A Talent's Voice

Part 34

Steff's Sicht
Ich komme nach dem Dreh in den Raum, in dem mein Team auf mich warte. Der Raum ist relativ offen, also kann ich schon von weitem sehen, was darin vor sich geht. Meine Augen suchen fast schon automatisch den Raum nach Hillary ab, ich finde sie schließlich in der hintersten Ecke. Ich sehe gerade noch, wie Hillary Jana's Arm wegschlägt, und ihr etwas zu sagen scheint. Ich kann nicht verstehen was sie sagt, es ist dafür zu leise. "Soll dir mal jemand drohen, mit Verletzungen, mit Verletzungen an dir oder an Menschen die dir wichtig sind? Verletzungen die du dein ganzes Leben lang noch sehen wirst? Die dich kennzeichnen, wegen dem puren Egoismus einer andern Person? Ich lasse nicht zu, dass du mir oder anderen soetwas nocheinmal antust, ich lasse nicht zu, dass du die machtlosen Positionen anderer ausnutzt. Du stehst nicht über mir. Du wirst mich dir nie wieder so unterwerfen, ich will nicht mehr unterworfen werden, ich will nicht immer als die kleine brave und naive gesehen werden, mit der man alles machen kann, die man herumschubsen kann wie man will. Die man verletzen kann wie man will." Das ist das, was ich letzendlich dann doch höre, weil Hillarys Stimme beim Sprechen immer lauter wird. Ihre Worte lassen mich fast stehen bleiben. Man hört auch ganz deutlich die Wut und die Bitterkeit in ihrer Stimme. Sie meint es genauso wie sie es sagt. Das markt man. Alle im Raum sehen sie und Jana an, das scheint aber den beiden nicht aufzufallen. Hillarys Gesichtszüge zeigen genau das, Wut und noch etwas. Ich sehe die beiden nur an, während ich endlich den Raum betrete. Hoffentlich ist niemand von der Presse da, der diesen Ausbruch in der Zeitung stehen lässt. Ich verstehe Hillary. Ich verstehe was sie mit ihren Worten meint, ich verstehe ihren Ausbruch allgemein. Ihr Auftritt hat auch schon diese Wut gezeigt. Natürlich ist es mir nicht schwer gefallen mich für Hillary zu entscheiden, dass war von Anfang an klar. Aber es sollte nicht so auffällig sein. Ein lautes Knallen lässt mich zusammenzucken. Hillary hat den Raum verlassen und die Türe so laut zugeschlagen, dass das Notausgangsschild einen Abgang macht. Hillary ist wütend. Aber so wütend, das hätte ich nicht gedacht. Dass es ihr so sehr zusetzt wusste ich nicht. Sie hat mir ja ein wenig von sich und ihrer Vergangenheit erzählt. Wenn sie will, kann sie Gefühle gut verstecken. Sie scheint die Dinge meistens eher mit sich selber auszumachen als mit jemand darüber zu sprechen. Ich werde geschockt von meinem Team angesehen. Sie scheinen mit so einem Ausbruch seitens Hillary nicht gerechnet zu haben und suchen nun bei mir die Antwort. Diese kenne ich, zumindest teilweise, aber ich werde nichts sagen. Soll ich Hillary hinterher, soll ich bei meinem Team bleiben, was soll ich tun? Diese Entscheidung wird mir abgenonmmen, als plötzlich Zoé hinter mir steht. "Geh ihr nach, sie braucht jetzt dich." murmelt sie mir so zu, dass es die anderen nicht mitbekommen. Ein wenig hilflos stehe ich da, aber dann entschließe ich mich dazu, ihr nach zu gehen. Zoé kümmert sich solange um mein Team. Also gehe ich ebenfalls durch die Türe, muss aber auf beiden Seiten der Türe über Scherben gehen. Die Türe schließe ich deutlich sanfter. Ich weiß nicht wo Hillary hin ist, aber ich höre ein lautes Scheppern. Das kann nur Hillary sein und wenn nicht, dann wäre das ein blöder Zufall. Ich gehe schnellen Schrittes in die Richtung des Schepperns. Das führt mich zum Eingang des Studios, ich sehe, dass draußen eine Umgefallene Regentonne liegt. Ist doch naheliegend, dass das Hillary war. Sie selber kann ich nicht sehen, aber ich vermute dass sie zum Hotel ist. Wo soll sie auch sonst hin? Berlin kennt sie nicht, also wird sie zum Hotel gegangen sein. Ich nehme nicht das Auto, ich gehe zu Fuß. Das Auto habe ich auch völlig vergessen. Was mache ich dann, wenn ich sie gefunden habe? Was ist, wenn sie doch nicht zum Hotel gegangen ist, und ich sie nicht finde? Wenn sie in ihrer Wut eine Dummheit macht? Mir wird immer bewusster, wie Ernst die Lage im Grunde ist. Mit solchen starken Emotionenn kann man manchmal unberechenbar sein. Hillary wird hoffentlich aber schlau genug sein und ihren Verstand siegen zu lassen, nichts mehr kaputt zu machen. Wie soll man jetzt das kaputte Schild über der Türe erklären? Ich gehe jetzt erst einmal zum Hotel.