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Mia

Hades Antwort bestand lediglich aus einem knappen Ja, bevor die Verbindung sofort wieder gekappt wurde. Während meine Augen den Menschen auf den Straßen, den Lichtern der Casinos und Hotels folgten, fragte ich mich, in welcher Gasse sich Hades wohl gerade befand und meine dreckige Arbeit erledigte.

Sein Ja war viel mehr als nur knapp gewesen. Es hatte ein nichtssagender, emotionsloser Ton in seiner Stimme nachgeklungen, den Ich inzwischen als seinen Arbeitston zu identifizieren glaubte.

Welche Komplikationen meine helle Königin dazu auch gezwungen hatten, in Aktion zu treten, würde ich ihn bei unserem Treffen fragen. Fakt war, um mehr Kontrolle über dieses Leben zu erlangen, musste ich bereit sein mich dessen dunkelsten Schatten zu stellen, um nicht irgendwann von besagten Schatten überrascht zu werden.

Innerlich konnte ich mir ein Seufzen nicht verkneifen. Dank meines Dornröschenschlafes wusste ich nicht die exakte Zeit, in der wir uns schon auf amerikanischen Boden befanden. Doch ich mochte wetten, dass es kurz genug sein dürfte, um solche Komplikationen rechtfertigen zu können.
Meine erste und wohl wichtigste Aufgabe war zu erfahren wer diese Stadt und Umgebung besiedelte.

Zu wissen wer mir an den Kragen wollte und welche mir ungefährlich waren, würde eine große Erleichterung sein.
Und wenn sich unter ihnen solche finden lassen sollten, die womöglich sogar gewillt waren gegen ihr Leben zu wetten und sich gegen Ethan zu stellen...

Ethan hatte gerade erst angefangen, seine Kontrolle zu festigen. Wenn ich schnell genug war und die richtigen Kontakte fand

Es war eine kurze Autostrecke von Vegas zur Anlage des The Heavens und Hells. Etwas über dreißig Minuten später fuhr der Wagen vor dem großen Eingangstor vor. Die extra Minuten waren dem schlechten Verkehr in Las Vegas Straßen zu Schulden gewesen.

Die Luft war trotz der Abendstunden stickig. Unser Fahrer, eine mehr oder weniger verhüllte Person, sprach in die Sprechanlage und warf mir kurze Zeit später einen Blick durch den Rückspiegel aus zu. Er war nichtssagend, die dunklen Augen unter den dichten Augenbrauen erschienen Tod und abgestumpft.

Als ihm wohl aufging, dass ich ihn nicht verstand, kramte er kurz in dem Handschuhfach herum, zog einen Block hervor und schrieb eilig etwas auf. Als er fertig war, hielt er mir den Block hin. Darauf stand in krummer, ungeübter Schrift : „Sie wollen das Tor nicht öffnen."

Mein erster Instinkt war Hades anzufunken, doch ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, da verwarf ich ihn bereits. Stattdessen fokussierte ich mich auf meinen Ring. Das Ding konnte heilen, hacken, und Stimmen in meinem Kopf projizieren. Weshalb also sollte es keine Türen öffnen. Vor allem da Gabriel hier zu Hause gewesen war. Es benötigte nur ein kleiner Stoß, da öffnete sich bereits das Tor von selbst und gewährte uns die Weiterfahrt.

Und das war erst der Anfang. Ich hatte meine Ankunft nicht im großen Stil ankündigen wollen, für wen auch, doch eine kleine Machtdemonstration würde mir vielleicht den Ärger sparen, mögliche Anstöße auf erneutes Mobbing zu umgehen, ohne dass ich jemanden würde ernsthaft wehtun müssen.

Also sorgte ich dafür, dass jedes Licht entlang der langen Auffahrt eingeschaltet wurde, und erlosch, wenn unser Wagen daran vorbei fuhr.

„Das ist eine Schule?" Jaswindas atemloses, fast schon kindlich bewunderndes Flüstern erwischte mich derart unerwartet, dass ich beinahe die gesamte Anlage in eine helle Disco Kugel verwandelte. Ich spürte wie die Schaltkreise des Ringes haarscharf an irgendwelchen Elektromagnetischen Wellen vorbeifuhr, die mit der gesamten Stromversorgung dieses Ortes Verbunden war. Es war eine seltsame, körperlich derart unbekannte Erfahrung, dass ich eine Gänsehaut bekam.

„Es ist ein Internat für wohlhabende Menschen", erklärte ich ihr, obwohl ich wusste, dass diese Information nichts Neues für sie sein dürfte. Doch Jaswinda hörte mich gar nicht. Ihre Nase klebte an der Scheibe des Autofensters, um ja nichts zu verpassen.

