Fortsetzung zu 2

171 8 0
                                    

Ohne mir noch einen bedeutenden Blick zuzuwerfen, verschwand Malfoy aus der Tür. Immerhin hielt er sie halbherzig auf, damit ich hinter ihm hindurch schlüpfen konnte. Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, wandte er sich um und stolzierte den Korridor entlang.
Wie von der Tarantel gestochen hetzte ich ihm nach, packte ihn beherzt an der Schulter und drehte ihn um.
,,Draco, was soll das? Du willst jetzt einfach gehen? Wirklich?"
Er bedachte die schwebende Taschenuhr mit einem gehetzten Blick. ,,Was willst du denn noch? Granger, ich muss los. Mach's von mir aus kurz."
Jetzt, da ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, wurde ich nervös. ,,Naja, wir... wir haben uns eben noch leidenschaftlich geküsst und jetzt verschwindest du einfach."
Er warf den Kopf in den Nacken und stöhnte, jedoch nicht genießend wie vorhin, sondern genervt. ,,Hör zu, wir können bei Gelegenheit darüber reden, aber... die anderen warten auf mich! Wie sollte ich erklären, dass ich... naja, dass ich... bei-..." Er brach ab.
,,Das du bei mir warst?!", rief ich wutentbrannt. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. ,,Ist es dir so peinlich, bei mir zu sein, dass du es deinen sogenannten Freunden nicht mal erzählen kannst?"
Jetzt wurde auch Malfoy wütend. ,,Nenn sie nicht so! Wir sind wirklich Freunde. Und ich erzähle ihnen alles, was ich will!"
,,Du hast nicht mal einen besten Freund, Draco, du hast Diener, die du herumschubsen kannst und die über deine gemeinen Witze lachen!", schrie ich.
,,Du weißt nicht, wovon du redest!", keuchte er. ,,Blaise ist mein bester Freund, und ja, ich erzähle ihm alles, sogar dass ich dich-..." Malfoy brach erneut ab.
,,Dass du-... was?"
,,Ist egal." Er presste die Lippen aufeinander und eilte mit großen, wütenden Schritten davon.
Nein, ist es nicht, dachte ich stillschweigend und rührte mich nicht vom Fleck, als würde ich hoffen, dass er umkehrt und zu mir zurück geht.

,,Und dann hat er dich stehen lassen? Echt jetzt? Boah, was für ein Arschloch", ächzte Ginny zwischen den genüsslichen Bissen von ihrer Hähnchenkeule. Ihre roten Haare hinten ihr glänzend über die Schultern. Sie war wirklich hübsch. Wieso hatte ich nicht solch glatte Haare?
,,Ja, hat er." Ich seufzte laut auf und nahm einen Schluck Kürbissaft aus meinem Kelch. ,,Das bestätigt nur meine Theorie."
Ginny wandte sich mir zu. ,,Welche Theorie?"
,,Dass Draco überhaupt keine Gefühle entwickeln kann." Ich seufzte noch lauter.
,,Scheint so, als würde dir das gar nicht gefallen", sagte Ginny und grinste. Ich wollte gerade den Mund aufmachen, und etwas darauf erwidern, doch dann kam Harry bei uns an und ich verstummte schlagartig.
,,Hey Hermine", sagte er fröhlich. Dann stellte er sich hinter Ginny, beugte sich ein wenig nach unten und küsste sie auf den Nacken. Harry nahm ihre Haare, und spielte ein wenig mit ihnen.
Ich wollte gerade zum dritten Seufzer ansetzten, doch dann hielt ich mich zurück; ich hatte keine Lust, einen Tritt gegen mein Schienbein unterm Tisch von ihr zu erlangen.
Wieso nur konnte Draco nicht so wie Harry sein? Nett, liebevoll und umsorgend. Doch wenn ich ehrlich war, gefiel seine Art mir seltsamerweise. Ich konnte es nicht erklären, doch Malfoy war talentiert, mysteriös und... wahnsinnig attraktiv. Und intelligent. Und galant. Und manchmal sogar lieb. Manchmal. Selten.
,,Worüber redet ihr gerade?", fragte Harry interessiert und Ginny warf mir einen vielsagenden Blick zu. Sie hatte mir erzählt, dass sie oft von Harry gefragt wurde, was denn mit mir los sei, weil ich oft ganz zufällig einfach so verschwand und erst eine Stunde später wieder auftauchte.
,,Quidditch", erwiderte ich schnell. Wow. Ich war wirklich wahnsinnig klug. Ich hätte mir gegen die Stirn hauen können.
,,Wieso? Hast du endlich verstanden, was für einen riesigen Wert diese Sportart hat?", entgegnete Harry neckend. Ich rollte den Tagespropheten von heute Morgen zu einer Rolle und schlug Harry damit auf den Kopf.

Die EinzigeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt