„Machiavelli begründete noch zwei weitere Wege, wie man vom Privat Stand aus zur Fürstenwürde gelangt. Doch diese werden wir morgen besprechen." Wie aufs Stichwort lief die Sanduhr aus, die Professorin Malia, angesehene Historikerin und Linguistikerin, am Anfang der Stunde auf das Pult gestellt hat.
Die Sanduhr wurde hier statt einer Klingel benutzt, die Anfang und Ende der Stunde ankündigte. Der Unterricht war an mir vorbeigezogen wie eine kurze, heftige Windböe.
Wieso war mir vorher nie aufgefallen, was die unterschwellige Nachricht, welche in jedem Fach vermittelt wurde, war.
Geographie hatte wie ein Meeting im Pentagon geklungen (wir sahen die Grenzbeziehungen aus, wo waren Taktisch gute Angriffspunkte). Algebra war ein Hybrid aus traditionellem Algebra und Wirtschaft gewesen. Und Geschichte fokussierte sich auf Herrscher die sich lange hatten halten können, bemerkenswertes Talent an den Tag gelegt hatten oder, wie Nicolle Machiavelli, ein sadistisches Buch über Eroberungen verfasst hatten.Erobert und Verhinderung einer Eroberung war das Kredo, welches unaufhörlich den jungen Lords und Ladies zugeflüstert wurde.
Während ihre Herrschaften aufstanden, um sich auf den Weg in die Mensa zu machen, blieb ich sitzen, sah aus dem Fenster und ignorierte geflissentlich die brennenden Blicke des Mädchens, dessen Platz ich eingenommen habe.
Sie war zum Direktor geschickt worden und Professor Martins hat sich kooperativ gezeigt.
„Hast du keinen Hunger?"
Ich sah zu Viktor auf und wunderte mich kurz, ob er mich wirklich nicht erkannte. Ich war die Einzige Stipendiatin in dieser Klasse gewesen. Aber seine Augen waren leer, zeigten kein Zeichen von Erkennung.„Noch nicht", antwortete ich. Viktor und ich lieferten uns kurz ein Blickduell, welches er mit einem Schulterzucken beendete und anschließend mit seinen Freunden den Klassenraum verließ. Ich drehte meinen Kopf erneut zum Fenster. Den kurzen Atemzug begrüßend, der mir dadurch gegeben wurde. Er hielt nicht laneg.
Als die Klasse ganz leer war, traute sich Professorin Malia zu mir heran. Sie hatte mir bereits die ganze Stunde über nervöse Blicke zugeworfen (anders als der Professor in Algebra, welcher anscheinend versucht hat mich mit Blicken zu erdolchen). Sie hatte erst gar nicht einen Blick in die Klassenliste geworfen (wie der Herr vor ihr) sondern hatte mich lediglich begrüßt und war dann zu ihrer Tagesordnung über gegangen. Es hat sich unter dem Kollegium wohl schnell herumgesprochen, dass diese Klasse eine neue Schülerin hat.
„Ms... Madame Denaux?" Ich lehnte mich entspannt zurück und hob den Kopf. Obwohl ich diejenige war, die zu ihr aufsah, sah das kleine Gesicht der etwas älteren Frau angespannt aus. „Ms Ryan", korrigierte ich sie freundlich, was eine Reihe von Schweißperlen auf ihrer Stirn glänzen ließ.
„Ms Ryan", sie räusperte sich. „Ich wollte nur sichergehen, dass sie allem folgen konnten. Sie haben immer hin ein Jahr verpasst und..." Sie ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen.Sichtlich unangenehm holte sie ein Stofftaschentuch hervor und tupfte mit graziösen Bewegungen ihre Stirn ab. Dabei streifte ihre zitternde Hand ihren zitternden blonden Bob. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters verlieh ihr dieser Junge Schnitt eine erfrischende Aura, untermalt von Strenge. Ich erinnerte mich an ihre angenehm dominante Art im Unterricht, welche ihr jetzt jedoch gänzlich fehlte. Es war die Art wie sie Denaux gesagt hat, fiel es mir auf. Als ob sie was bitteres im Mund hätte.
„Mir ist bewusst, dass ich mich im Rückstand befinde." Mir war nur nicht klar gewesen wie sehr. „Aber lassen sie das meine Sorge sein, ich habe exzellente Unterstützung." Ich sah ihr bei diesen Worten direkt in die Augen, machte ihr verständlich, dass ich sie dazu zählte.
Sie zögerte, nickte dann jedoch. „Natürlich, Natürlich! Ich werde mein bestmöglichstes tun, aber...haben sie noch andere Quellen wo sie..." Mein Kopf neigte sich leicht, passte sich dem Winkel einer Schweißperlen an, die sie übersehen hat wegzutupfen und die ihr jetzt den Hals hinab lief. "Ich habe einen fantastischen Nachhilfe Lehrer." Den ich erst noch finden musste.
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Schachmatt - Das Endspiel (#4)
Romance"Ich bin deine Frau, deine Freundin und deine Geliebte, aber ich werde niemals deine Königin sein." "Wenn du nicht mein bist, wessen dann? Gabriels?" Ethan stieß das letzte Wort mit so viel Hass aus, dass der Raum sich augenblicklich kälter anfühl...