A Talent's Voice

Part 9

"Die Kette die du trägst... Hat die eine wichtige Bedeutung?" Ich weiß nicht, ob ich das erzählen soll. Die Kette ist die Hand der Fatima. Ich trage sie nicht aus dem Grund des Glaubens, Mein 10 Jahre älterer Bruder hat sie einmal von einer Klassenfahrt mitgebracht. Seit dem trage ich sie Tag und Nacht. Seit ich 7 Jahre alt bin. Sie bedeutet für mich nicht die eigentliche Bedeutung der Hand, sie bedeutet mir eher meinen Bruder. Bis zu meinem 10. Lebensjahr bin ich mit ihm aufgewachsen. Dann ist er nach München gezogen, um dort zu studieren. Das war eine sehr schwere Zeit für mich. Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen und zu verarbeiten. Ich wusste auch erst eine Woche vor seinem Auszug davon. Er wollte mir die längere Trauer ersparen, die ich noch viel länger hätte ertragen müssen, hätte er es mir früher gesagt. Er war immer der, der mich getröstet hat, und mir geholfen hat. Er hat mich auch geärgert, veräppelt und das alles. Ein großer Bruder eben. Seit er ausgezogen ist, habe ich des öfteren besucht. In München ist es sehr schön... Immer wenn ich auch jetzt noch traurig bin und er nicht da ist, nehme ich die Kette in die Hand, und stelle mir vor, wie ich ihm das alles erzähle, und er mir hilft. In Gedanken versunken merke ich erst ein wenig spät, dass Steff noch auf eine Antwort wartet. "Oh, entschuldigung... Sie hat eine wichtige Bedeutung für mich, aber... ich bin mir nicht sicher, ob ich es erzählen will." nuschel ich. Sie nickt nur verstehend. "Tu dir keinen Zwang an, wenn du reden willst, dann rede, in Ordnung?" Ich nicke. Ihr Verständnis haut mich echt um. "Was singst du denn gerne? Also Deutsch, Englisch, Schlager oder so?" Ich schaue sie entgeistert an. "so schlimm?" lacht sie. "Bloß kein Schlager! Ich singe gerne Englisch. Ich mag besonders so Lieder wie Patience..." Während ich das ausspreche, kommen mir wieder die Tränen, welche ich versuche schnell weg zu blinzeln. "Ist alles gut? Du sollst doch nicht weinen" Steff legt ihre Hand auf meinem Arm, was eine sehr beruhigende Wirkung auf mich hat. "Naja, als das Lied um 00:00 Uhr als Premiere auf Youtube kam, war ich so nervös... In der Zeit hatte ich ein schlechtes Gewissen meiner Familie gegenüber, obwohl ich doch garnichts getan hatte. Dann kam das Lied. Da kannte ich Yvonne noch garnicht so lange. Aber ich mochte sie sehr, und ich hatte immer den Wunsch, sie einmal zu treffen. Und dann eben das Lied. Sie war selber im Chat auf Youtube. Sie hat mit den Zuschauern kommuniziert. Ich habe mich so erdrückt gefühlt, weil sie irgendwie so nah war, aber trotzdem nicht zu erreichen. Und da haben meine eigenen Zusprüche, sie ist auch ein Mensch der genau das macht, wie alle anderen auch, nicht geholfen. Das Lied war sehr traurig, so schwer hat es sich angefühlt. Ich habe die ganze Nacht durch geweint. Und immer hatte ich meine Familie im Kopf. Aber es war niemand da, mit dem ich hätte darüber reden können. Ich meine, dass ich wegen einer bekannten Sängerin so emotional werde, da hält man mich doch für verrückt, oder nicht?" Ich sehe Steff an. "Nein, das ist nicht verrückt. Mir ging es so ähnlich..." Überrascht sehe ich Steff an. Dann bin ich also nicht alleine. Steffs Hand ruht noch immer auf meinem Arm. "Du darfst nicht denken, dass du damit alleine bist, okay? Zeig ruhig Emotionen, wenn du es für richtig hälst." Ich lächel sie dankbar an. "Danke." sie lächelt. "Also, wir wären fertig. Dann kommt jetzt gleich das Kamerateam, für die Aufzeichnung. Ich werde dich einfach fragen, was du dir vorstellen könntest einmal aus zu üben, und wie lange du schon singst, und was du gerne singst. Also das halt." sie lächelt sanft. Ich nicke. Dann kommt das Kamerteam, und baut die Lampen und die Kamerapositionen auf.