Fortsetzung zu 4

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Das Frühstück beendeten Gott sei Dank auch Harry und Ron rasch und wir entfernten uns gemeinsam von Gryffindortisch. Ich hielt den Blick gesenkt- sicher war sicher. Auf halber Strecke zum Feld bogen Harry und Ron einen anderen Weg ein; Harry hatte als Mannschaftskapitän beschlossen, die Mannschaft allein zu treffen und heimlich über das Spiel zu diskutieren, ohne dass irgendwer davon etwas mitbekam. Das hieß natürlich auch, dass ich weder mit Ginny zum Spiel laufen, noch mit ihr über heute Morgen reden konnte, sie hatte sich längst verkrochen und wartete sicher schon bei Harrys ausgewähltem Treffpunkt auf die anderen.
Seufzend ließ ich mich vom Strom der Menge mitziehen und stellte mich immer wieder auf die Zehenspitzen, um Ausschau nach Neville oder Luna zu machen. Ich konnte sie vorerst nicht finden; vermutlich hatten sich die beiden im verbotenen Wald verkrochen und genossen die gemeinsame Zeit mit sich und den merkwürdigen Kreaturen dort. Wieso hatte es jeder besser als ich? Neville war bis über beide Ohren in Luna verliebt, und von Harry konnte man das auch im Bezug auf Ginny sagen. Zwischen Ron und mir hatte es in der Vergangenheit nicht sonderlich gut geklappt; unsere Beziehung war hauptsächlich von dummen Streitereien geprägt und wir hatten Angst, dass es unsere Freundschaft ruinieren könnte.
Ein kreischender Drittklässler rempelte mich an und stürmte seinen Freunden zum Spielfeld hinterher. Seine rot-goldene Robe besänftigte mich etwas. Er war selbstverständlich nicht stehen geblieben, um sich zu entschuldigen, oder gar Notiz von mir zu nehmen.
Ich wurde weiter von der Menge mitgezogen, ohne irgendeinen meiner Freunde zu entdecken. Wo waren sie nur? Zu meiner Erleichterung musste ich im Gegensatz auch nicht mit der unangenehmen Anwesenheit von Draco und seiner an ihm klebenden Pansy kämpfen.
Als würde ein fieser Gegenspieler meine Gedanken lesen, packte mich plötzlich eine Hand, die wie aus dem Nichts zu kommen schien. Ich stieß einen dumpfen Schrei aus; doch der Hand, beziehungsweise ihrem Besitzer, war es herzlich egal, durch mein Geschrei unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, denn ich wurde in einen Korridor gezogen, der ziemlich abseits von den strömenden Schülermassen lag.
Ich wandte mich mit wütendem Blick um und riss mich los.
,,Hey, sag mal spinnst du? Was soll das?"
Unter einer Kapuze erschien das grinsende Gesicht von Draco Malfoy. Na klar, wer auch sonst.
,,Erschreckt? Tschuldige Granger, ging nicht anders." Er kam einen Schritt auf mich zu und ich drückte mich gegen die Wand, um wenigstens eine Hand breit Abstand zwischen uns zu bringen. Seine plötzliche Nähe ließ mich, wie so oft, nervös werden, doch ich hatte mich besser im Griff, als ich erwartet hatte.
Er beugte sich langsam zu mir hinunter, bremste sich dann jedoch selbst.
,,Hör zu, wir sollten reden", sagte er.
,,Sollten wir das?", erwiderte ich spitz. Ich wurde ihm hierbei nicht helfen.
Draco kratzte sich am Hinterkopf und huschte mit seinen Augen hin und er, unsicher, was er als nächstes sagen oder tun sollte.
,,Wie wär's, du und ich und meine Familienkammer nach dem Spiel?" Er wollte das Ganze wohl vereinfachen, doch dabei machte ich nicht mit. Ich wollte von ihm kein weiteres Mal verletzt werden, es hatte beim ersten Mal schon genug weh getan.
Ich schüttelte langsam den Kopf. ,,Ich denke nicht das wir das tun sollten, Draco."
,,Was? Warum nicht?"
,,Warum nicht?" Ich stieß ein sarkastisches Lachen hervor. ,,Fragst du mich gerade ernsthaft warum nicht? Ich bin mir sicher, dass du mich nicht brauchst. Du kannst auch ein anderes deiner vielen Mädchen mitnehmen, ich bin da nur überflüssig. Außerdem muss ich meine besten Freunde gleich beim Spiel unterstützen. Wenn du mich also entschuldigen würdest...?" Ich versuchte, mich an ihm vorbeizuschieben, doch er hielt mich mit eisernem Griff fest und tastete nach meiner Taille, um sie anschließend zu umfassen. Zischend atmete ich ein.
,,Könnte ich, ja." Okay, das war nicht wirklich die erhoffte Antwort, doch wer war ich schon, auf etwas Nettes von ihm zu hoffen? ,,Will ich aber nicht. Außerdem haben wir doch was miteinander... ich dachte, naja, dass... du und ich..."
,,Draco Malfoy, es gibt kein du und ich!", rief ich wütend. ,,Es gibt du und Pansy, oder du und alle Slytherin-Mädels, oder du und so ziemlich jedes weibliche Wesen hier in Hogwarts!"
Er grinste. ,,Die Lehrerinnen eingenommen?"
,,Ja, ich denke schon."
,,Ich weiß ja nicht, die Trelawney ist für meinen Geschmack ein wenig zu... wie sagt man, lächerlich?"
Ich verpasste ihm einen kleinen Stoß vor die Brust und konnte mich gerade noch so vom Lachen abhalten. Gerade noch so.
,,Bist du durch? Darf ich jetzt gehen?"
Er schüttelte den Kopf und sah mir tief in die Augen. ,,Nie", flüsterte er. ,,Nie sollst du gehen."
Meine Augen weiteten sich und meine Wangen liefen rosa an. Würde ich ihn nicht besser kennen, würde ich ihn jetzt küssen. Doch leider tat ich es, ich kannte ihn besser und musste besonders mir selbst ein paar Dinge beweisen, wie, ähm... Unabhängigkeit von Männern und so.
,,Weißt du was?", fragte ich mit bebender Stimme und in einem Anflug von Energie, auf die ich so lange gewartet hatte, ,,ich will nicht, dass du so mit mir spielst. Ich meine, dass ist doch total arschig, findest du nicht? Ja, das, was wir haben, was auch immer es ist, sollte zwanglos sein, aber es fühlt sich seltsam an, dass du auch hintenrum mit Mädchen wie Pansy... rummachst."
,,Rummachst? Interessamt. Ich erinnere mich nicht daran, sie geküsst zu haben."
,,Doch", eriwderte ich prompt. ,,Gestern Abend, sie hat zuerst dich geküsst und du hast sie dann zurückgeküsst. Ich habs genau gesehen."
Er zog gelangweilt die Augenbrauen hoch. ,,Hast du das, ja? Ich weiß, dass du wirklich intelligent bist, aber ich hätte nicht gedacht, dass du alles von mir weißt und mitbekommst. Wie hast du davon erfahren?"
,,Also gibst du zu, dass es stimmt?" Meine Augen füllten sich ungewollt mit Tränen. Wenn das nicht mal krasse Stimmungsschwankungen waren.
,,Ja, es ist passiert. Und? Es hat nichts bedeutet." Draco kam ein Stück näher, so nah, dass ich seine Wimpern hätte zählen können. ,,Das mit dir ist etwas ganz anderes. Du bist klug, sexy und so unglaublich schön...  Oh Gott, das klingt wirklich schleimig. Entschuldigung." Er nahm eine meiner glänzenden Locken und begann, mit ihr zu spielen.

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