumm sein Gewand.
„Einen Drachen." Murasaki schlug den Fächer auf und verdeckte mit ihm die untere Hälfte seines Gesichts, aber sein Lächeln konnte er nicht verbergen. „Und dann auch noch Elliot." Er lachte leise in sich hinein. „Ihr fahrt doch nicht etwa zweigleisig? ...Nein, dreigleisig. Da gab es ja noch diesen Raben. Wobei... Ihn sollten wir wohl besser nicht mitzählen. Er war ein wenig schwierig. Aber stattdessen vielleicht der Meisterdieb?"
Stumm hatte Lloyd den Worten des Erzählers gelauscht, aber nun sah er seine Chance, selbst du sprechen. „Was wolltet Ihr mit mir bereden?", fragte er.
„Ich?" Murasaki legte sich in einer viel zu theatralischen Geste die Hand an die Brust. „Wollte ich mit Euch reden?"
Lloyd hielt sich nicht einmal damit auf, die Augen zu verdrehen. Mit vollkommen ausdrucksloser Miene stand er auf. „Wenn das alles war, dann werde ich nun gehen." Er griff nach seinem Gehstock und wollte schon zur Tür gehen, aber Murasaki hüpfte ebenfalls auf die Füße.
„Zu Eurem Drachen?", fragte der Erzähler. „Ist seine ‚Gesellschaft' etwa angenehmer als meine."
„Ja", gab Lloyd trocken zurück. Er trat aus der Tür und schlug sie hinter sich zu in der Hoffnung, ihn abschütteln zu können. Doch wer hätte erahnen können, dass Murasaki ihm einfach in die Eingangshalle folgte?
„Ihr wollt mich doch nicht einfach allein lassen." Der Erzähler holte schnell zu ihm auf.
Lloyd schwieg, schob nur seine Brauen zusammen und beschleunigte seine Schritte. Er zweifelte, dass Murasaki von ihm ablassen würde, aber einen Versuch war es wert. Und zu seinem Erstaunen hielten die klirrenden Schritte neben ihm an, als er fast bei dem Dienstbotengang angekommen war.
Lloyd wollte weiterhumpeln und Murasaki keine Beachtung schenken, aber er konnte es nicht über sich bringen, ihm nicht zumindest einen kurzen Blick zu gewähren.
Der Erzähler stand vor der Statue des Gottes und sah zu ihm auf. Der goldene Blick ausdruckslos mit einem Hauch von Missfallen, als würde er sich an Regnas Abbild stören. „Ist es nicht faszinierend, wie sehr man doch versucht, etwas aus ihm zu machen, dass er niemals war?" Murasaki wandte sich zu Lloyd und winkte ihn zu sich. „Ich möchte Euch eine Geschichte erzählen." Er ging auf die Statue zu und setzte sich auf einen breiten Steinsockel, der einst als Altar gedient hatte. Dort rückte er auf eine Seite und klopfte mit der flachen Hand auf den Platz neben sich. „Setzt Euch."
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A King's Tale
FantasyAls der Halbelf Lloyd für einen Auftrag in den Norden geschickt wird, ahnt er noch nicht, was er damit lostritt und welche Reise er bestreiten muss. Die Menschen sind die Bösen und die Elfen die Guten, so hatte er es gelernt, seit er ein Kind war. D...