Mia
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Panik erfasste mich, kaum, dass ich die Augen öffnete. Mein Magen drückte sich nach oben und meine Ohren waren zu von dem zu hohen Druck in der Kabine. Wir verloren an Höhe. Und das nicht gerade langsam.Ich sah mich hektisch um, meine Finger krallten sich dabei in das weiche Material meines Sitzes. Wo waren die Stewardessen? Wo blieb die Durchsage dar Piloten? Wo war Jaswinda! Ihr Platz mir gegenüber blieb leer, egal wie oft ich blinzelte.
War sie vorne bei den Piloten? Oder hinten im Zimmer? Bad? Waren die Anderen bei ihr? Ich versuchte aufzustehen, doch der Druck ließ mich schmerzhaft zurück auf meinen Sitz krachen.
„Wir werden Sterben."
Alles in mir wurde still und ich vergaß zwei Atemzüge lang, dass mein Körper eigentlich Sauerstoff benötigte.
Dort, wo Jaswinda eben noch gesessen hatte, saß jetzt eine. Ihre Haare waren Raspelkurz geschnitten und umrahmten ihr hohe Wangenknochen und legten ihre blitzenden, dunklen Augen frei. „Maman?"
Cloè, die Frau mit dem Mona Lisa Lächeln. So hatte sie zumindest jeder in unserer Nachbarschaft gennant. Ihren wahren Nachnamen, wusste ich nicht, oder ich erinnerte mich schlichtweg nicht an ihn, weil sie früh gestorben war. Doch trotz ihres frühes Todes, hatte sich das Gesicht dieser Frau in mich hineingerannt. Manchmal fragte ich mich, was aus mir geworden wäre, wenn sie mich weiter so stark geprägt hätte, wie zu Anfang meines Lebens.
„Du denkst schon wieder zu viel, ma Petite."
Ich blinzelte, überrascht und ein wenig verstört über die Worte, die sie mir als Kind mindestens drei Mal pro Tag gesagt hatte. Denk nicht so viel, ma Petite; Zu viele Gedanken können dich vergiften, ma Petite; Dein Kopf raucht schon, ma petite.„Mia."
„Ja , Maman", antwortete ich automatisch, und schüttelte keine Sekunde später über mich den Kopf. Ich hörte mich an wie ein Kind. Was machte ich hier? Oder viel mehr : „Was machst du hier, Maman?" Es war offensichtlich, dass das hier ein Traum war, aber ich wusste nicht, was mir mein Unterbewusstsein damit sagen wollte. Cloè lächelte angesichts der Frage ihrer Tochter sanft. Es war mehr ein Zucken ihrer Mundwinkel, als ein richtiges Lächeln, ein Mona Lisa Lächeln eben.„Ich fürchte neben meinem Starrkopf, habe ich dir auch meinen schlechten Geschmack in Männern vererbt."
Ethan hat mich nie geschlagen, wollte ich automatisch erwidern, wobei ich mich sehr wohl erinnerte, dass er schlimmeres getan hatte.
Doch allein der Gedanke, meinen Vater mit Ethan zu vergleichen, ließ mir die Haare zu Berge stehen.Ich schwieg nichtsdestotrotz. Ich schwieg und befreite mich von meinen Gedanken. Maman würde erst reden und offenbaren weshalb sie hier war, wenn sie dazu bereit war. Selbst wenn sie lediglich eine Ausgeburt meines Unterbewusstseins war, verhielt sie sich so, wie noch zu Lebzeiten.
Sie hatte an die Stärke und Unabhängigkeit der Frau geglaubt und mich so gut wie immer selbst auf die Probleme kommen lassen, die ich verursacht hatte. Wie das eine Mal, als mein Vier jähriges Ich nicht verstanden hatte, dass man die Geheimnisse anderer Leute nicht ausplaudert, wenn man sie versehentlich aufgeschnappt hatte. Naiv hatte ich Maman von der Affäre unserer Nachbarin erzählt und sie gefragt, warum Mrs. Smith einen anderen Mann küsste, wenn die Prinzessin doch nur ihren Prinzen küssen durfte.
Maman hatte sich alles schweigend angehört und dann nur geantwortet dass ich selbst wissen müsste, was zu tun sei. Ihre Antwort hatte meinen kleinen Verstand überfordert, da ich doch nur hatte wissen wollen, weshalb sie jemanden anderen küsste. Fremdgehen war mir damals noch ein Fremdwort. Unter Mamans Augen hatte ich dann Mrs. Smith am nächsten Tag während der Spielstunde selbst gefragt.
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Schachmatt - Das Endspiel (#4)
Romance"Ich bin deine Frau, deine Freundin und deine Geliebte, aber ich werde niemals deine Königin sein." "Wenn du nicht mein bist, wessen dann? Gabriels?" Ethan stieß das letzte Wort mit so viel Hass aus, dass der Raum sich augenblicklich kälter anfühl...