Der Anblick erinnerte mich an mich selbst, als ich zum ersten Mal die Wohnanlage gesehen habe. Der Turm erstrahlte in Glanz und Gloria. Er würde erst in zwei Stunden sein Licht dimmen, um mögliche Flugzeuge nicht zu blenden. Ich war ein Mittelloses Mädchen aus Queens gewesen. Jaswinda war ein Mädchen aus unterdrückten Verhältnissen. Ich konnte mir nicht Ausnahmen, was dieser Ort für sie darstellen musste. Freiheit kam dem Gefühl auf ihrem Gesicht vielleicht am nächsten.

Wäre ich nicht sicher, dass sie sich bereits so an die Fesseln einer oberen Macht gewöhnt hatte, ich könnte fast glauben sie hier zurückzulassen und ihren eigenen Weg finden zu lassen. Doch dieser Zug war abgefahren.

Ein leises Klopfen lenkte meine Aufmerksamkeit zurück zu unserem jungen Fahrer. Er hatte mit den Knöcheln gegen seine Scheibe geklopft und zeigte nun auf etwas außerhalb der Windschutzscheibe.

Auf der Straße vor uns hatten sich Männer mit Waffen positioniert, die auf unseren Wagen hielten. Ein Waffen Konflikt jagt dem nächsten. Unbewusst hatte ich angefangen eine leise Melodie zu summen, die zum Takt des Satzes passte, der sich in einer Art Dauerschleife in meinem Kopf abspielte. Ich schüttelte ihn ab und konzentrierte mich auf die Männer. Ein leises Summen sagte mir, dass jeder Einzelne von ihnen einen Key-Schlüssel trug.

Einer von ihnen hatte ein Megaphon ausgepackt und hielt es bereits gegen seinen Mund, als seine Hand plötzlich zur Seite guckte, als hätte ihm jemand einen Stromschlag verpasst. Unbewusst drehte ich einmal an dem Weißen Ring, erstaune wie viel Energie in so einem kleinen Ding steckte, und zwang mich anschließend sofort meinen Griff auf den Key Schlüssel des Anderen zu lockern.

„Halte an." Der Wagen kam sofort zum stehen.
„My Lady?" Jaswinda hatte sich vom Turm losgerissen und sah mich fragend an. Sie musste mein Vorhaben in meinem Gesicht ablesen, denn auf einmal strahlte sich eine tiefe Ruhe aus, streckte die Hände nach mir aus und machte sich daran, irgendetwas in meinem Gesicht und meinen Haaren in Ordnung zu bringen.

Kaum war sie fertig, wurde die Tür auf meiner Seite geöffnet. Der Fahrer war unbemerkt ausgestiegen und hielt mir ganz dem Erscheinungsbild einer wohlhabenden Person die Tür auf.
Elegant glitt ich aus dem Wagen inneren und trat entspannt auf die lange Auffahrt.

Die Männer die uns den Weg versperrten hatten sichtlich Mühe das Bild einer bedrohlichen Elite Einheit aufrecht zu erhalten. Doch inzwischen war keiner mehr von ihnen in der Lage, ihre Waffe aufrecht zu halten, denn jedes ihrer Key-Armbänder schlug ihnen in sicheren Abständen Stromstöße durch die Nervenbahnen.

Langsam aber sicher breitete sich ein Stechen hinter meiner Stirn aus und meine eigene Hand begann zu zittern. Ich vergrub beides unter einem charmanten Lächeln, so wie ich einige Meter vor dem Trupp zum stehen kam. „Guten Abend Die Herren." Es entstand eine komische Stille, in denen die Männer wohl zu verdauen versuchten, was gerade geschah. Zumindest glaubte ich das. Bis einer von ihnen einen Schritt nach vorne trat und mit zusammengekniffenen Augen auf meine Hand starrte.

„Miss, wir müssen sie bitten, umzudrehen", sagte er nach einem Moment. Ich lächelte, streckte unauffällig meine Hand weiter ins Licht und sagte geduldig: „Ich gehe hier zur Schule und komme gerade von einer ausgedehnten Beurlaubung zurück. Familiäre Gründe."

Es waren sechs von den dreizehn Männern. Sobald das Licht der integrierten Scheinwerfer am Rande der Einfahrt auf den weißen Ring fiel, ließen sie sofort die Waffen sinken, sehr zur Verwirrung ihrer Kollegen. Der Vordermann, der, der mit mir gesprochen hatte, war bei den Worten „familiäre Gründe" eine Spur blasser geworden.

„Sie werden mich unter Mia Ryan finden."

Schachmatt - Das Endspiel (#4)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt