Part 19

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Hillary's Sicht
Yvonne und ihren Sohn einmal kennenzulernen ist eine unfassbar schöne Sache gewesen. Sie wird mit Charlie diese Nacht noch im Hotel verbringen, und morgen dann nach Hause gehen. Wir haben uns zu viert noch sehr schön unterhalten, Charlie hatte in der Zeit den Zauberwürfel geübt und Fortschritte gemacht. Als wir alle zusammen zum Hotel gekommen sind, um ins Bett zu gehen, denn die Zeit ist doch sehr schnell rum gegangen, und ich auf dem Weg in mein Zimmer war, hatte Jana mich in dem Gang aufgehalten und erwartet. "Ich habe euch zusammen gesehen. Hör auf, dich bei Steff ein zu schleimen. Gewinnen werde sowieso ich. Ich, und nicht du. Du hast keine Chance. Dir ist das klar, oder?" Sie hatte mich an die Wand gedrückt, und mir das zu gezischt. Bei jedem Wort hatte sie mich an den Schultern noch stärker gegen die Wand gedrückt. Solange bis es weh tat, und ich ein verziehen meines Gesichtes nicht mehr unterdrücken konnte. Sie hatte noch spöttisch gegrinst, und mich dann völlig verunsichert zurück gelassen. Ich hatte auf meine Hände gestarrt. Schleime ich mich bei Steff ein? Bin ich zu aufdringlich? Was ist wenn Jana recht hat, und ich wirklich keine Chance habe? Wenn sie mir um so einiges überlegen ist? Auf einmal ist von der Freude, die ich bei Steff, Yvonne und Mark verspürt hatte, wie weggeblasen. Im selben Moment werde ich wütend auf mich selbst, warum lass ich mich von ihr so unterkriegen? Warum schaffe ich es nicht, das einfach abprallen zu lassen? Oder wie mein Bruder immer sagt: Zum einen Ohr rein,  zum anderen Ohr wieder raus? Warum schaffe ich das nicht? Ich bin einfach zu schwach. Ich kann das einfach nicht. Aber ich muss. Ich muss mich wehren. Sei es nur gedanklich. Ich muss mich gegen ihre Worte wehren, so, dass sie mir nichts mehr tun können. Ich muss mich emotional vor diesen Worten schützen. Wie schaffe ich das? Ich liege in meinem Bett, und denke nach. Ich bin entschlossen. Ich werde mir selbst helfen. Ich werde mich schützen. Ich werde wenn es nötig ist, zur Notwehr greifen. Verbal. Aber oberste Priorität ist die Gleichgültigkeit gegenüber solcher verbalen Angriffe von Jana. Oder von ihrem Gefolge. Die sind aber eher wie Schoßhündchen. Dackeln ihr hinterher, trösten und stehen ihr bei. Haben keine eigene Meinung. Beziehungsweise haben sie eine, welche sie aber nicht äußern. Früher war ich auch so. Ich habe so viel mit mir machen lassen, unter anderem auch, weil ich meine Meinung nicht geäußert habe. Das ist aber auch meine eigene Schuld- irgendwie... Manchmal war ich aber auch einfach zu schwach. Emotional zu schwach um mich zu wehren. Wie auch eben jetzt bei Jana. Früher habe ich nie nein gesagt. Oder wenn dann nicht darauf beharrt. Bestes Beispiel im Sportunterricht. Mussten wir uns in einer Schlange anstellen, wurde ich oft von den Zicken gefragt, ob sie vor dürften. Gesagt habe ich nein, aber darauf gehört haben sie nie. Haben sich einfach vorgedrängelt. Anstatt dass ich etwas dagegen unternommen habe, habe ich einfach nur dagestanden, meine Hände nervös geknetet und nichts gemacht. Nur geschaut. Das haben sie ausgenutzt. Haben das immer und immer wieder getan, denn sie wussten, dass ich mich nicht wehren würde. Dass ich nichts sagen würde und nicht petzen würde. Mittlerweile ist es ein wenig besser geworden. Aber trotzdem lasse ich mich immer noch zu schnell einschüchtern. Ich war früher so schüchtern. Heute kann ich mir das gar nicht mehr vorstellen. Es hat sich so viel getan, und doch bin ich immer noch sehr schüchtern. Im Kindergarten habe ich immer mit den Erziehern geflüstert. Ich habe mich nicht getraut, laut zu reden. In dieser Betreuung, in der ich immer nur dieses eine Buch gelesen habe, gab es einen Betreuer. Er war quasi der Chef der Betreuer. In der ersten Klasse war meine beste Freundin in der zweiten Klasse. Da habe ich noch mit dem Betreuer geredet. Dann ist sie weggezogen. Nach München. Seit genau diesem Zeitpunkt habe ich mit allen Betreuern geredet, nur mit dem einen nicht. Er war immer unglaublich nett, war nie böse, es sei denn man hatte etwas wirklich dummes getan. Aber ich habe nicht mit ihm geredet. Es war wie eine Blockade da. Sobald er in meine Nähe gekommen ist, war mein Mund zu. Kein Ton kam mehr aus mir heraus. Einmal ist er böse geworden, weil ein Junge einem Mädchen in den Schuh gepinkelt hatte, der einfach rumstand. Dieses Mädchen war und ist äußerst unbeliebt. Dieser Junge hat das getan, weil er von einem Freund dazu angestachelt wurde. Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Klar, irgendwie hatte dieses Mädchen eine Abreibung verdient, denn sie ist gerne gewalttätig geworden. Mich hat sie schon geschubst, gebissen und gertreten, gekratzt und mit einem Schuh geschlagen. (Mit einem anderen Schuh.) Da ist der Betreuer natürlich laut geworden. Aber nie zu oder wegen mir. Jetzt würde ich mir nicht mehr so viel gefallen lassen. Nehme ich mir vor. Habe ich vor einzuhalten. Aber schaffe ich das? Ich mache mir schon wieder zu viele pessimistische Gedanken. Ich sollte optimistisch sein. An etwas positives denken. Sofort schießt mir ein Bild von Steff in den Kopf. Ihr amüsiertes Funkeln in den Augen. Mit dem Bild schlafe ich ein.

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