Der Drehtag ist vorbei, und ich habe mich mehr oder weniger vor Jana versteckt. Wir stehen in einem relativ offenem Raum. In diesem steht das Team Steff. Sie selber kommt gerade in die Nähe des Raumes, um gleich hier rein zu kommen. Ich stehe am Rande und warte auf ihre Ankunft. Jana habe ich aus den Augen verloren. Aber plötzlich steht sie neben mir. "Warum?!" Zischt sie mir fast kreischend ins Ohr. Eine komische Mischung die nicht laut aber sehr schmerzhaft im Ohr ist. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir so einen Gefallen tue? Nach dem was du mir angetan hast? Glaubst du das wirklich?" frage ich sie ruhig. Sie scheint mich wieder an die Wand drücken zu wollen, das scheint für sie ein Zeichen von Macht zu sein. Bevor ihr Arm auf meiner Schulter liegen kann, schlag ich ihn weg. Mit 12 Jahren hatte ich einmal beinahe einen Nervenzusammenbruch, weil ich mich so eingeengt und gezwungen gefühlt habe. Denn ich war immer für die anderen die kleine brave, die nichts versteht und äußerst naive, die die immer macht was ihr gesagt wird, weil sie zu schwach ist um sich zu wehren. Die immer gehorsam ist. Ich war immer devot und wurde allen unterworfen. Irgendwann hatte ich aber kurz gesagt keine Lust mehr darauf. Ich wollte nicht mehr diese Rolle spielen. Ich habe mich so eingeengt gefühlt, denn diese Rolle hatte sich wie eine Haut um mich gelegt. Der einzige Ausweg aus dieser Haut wurde von den Menschen versperrt, die diese Rolle gerne ausgenutzt haben. Ich wollte auch einmal bestimmen, auch einmal das Gefühl haben nicht immer ganz unten zu stehen. Auch ein einziges mal die Macht zu haben, nein zu sagen. Als ich dies einmal meiner Familie gegenüber geäußert hatte, dass ich mich so in diese Rolle gezwungen fühle, stieß dies auf Unverständnis. Es kamen Kommentare wie 'Es zwingt dich doch keiner so zu sein' und das alles. Dabei habe ich nie behauptet, es sei von meiner Familie aus. Ich liebe meine Familie sehr, aber auch unter ihnen gab es einige, die mich gerne so gesehen haben, in dieser Rolle. Die aber nicht gesehen habe, dass ich mich so unwohl fühle. Sie konnten das Gefühl nicht nachvollziehen, welches ich dabei verspürt habe. Aber Gefühle beschreiben konnte ich sowieso noch nie wirklich gut. Aber wenn ich sie versuche zu beschreiben, verstehen das viele nicht, oder unterbrechen mich und versuchen meine Sätze zu vervollständigen weil ihnen meine Erklärung zu lange dauert. Und dann wundert man sich, warum ich nicht mehr so viel erzähle. Egal ob von Gefühlen oder vielleicht auch meinen Erlebnissen vom Tag. Ich kann jetzt gegenüber von Jana nicht schon wieder diese Rolle der unterwürfigen annehmen. Ich kann das nicht, das schaffe ich nicht. In mir kocht die unbändige Wut hoch. Ich kann diese nicht kontrollieren. Jana sieht mich immernoch überrascht an. Ich habe mich gerade gegen sie gewehrt, gegen ihre Machthabende Geste. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich deine Drohungen auf mir sitzen lasse? Deine Taten? Soll ich dir mal diese Schnittwunden zeigen, die vermutlich lange, wenn nicht für immer als Narben zu sehen sind? Willst du sie wirklich sehen? Oder soll ich es lassen, willst du vielleicht selber nicht sehen, zu was du fähig bist, zu welchen abscheulichen Taten?" Ich werde immer lauter, aber auch immer wütender. Mir kommen auch langsam die Tränen. "Soll dir mal jemand drohen, mit Verletzungen, mit Verletzungen an dir oder an Menschen die dir wichtig sind? Verletzungen die du dein ganzes Leben lang noch sehen wirst? Die dich kennzeichnen, wegen dem puren Egoismus einer andern Person? Ich lasse nicht zu, dass du mir oder anderen soetwas nocheinmal antust, ich lasse nicht zu, dass du die machtlosen Positionen anderer ausnutzt. Du stehst nicht über mir. Du wirst mich dir nie wieder so unterwerfen, ich will nicht mehr unterworfen werden, ich will nicht immer als die kleine brave und naive gesehen werden, mit der man alles machen kann, die man herumschubsen kann wie man will. Die man verletzen kann wie man will." Die Tränen laufen meine Wangen hinunter, während ich Jana praktisch anschreie. Nach meinem Ausbruch laufe ich weg, entferne mich von Steff's Team. Weil ich etwas brauche, woran ich meine Wut in den Knochen abladen kann, nehme ich die Türe. Ich renne durch sie hindurch, und knalle sie mit aller Kraft zu. Schlau war das definitiv nicht, denn die Notausgangs Lampe über dieser fällt herunter und geht zu Bruch. Laut ist es auch. Aber die Kontrolle über meine Wut ist schon lange weg. Ich spüre nur noch Wut, Hass und das Bedürfnis etwas zu zerstören. Diesen Drang versuche ich so gut es geht zu unterdrücken. Vor dem Studio stehen silberne Stahlregentonnen. Ich stoße einmal kräftig dagegen, und eine fällt mit einem lauten Scheppern um. Dann renne ich weg, renne und renne, bis ich am Hotel ankomme. Erst dort komme ich zur Ruhe, aber mit vielen Tränen, die lange Zeit später noch laufen.
DU LIEST GERADE
A Talent's Voice
FanfictionHillary kommt zu The Voice of Germany. Die Coaches sind Stefanie Kloß, Samu Haber, Rea Garvey und Mark Forster. Steff ist sofort hin und weg von Hillary. Alle anderen auch. Alle Bilder sind aus dem Internet.