»So etwas hört man doch gerne« flötete Grinsie vergnügt, notierte sich etwas und zog dann langsam eine Schublade an seinem Schreibtisch auf. Es hätte mich nicht im geringsten gewundert wenn er ein Messer oder den abgetrennten Schädel eines Kindes heraus gezogen hätte, aber alles was er hervor holte war ein kleines Plastikkästchen? Verwirrt schaute ich das Teil an, als er es mir hinhielt »Nimm schon. Ein Geschenk für brave Kinder« forderte er mich auf. Ganz vorsichtig nahm ich das Geschenk an, betrachte es aber so skeptisch, wie als wäre es eine tickende Zeitbombe. »Was ist das?« fragte ich ihn schließlich. Das Kästchen war etwas kleiner als meine Hand, hatte einen Bildschirm und drei Knöpfchen. »Das ist dein digitaler Assistent und Haustier« verkündete Grinsie feierlich. Eigentlich wollte ich nichts haben, was von diesem Verrückten stammte und war tatsächlich schon wieder kurz davor es ihm zurück zu geben. Aber das Wort Haustier hielt mich dann doch davon ab. Ich hatte mir schon immer ein Haustier gewünscht. »Danke, schätze ich« brummelte ich also, wütend darüber das er mir tatsächlich etwas cooles schenkte. Grinsie nickte nur, schielte dann zu Frau Isses und dann wieder zu mir »Weißt du Kleine, deine Betreuerin und ich, wir haben noch ein bisschen was zu besprechen. Langweiligen Erwachsenenkram. Warum gehst du nicht schonmal raus und spielt ein wenig mit deinen neuen Freund?« schlug er vor, noch immer ohne sein geistesdebiles Grinsen zu unterlassen. Ich mochte es nicht wenn über mich geredet wurde. Und noch weniger mochte ich es, wenn ich nicht wusste was über mich geredet wurde. Andererseits war das Jugendamt nicht gerade der passende Ort um seine Rebellion auszuleben. Grinsie wollte mich ganz klar nicht hier haben. Kurz blickte ich zu Frau Isses, die nickte aber nur leicht, als Zeichen das ich ruhig gehen konnte. Oder eher sollte. Mit einen ergebenen Seufzer rappelte ich mich auf, nickte dem komischen Psycho kurz zu und wand mich zur Tür »Es war wirklich schön dich kennenzulernen Ginessa« rief er mir noch hinterher, aber ich ignorierte ihn einfach und schloss die Tür, nachdem ich das Zimmer verlassen hatte.
Jetzt stand ich in dem großen, leeren Gang und wusste nicht wohin. Frau Isses würde es sicher nicht gefallen, wenn ich jetzt einfach verschwand. Also musste ich hier bleiben. Ich setzte mich also etwas entfernt von der Tür auf den Boden, lehnte mich gegen die Wand und musterte das Ding, das er mir geschenkt hatte. Wie ging dieses blöde Teil überhaupt an? Ich drückte etwas auf den Knöpfen herum, aber nichts passierte. »Komm schon« knurrte ich den Kasten an. Kurz darauf leuchtete der kleine Bildschirm tatsächlich auf. Das kleine Kästchen ratterte etwas »System wird gestartet. Bitte warten«. Ein kleiner Balken auf dem Bildschirm füllte sich, nur um auszugehen und anschließend gleich wieder anzuspringen. Ein kleiner, verpixelter Cartoon Fuchs erschien auf dem Bildschirm, blinzelte ein paar Mal und sah zu mir »Gib mir einen Namen« quietschte das Digitale Tierchen fröhlich. Ein Name? Das kam jetzt doch etwas plötzlich »Pixel« schlug ich also vor, weil es das erste war, das mir einfiel. Der kleine Fuchs nickte eifrig mit dem Kopf »Ich bin Pixel, dein persönlicher Assistent. Hallo Ginessa.« So fasziniert ich auch von der kleinen Box war, etwas gruselig war es auch »Woher kennst du meinen Namen?«
