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Jubelnde Slytherins stürmten aufgeregt von der Tribüne hinunter aufs Feld, um ihre Mannschaft nah genug zu feiern. Ich konnte schnell erkennen, dass Pansy, die seit dem neuen Schuljahr eine Jägerin im Team war, von ihrem Besen hinunter glitt und an allen anderen Slytherins vorbei stürmte. Ich verfolgte ihre Strecke nur mit den Augen und wandte meinen Kopf schließlich zu dem vermeindlichen Ort, der sich sehr wahrscheinlich als ihr Ziel herausstellen könnte.
Mein Herz blieb stehen und überschlug sich kurz danach ein paar Mal, wie immer, wenn ich ihn sah. Sein weißblondes Haar glänzte wie eh und je unter dem Licht der hellen Mittagssonne; ich stellte fest, dass er wohl vorher bei seinem Gemeinschaftsraum vorbeigekommen war, da er sich ein neues Hemd übergestreift hatte. Das erinnerte mich daran, dass ich noch immer das Seine trug und rollte mich oben rum ein wenig ein, damit es meinen Freunden nicht auffiel.
Draco hatte lässig die Hände in die Hosentaschen gesteckt und schlenderte grinsend auf seine Mannschaft zu. Oder doch auf Pansy? Ich würde es gleich herausfinden. Pansy entdeckte Malfoy, und mein Magen wurde schwer. Sie lächelte verliebt, riss die Arme auf und kam auf ihn zugerannt. Als die beiden voreinander waren, viel sie ihm um den Hals und er-... erwiderte natürlich die Umarmung. Was auch sonst. Ich drehte mich weg; mir war merkwürdig schlecht geworden. Ich spürte Lunas bohrenden Blick auf mir, doch als ich mich nochmal umdrehte, stand sie mit dem Rücken zu mir und beklatschte meine Hausmannschaft.
Nach ein paar Sekunden wagte ich, die Augen wieder auf das Spielfeld zu richten; kurz danach wünschte ich, ich hätte es nie getan. Durch meinen Kopf schossen tausend Fragen.
Bedeutete ich ihm eigentlich irgendetwas?
Was war ich für ihn?
Warum zur Hölle machte er jetzt mit Pansy Parkinson inmitten des Feldes vor all den anderen Schülern rum?
Es traf mich wie ein Pfeil ins Herz, zu sehen, dass sie nun nicht mehr auf dem Boden stand, sonders dass Draco sie hochgenommen und die Hände unter ihren Oberschenkeln platziert hatte. Er packte immer wieder leicht zu. Sie schlang unterdessen ihre Arme genüsslich um seine Schultern. Vermutlich steckten sie einander die Zungen in den Hals. Ich musste leicht würgen, als der Gedanke mich überkam. Eine kleine Gruppe aus Schülern umringte die beiden; manche pfiffen, andere klatschten, doch der Großteil johlte.
Ich starrte wie gebannt auf den gepflegten Rasen, der langsam von der Sonne verdorrt wurde. Meine Augen wurden glasig, sie füllten sich mit Tränen.
Wieso nur hatte ich mich wieder auf ihn eingelassen? Wenn ich ihm jetzt wieder aus dem Weg ging, würde er unangenehme Fragen stellen, bis ich schließlich aus der Haut fuhr und ihm erklärte, dass ich ihn... sehr mochte. Nicht liebte. Das wäre ja auch völlig absurd gewesen. Und vorallem gar nicht möglich. Wie sollte ich, Hermine Granger, ein unbedeutendes Mädchen aus Gryffindor, ihn, Draco Malfoy lieben?
Nein, es war unvorstellbar. Möglich, dass ich in den letzten Monaten einen Funken aus Gefühlen für ihn abbekommen hatte, doch es würde niemals mehr werden. Und damit es gar nicht erst soweit kam, mussten meine Treffen mit ihm aufhören.
Ich ballte die Hände zu Fäusten. Wie hatte er es nur geschafft, mich so zu verarschen?
,,Hermine?", fragte Neville. ,,Kommst du oder nicht?"
Ich schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken fassen zu können und erwiderte: ,,Ja, ich komme." Ich folgte Neville und Luna die Treppe von der Tribüne hinunter. Hoffentlich würde sich noch rausstellen, wohin ich kommen sollte.
Unten auf dem Feld lenkten mich die beiden Richtung Harry, Ron und Ginny. Sie rannte auf mich zu und fiel mir um dem Hals.
,,Hermine! Da bist du ja, ich konnte dich nirgendwo im Publikum entdecken! Wir haben verloren, das hast du ja gesehen."
,,Aber nur, weil Harrys Besen spinnt. Er hätte den Schnatz sonst locker zuerst gefangen. Ich hasse Blaise", mischte sich Ron vorlaut ein. Harry zuckte mit dem Schultern und ließ den Kopf hängen.
,,Was höre ich da, Weaselbee? Du hasst meinen besten Freund?"
Mich durchzuckte ein Blitz und ich fuhr herum. Ron und Harry konnten problemlos über meinen Kopf hinweg sehen. Ginny hatte immer noch einen Arm um meine Taille gelegt.
Draco.

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