Mia
"Captain Lincol, ehemaliger Seargant der dritten Division für Außeneinsätze", stellte sich der Mann vor und stellte sich, mit gesunkener Waffe, vor seine Männer. Er schirmte mich damit von seinen Männer ab, die ihre Waffen noch nicht gesenkt haben.
Diese Reaktion sorgte für offensichtliche Verwirrung bei denjenigen, die nicht bei dem Anblick des Ringes reagiert hatten.
Ich registrierte diese kleine, doch bedeutende Information, ohne mein Lächeln einen Millimeter verrutschen zu lassen. "Angenehm, Captain Lincol." Ich streckte ihm die Hand entgegen. Er ergriff sie nach einem kurzen Moment des Zögerns. Er war kurz genug gewesen, als das seine Männer es bemerkt hätten, doch lang genug für mich um es merkwürdig zu finden.
Ich hatte nicht viel Kontakt zum Militär gehabt, außer der Divisionen meines Mannes, doch mindestens ab dem Rang eines Seargants, wurde einem das Zögern abtrainiert.
Als seine Haut den weißen Ring streifte, verspannte sich sein Körper minimal.
Aus einem Gefühl, fast schon einem Reflex folgend, ließ ich den Ring ein wenig vibrieren. Ganz leicht nur.
Captain Lincols Hand schnellte zurück.
Neben mir stieß Jaswinda ein zischendes Geräusch aus und ich meinte etwas wie: „Unhöflicher Bastard", zu hören.Ich warf ihr einen strengen Blick zu. Es war besser, nicht gleich am ersten Tag sich bewusst einen Feind in der security zu machen. „Verzeihung, Madame", murmelte der Captain, der nichts von Jaswindas Ausbruch mitbekommen zu haben schien.
Ich winkte ab. „Alles in Ordnung, Captain."
Mit der Bewegung meiner Hand flackerten die Lichter um uns herum, was selbst mich kurz überrascht inne halten ließ.„Jemand sollte sich die Stromversorgung ansehen", sagte mein Fahrer nach einem Moment des Schweigens, bevor er sich mit einer leichten Verbeugung zu mir umdrehte und zurück zum Auto ging. Ich wusste nicht, was er vorhatte, doch ich vertraute ihm genug, um ihn kommentarlos zu lassen.
Wenige Sekunden später hörte ich das schnurren eines Motors und Reifen auf Kies.
Captain Lincol räusperte sich. „Wir werden sie selbstverständlich bis zum Turm begleiten, Madame."Der Wagen kam hinter uns zum stehen. Die eingeschalteten Scheinwerfer ließen meinen Schatten in schiere Unendlichkeit erstrecken. Er verleibte sich Captain Lincols ein und zog an den anderen Männern vorbei. Unantastbar und unbemerkt, da Schatten dazu tendierten geheimnisvoll zu sein. Wie oft hatte ich mir gewünscht, genau das zu sein. Und das genau an diesem Ort.
"Nach ihnen, Captain", sagte ich. Mit der Hand wies ich höflich in die Richtung der dunklen Fahrzeuge, die Abseits der Einfahrstraße standen und die, auf den ersten Blick, mit der Nacht und den von den Licht erzeugten Schatten verschmolzen. Der Captain blinzelte überrumpelt, nickte aber anschließend. "Natürlich." Er drehte sich zu seinen Leuten, machte eine Handbewegung und ich beobachtete erstaunt wie sie sich sofort aufrichteten und zurückzogen.
Sah so ein eingespieltes Kommando und bedingungslose Loyalität aus? Ich drehte mich um. "Komm", sagte ich geistesabwesend zu Jaswinda. Es dauerte einen Moment, bis sie mir folgte. Ihre Schultern wirkten seit betreten des Geländes aus Granit. Jaswinda, wie sie nun mal war, wann war sie jemals wirklich entspannt, hatte sich dazu nicht geäuerst, weshalb ich ebenfalls geschwiegen hatte. Der Umstand ihrer Emotionen waren mir immer hin mehr oder weniger bewusst, doch erst jetzt, mit Captain Lincols Männer als Vergleich, wurde mir das ausmaß ihrer Angespanntheit wirklich bewusst und der darunterliegenden Abgrund. Und es verzweifelte mich, gelinde gesagt, dass sie nach allem, was passiert ist, nicht den Mund aufmachen konnte. Wir stiegen zurück ins Auto und im inneren des Wagens gab ich seufzend nach. "Was gibt es?"
"Nichts", erwiderte Jaswinda eine Spur zu schnell. Der Wagen setzte sich in Bewegung und ich konzentrierte mich darauf die Lichter auszuschalten, wenn wir an ihnen vorbeifuhren. "Sag es", brach ich das Schweigen, gab Jaswinda eine letzte Chance auszusprechen, was ihr wohl seit meiner ersten Offenbarung, zurück zur Schule zu gehen, auf der Zunge lag. Wir fuhren bereits die Auffahrt zum Turm entlang und wenig später würde ich knietief in der Verarbeitung meiner eigenen Albtärume stecken.

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Schachmatt - Das Endspiel (#4)
Romansa"Ich bin deine Frau, deine Freundin und deine Geliebte, aber ich werde niemals deine Königin sein." "Wenn du nicht mein bist, wessen dann? Gabriels?" Ethan stieß das letzte Wort mit so viel Hass aus, dass der Raum sich augenblicklich kälter anfühl...