»Ich habe das Gespräch zwischen Herr Krosux und euch mit angehört« verkündete der Fuchs ganz stolz »Ich bin nämlich eine KI. Ich bin schlau« prahlte es und marschierte in dem winzigen Bildschirm auf und ab. »Da ist ja jemand ganz bescheiden« murmelte ich leise und räusperte mich dann »und ... wofür genau bist du jetzt da?« wollte ich von Pixel wissen. »Ich helfe dir« verkündete er ganz stolz »Ich bin nützlich.«
»Ja, ja. Ganz bestimmt bist du das. Aber was kannst du denn alles?« fragte ich ihn. »Oh, ich kann sehr viel! Ich kann dir die Uhrzeit und das Datum sagen, deine Termine einspeichern, mir Sachen merken, navigieren, Übersetzen, Begriffe erklären« Pixel hätte sicher noch ewig so weiter reden können, wenn ich ihn nicht unterbrochen hätte. »Schon gut, ich habs verstanden. Du kannst quasi alles« unterbrach ich seinen Redeschwall »Kannst du auch irgendwas lustiges? Kann man mit dir Spiele spielen?« Pixel schien kurz zu überlegen »Nein. Spiele sind nicht enthalten« verkündete er dann in seiner piependen Stimme. »Was kannst du überhaupt?« fragte ich ihn frustriert und stöhnte entnervt auf, als er schon wieder anfing seine Fähigkeiten herunter zu rasseln. Ich bereute es schon fast das ich gedacht hätte, es wäre ein tolles Geschenk. »Halt endlich die Klappe, dass hast du eben schon erzählt« murrte ich das Digitale Tierchen an und schüttelte die Box heftig. Wenn ich es so anbekommen hatte, würde es vielleicht so auch wieder ausgehen. »Ginessa? Was machst du da?« Wie konnte so eine alte Frau sich so leise bewegen? Während ich mit meinem 'Assistenten' geredet hatte, hatte sie unauffällig das Zimmer verlassen. Sofort hörte ich auf wie eine Irre das Ding zu schütteln »Wir spielen?« murmelte ich langsam, wich den Blick von Frau Isses aber aus. »Ich bin KEIN Spielzeug« meldete sich Pixel wieder zu Wort, leicht eingeschnappt. »Ich hab gesagt du sollst deine Fresse« knurrte ich ihn schon an, wurde aber von Frau Isse unterbrochen, die sich räusperte und mich vorwurfsvoll ansah »So etwas sagt man nicht« erinnerte sie mich. »Was? Fresse?« ich legte den Kopf schief, bemerkte an ihrem Blick aber genau dass das dieses Wort war, das sie störte. Fresse. »Tschuldigung« gab ich seufzend nach und stand auf, weil wir hier offenbar fertig waren. Pixel stopfte ich einfach in die Jackentasche, in der Hoffnung das er dort nicht weiter stören würde.
»Können wir etwas essen gehen?« wand ich mich dann an meine Betreuerin. Inzwischen hatte ich doch ziemlich Hunger und vor allem Durst. Der Weg hierher und dann auch noch die vielen Treppen, konnten einen schon mal durstig machen. Kurz befürchtete ich, sie könnte Nein sagen, aber offenbar hatte Frau Isses ihren guten Tag. Die alte Schachtel nickte großzügig »Nun gut. Zur Feier des Tages, gehen wir etwas essen« sie nahm meine Hand und führte mich nachdraußen aus dem Jugendamt hinaus. Ich hatte immer noch keine Ahnung was sie mit Grinsie besprochen hatte. »Können wir in das Smoke & Rats?« fragte ich mit bettelnden Unterton. Frau Isses schüttelte mit Nachdruck den Kopf »In die Absteige? Das kannst du vergessen. Nie und Nimmer setze ich einen Fuß da rein.«
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Two Birds
FantasyWir schreiben das Jahr 4055. Die Welt ist untergegangen und alle Länder sind beinahe komplett im Meer versunken. Das Waisenkind Ginessa muss sich auf der riesigen, heruntergekommen Stadtinsel zurechtfinden, auf der es keine Regeln gibt. Als eines Ta...