Fortsetzung zu 3

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Dumpf vernahm ich Ginnys Stimme an meiner Seite. Sie rüttelte an meinem Arm, doch ich war in einer Starre gefangen, in einer Starre, die mir nicht erlaubte, mich zu bewegen oder etwas zu sagen. Der ohrenbetäubende Regen hämmerte gegen die alten Fensterscheiben. Ich hatte meine Augen noch immer hinunter auf die Mitte des Hofes gerichtet, ohne, dass mein Hirn sich Mühe machte, die neuen Informationen zu verarbeiten.
Denn nicht nur Pansy hatte Malfoy geküsst.
Malfoy hatte sie auch geküsst.
Ich war mir unsicher, wie ich es jemals wieder schaffen sollte, aufzustehen. Immerhin konnte ich mich langsam wieder regen. Was gut war, denn Ginny hätte mir mit Sicherheit sonst eine verpasst. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihr. Der Kloß in meinem Hals schwoll von Sekunde zu Sekunde weiter an und ich hatte alle Hände voll zu tun, nicht in Tränen auszubrechen.
,,Hm?", machte ich mit hohler Stimme.
,,Was hm? Hermine, was ist denn los? Was ist passiert? Du bist plötzlich so ruhig geworden, ich hab mir schon Sorgen gemacht", erwiderte sie mit einem gekonnten Molly-Blick.
Ich schwieg einen Moment. Dann räusperte ich mich, in der Hoffnung, den Kloß ein wenig lösen zu können. Tja, falsch gedacht. Als ich anfing zu reden, fiel es mir noch schwerer, den Damm, der meine Tränen zurückzuhalten versuchte, aufrecht zu halten.
,,Er... ähm, ich... ich hab nur... runter geschaut. Da sind... Malfoy und Pansy..."
,,Oh." Ginny legte ihren Kopf schief und sah mich mitleidig an. Ich hasste diesen Blick, aber sie meinte es nur gut. ,,Was haben die denn gemacht?"
,,Sie haben... ähm... sich... geküsst..." Jetzt war es zu spät. Der Damm brach und die Tränen kullerten unaufhaltsam über meine Wangen. Ich hob meine zitternden Finger und wischte sie weg.
,,Oh, Hermine... das tut mir so leid! Er ist einfach ein Arsch." Sie zog mich zu sich und lehnte meinen Kopf gegen ihren Bauch. Doch ich zog mich wieder zurück.
,,Lass mich raten, weil er ein Slytherin ist? War ja klar." Ich blitzte sie mit verweinten Augen an. Keine Ahnung, warum es mich so wütend machte. Malfoy hatte es definitiv nicht verdient, dass ich ihn verteidigte, doch ich konnte nicht anders. Diese ewigen Vorurteile, die ganzen Rivalitäten, die Beleidigungen- ich hatte es satt.
,,Nein, Quatsch. Er ist ein Arsch, weil er ein Junge ist. Sie sind alle Ärsche, aber... ich weiß auch nicht, man muss sie einfach lieben."
Ein Lächeln spielte sich um ihre Lippen und mir wurde bewusst, dass sie an Harry dachte.
,,Bei deinem Fall ist es ja auch einfach. Harry ist so lieb, den muss man wirklich lieben."
,,Was? In meinem Fall? Danke, ich hab dich auch lieb." Lachend gab sie mir zu verstehen, dass es nur ein Spaß war und mir fiel ein Stein vom Herzen.
Ginny zog mich auf die Beine, welche auch zitterten, führte mich zum Bett und drückte mich sanft in die Kissen. Ich griff nach der Decke und legte sie über mich.
Lange nachdem die Dunkelheit herein gebrochen war, weinte ich mich leise in den Schlaf und träumte von gebrochenen Herzen und hinterhältigen Schlangen.

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