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Ohne es zu wollen, war ich Neugierige geworden. Wer war dieses Mädchen, die sich an diesem Ort an Schokolade erfreute.

Es war wie die Neugier bei dem Griff in ein Bücherregal. Der Buchrücken sah interessant aus, der Titel stach einem ins Auge und ohne es zu wollen, wollte man mehr wissen. Ob einem der Ausschnitt dann gefiel oder nicht, war eine Frage von Zeit.

Egal wie man es drehte und wendete, hatte man viel Zeit zur Hand, würde man eher dazu neigen, dass Buch zu kaufen, auch wenn der Ausschnitt nicht so ansprechend wirkte, wie vielleicht der Einband. Letztendlich war es nur ein Ausschnitt des ganzen und zur Not würde das Buch einfach eine hübsche Ergänzung im eigenen Bücherregal werden.

„Miss... Ich fühle mich dazu verpflichtet... es ist illegal in ein fremdes Zimmer einzubrechen".
Ein einzelner Funken Verstand hielt mich davon ab, zu dem Captain herum zu fahren und offen in sein Gesicht zu lachen.

Meine Definition von illegal hatte eine neue Bedeutung angenommen.
Und wenn man es offiziell betrachtete, hatte ich illegal dieses Gelände betreten. Der Ring wies mich nicht unbedingt als eine Schülerin aus und wie es schien, war Mia Ryan bereits ersetzt worden.

„Ich habe nicht gewusst, dass mein Zimmer bereits weiter gegeben wurde", sagte ich, ohne den Captain dabei anzusehen, sonst hätte ich vielleicht wirklich angefangen zu lachen... dass hier war das un-illegalste was ich in dem letzten Jahr gemacht habe. Obwohl er im Recht war. Es fühlte sich an, als würde ich das Sanktuarium einer anderen Person beschmutzen. Wenn der neue Bewohner mich hier fand, würde sie sich dann noch sicher fühlen?

„Wo werden die Sachen der alten Bewohner hingebracht?" Ich drehte der Schokolade den Rücken zu und schloss innerlich eine Tür, von der ich nicht gewusst habe, dass sie noch offen gewesen war. Das Leben der Mia Ryan.

Captain Lincols Gesicht war nichts sagend, als er sagte: „Sie werden weggeschmissen."
„Dann sind wir hier fertig." Ohne mich noch einmal umzudrehen, verließ ich das Zimmer. Es war schade um den Kalender und das Lexicon von Schrauben, in das ich eine Kuhle geschnitten hatte, um Mamans Bild und Spange zu verstecken.

„Vielleicht ist es noch nicht zu spät", sagte der Captain in einer Hast, in welcher ein Außenstehender meinen könnte, ich würde dem Mann den Kopf abreißen, wenn er etwas Falsches sagte.

„Nicht nötig."
Der Captain schien nicht beruhigt, doch ich beließ es dabei. Wir liefen den Gang zurück zur Haupthalle. In Gedanken versunken bemerkte ich erst, dass wir erneut in der Haupthalle angekommen waren, als ich die Stimme hörte, die mir das Leben hier am meisten zur Hölle gemacht hat.

„Es wird ein Banket geben! Mutter hat mir versprochen ein neues Kleid anfertigen zu lassen." Naomi und ihre Entourage, alle in glitzernden Kleidern und wunderschön gestylten Haaren schritten zu den Silber markierten Aufzügen, als würde ihnen die Welt gehören. Und so benahmen sie sich auch.

Die ohnehin schon leise Laute zurückwerfende Halle, warf ihre lauten Stimmen um das Gut zehnfache zurück und ließen jeden weiteren an ihrer Konversation teilhaben. „Es wird aus golden durchzogener Seide gefertigt!"

Beim näher kommen erkannte ich das rote Glühen in ihren Wangen und den leichten Alkoholgeruch. Meine Schritte fühlten sich dabei schwer wie Blei an. In den Nächten hier hatte ich vor Angst vor ihr unter Magenkrämpfen und Albträumen gelitten.
Ich hatte sie nicht so bald wiedersehen wollen.

„Meine Schwester war bereits auf einer von Lord Lockhearts Feiern", lallte Naomi. Jaswinda schnappte nach Luft, was nicht unbemerkt an der Gruppe Junger Frauen vorbeiging, da der silberne Aufzug nur wenige Meter von dem goldenen Stand. „Was ist", fauchte Naomi in unsere Richtung, kaum, dass Jaswinda ihre Atmung wieder im Griff hatte.

Schachmatt - Das Endspiel (#4)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt