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Ich hatte früh das Abendessen verlassen; in Dracos Gegenwart zu sein, ohne ihn berühren, oder durch seine Haare fahren zu dürfen hielt ich einfach nicht aus. Außerdem hatte er mich verletzt. Sehr sogar. Zum Glück hatte Ginny nicht lange auf sich warten lassen und war mir wenige Minuten später gefolgt. Laut ihr habe sie einen ziemlich verdutzten Harry zurück gelassen.
,,Was soll ich sagen, ich wollte einfach nicht zu viel Zeit in der Nähe des Slytherintischs verbringen. Ist mir egal, ob Harry eine Erklärung braucht oder nicht."
Genervt pfefferte ich meine Lieblingsbücher vom Bett, als wären sie Schuld an meinen Problemen mit Malfoy. Ginny bückte sich und hob die beste Ausgabe von Dämonen im Bande der Zeit auf, die ich besaß, und strich sanft über den Buchdeckel. Interessiert klappte sie das Meisterwerk auf.
,,Ich meine, ich würde es Harry ja erzählen, aber er weiß nichts von Malfoy und mir, oder von den letzten zwei Monaten, die wir... intim miteinander verbracht haben", sagte ich mehr zu mir selbst als zu Ginny. Sie schien das in Ordnung zu finden, und ich war mir nicht ganz sicher, was das letzte war, was sie mitbekommen hatte. Ich merkte, dass ich mich niemandem anvertrauen musste, jedoch wollte ich, und das spürte ich klar und deutlich, mir einfach ein paar Dinge von der Seele reden.
,,Ich weiß ja selber nicht, was das zwischen mir und Malfoy ist", fuhr ich deswegen fort. ,,Er zieht mich wie magisch an und ich dachte, ich würde das auch tun. Anscheinend habe ich mich getäuscht." Nun lief ich hinüber zum Fenster und setzte mich auf den Balken. Es war genug Platz, um die Beine auszustrecken. Bekümmert lehnte ich meinen Kopf ans Fenster und senkte meinen Blick auf den Innenhof. Ein paar Schüler in vereinzelten Gruppen machten sich hastig von A nach B und versuchten, nicht all zu sehr von prasselnden Regen getroffen zu werden. Auch eine Gruppe aus ca. fünf Slytherins eilte zur mächtigen Eiche und suchten unter ihr Schutz. Zum Glück konnte ich noch problemlos feststellen, was dort geschah. Was ich aber nicht erkennen konnte, war, ob Draco unter ihnen war. Ich seufzte. Draco. Dieser schöne und so unglaublich attraktive Slytherinprinz, und ausgerechnet ich hatte das Glück, bei ihm sein zu dürfen.
Ginny nuschelte etwas, doch ich hörte nicht genau hin. Ein kurzer, weißblonder Haarschopf stach deutlich aus einer anderen Schülermenge hervor.
Moment, weißblond? Ich setzte mich kerzengerade auf und presste meine Stirn energischer an die Fensterscheibe.
,,Hermine, wenn du so weiter machst, zerbricht das Glas noch. Außerdem, was guckst du da so?", drang Ginnys Stimme in Fetzen an mein Ohr. Ich hörte nicht hin, dafür war ich zu sehr in meiner Starre gefangen.
Ich quietschte auf, als ich Dracos Gesicht erkannte. Er war es also wirklich. Er lief mit seiner Gruppe auf die Mitte des Hofes zu und die Slytherins, die dicht gedrängt unter der Eiche Schutz gesucht hatten, eilten herbei. Hoffentlich blieben sie in der Mitte stehen; von dort hatte ich alles am Besten im Blick.
Ich musste bei genauerem Hinsehen feststellen, dass es Pansy Parkinson war, die dort auf Draco zugeeilt kam. Sie führte die kleinere Gruppe aus Slytherins.
Pansy sah aus, als würde sie irgendetwas schreiend komisch finden, denn sie kicherte und warf albern ihr Haar zurück.
Dann geschah etwas, was meinem Magen einen gewaltigen Stoß versetzte.
Pansy sprang auf Draco zu, und als sie bei ihm angekommen war, schlang sie ihre Arme um ihn und fuhr durch sein Haar, wie ich es sonst tat.
Mein Herz setzte ein paar Schläge aus. Dann bekam es einen gewaltigen Riss.
Pansy hatte Draco geküsst. Vor allen anderen. Die Slytherins hatten die Hände in die Höhe gerissen, als würden sie jubeln.
Draco brauchte eine Sekunde, dann schien er sich mit der Situation angefreundet zu haben, vielleicht sogar mehr als das, und zog Pansy an der Taille enger zu sich.
Das wars.
Mein Herz war in tausend kleine Stücke zersprungen.

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