Part 21

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Steff's Sicht
Ich habe heute total gut geschlafen. Eine traumlose Nacht. Gut gelaunt komme ich zum Frühstück, und renne fast in Hillary. "Oh, guten Morgen" begrüße ich sie. Sie sieht gar nicht gut aus. Sie hat Augenringe, sehr starke Augenringe. Ihre Augen scheinen ihr nicht wirklich offen bleiben zu wollen. "Alles gut? Schlecht geschlafen?" frage ich. "Eigentlich habe ich an sich ja gut geschlafen, aber ich hatte so einen Traum..." sie reibt sich mit ihren Fingern über die Schläfe. Fragend sehe ich sie an. "Ist sehr kompliziert" meint sie kopfschüttelnd. Ich frage nicht weiter nach, ich möchte sie ja nicht bedrängen. "Da hatte ich wohl heute Glück." sie sieht mich an. "Dann kannst du dich ja glücklich schätzen." Kommt es leicht sarkastisch von ihr. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Wenn sie müde ist scheint sie wohl ein bisschen schlecht drauf zu sein, und ähnlich wie ich wenn mir kalt ist. "Also dann, ich geh' mal frühstücken." sage ich ihr, da sich mein Magen mit leichten Schmerzen meldet. Sie nickt nur. "Ich hab schon. Dir viel Spaß.." murmelt sie, und geht an mir vorbei. Oha. sie scheint wirklich nicht so gut gelaunt zu sein. Ich kann ihr das aber wirklich nicht  übel nehmen. Wie auch? Ich kenne das nur zu gut.

Hillary's Sicht
Ich verlasse den Speisesaal, mir tut es ein wenig Leid, dass ich so zu Steff war, aber wenn ich morgens müde bin, dann schaltet sich die Funktion ehrlich nett sein komplett aus. Melancholie setzt ein, worauf ich absolut keinen Bock habe. Kaum bin ich aus dem Saal raus, werde ich wie gestern an die Wand gedrückt. Anders als gestern bohren sich heute aber auch noch Fingernägel in meine Schulter. Es ist wieder Jana. Mir weht eine Fahne Parfum entgegen. Enorm viel. Schon ekelhaft. Und so langsam nervt es mich auch immer gegen die Wand gedrückt zu werden, zumal es mir alleine schon wegen Jana unangenhm ist. "Ich hab doch gesagt, du sollst dich nicht so bei Steff einschleimen. Und du weißt, du wirst hier nicht als Siegerin gehen. Das werde ich sein. Und ich sag es dir noch ein letztes Mal, halt dich von Steff fern und schleim dich nicht bei ihr ein. Sonst wirst du noch sehen, was du davon hast." Ich versuche gelassen zu bleiben. "Du willst mir drohen? Dir ist schon klar, dass so etwas strafbar ist. Aber gut, wenn du deine Drohung wahr machen willst, dann gerne. Aber dann kannst du dich auf juristische Verolgung gefasst machen. Und dann wirst du sehen, wer davon mehr hat, wenn du mir etwas antust. Das soll nur eine Information sein." belehre ich sie. Ich versuche so, mir selber ihre Worte nicht zu verinnerlichen. Mit einem hasserfüllten Blick sieht sie mich an. Dann wendet sie sich ab, und ist weg. Ich versuche so wenig wie möglich zu beleidigen, denn soetwas kann immer und jederzeit gegen mich genutzt werden. Aus diesem Grund bleibe ich möglichst sachlich. Vor Gericht würde mir das helfen. Aber das wird nicht so weit kommen. Das sage ich mir selber. Davon versuche ich mich zu überzeugen. Ich atme einmal tief aus. Mein Atem ist zittrig. Ich versuche mich zu beruhigen. Heute wollten Zoé, Serra, Nora und ich uns zum Tanzen treffen. Ich überlege mir, ob ich mich entschuldigen soll. Aber das wird mich auf andere Gedanken bringen. Ich würde nicht so viel an Jana denken, nicht so viel an Steff, und nicht so viel an meinen komischen Traum. Ein wahrlich komischer Traum. Ich zucke mit den Schultern. Ich hole meine Tanzausrüstung, und gehe zu dem Raum, den wir zu unserem Tanzraum gekürt haben. Als ich dort ankomme, sind die anderen drei schon da, und warten auf mich. "Bin ich zu spät?" frage ich, doch ich bekomme nur ein Kopfschütteln. Ich bin erleichtert. "Gut. Also, sollen wir uns aufwärmen?" zustimmendes Nicken. Wir beginnen, und ähnlich wie beim Klavier spielen fangen wir Schritt für Schritt an. Jeden Schritt einzeln, dann zusammen und am Stück. Bis wir das perfektioniert haben, wird das noch dauern, aber das war uns allen von Anfang an klar. Das ist die Herausforderung, die wir bewusst angenommen haben. Nächstes Mal will Zoé auch Musik mitbringen. Wir haben viel Spaß zusammen, am Ende sind wir alle erschöpft. Morgen haben wir Probe, da geht es nicht, Zoé hat frei, es sind Proben ohne Kamera. In meinem Zimmer habe ich selber auch schon geübt, ich möchte natürlich weiterkommen. Jana hat das nicht verdient. Ich kann normalerweise gar nicht so gut gewinnen, nicht weil ich zu blöd dafür bin, sondern weil ich dann direkt ein schlechtes Gewissen gegenüber denen habe, die nicht gewonnen haben. Selbst wenn diese kein Problem damit haben. Ich kann das einfach nicht, ich bin dafür viel zu weich. Schlimm. Aber bei Jana ist das nicht so. Bei ihr habe ich das Verlangen sie zu besiegen, wenn man das so nennen will. Sie hat das nicht verdient. Ich schon. Das sehe ich nun zum ersten Mal so. Dass ich etwas verdient habe.

Mir fällt auf, dass ich mich weder bei meiner Familie noch bei Freunden gemeldet habe. Sie wissen nicht, dass ich weiter bin. Obwohl, von meinen Freunden weiß das niemand, außer der, bei der ich wohne. Sie können sich aber vermutlich denken, dass ich weiter bin, sonst wäre ich schon lange zurück. Ausgestrahlt wird es dieses Jahr auch erst wieder im Oktober. Ich weiß nicht, was man sehen wird. Was man von mir sehen wird, was man von den anderen sehen wird. Im Fernsehen sieht man meistens nur den Frieden zwischen den Kandidaten. Was das aber eigentlich für ein Konkurrenzkampf hinter der Bühne ist, weiß niemand. Das wird nicht gezeigt. Es ist aber wie auf Instagram. Ich halte nicht viel von Influencern, aber es werden nie Probleme geteilt oder gezeigt, nur die vermeintlich schönen und glücklichen Momente. Viele glauben das, denken, dass diese Influencer ein rundum schönes und glückliches Leben haben. Das stimmt nicht. Aber davor verschließen viel ihre Augen. Die Menscheit ist erblindet. Das kann man so sagen. Solche Menschen sind mir meistens unsympathisch. Nicht alle, aber viele. Ich hatte früher auch nicht so viele Freunde, weil sie mich vermutlich nicht verstanden haben. Weil sie ebenso blind durch das Leben gehen. Ich bin kein naives Dummchen, wie viele annehmen. Das schafft mir manchmal einen Vorteil, denn was ich schon immer gut konnte, ist abwesend zu wirken und eigentlich dabei gut zu zuhören. Viel dabei herausgefunden hab ich dabei nicht. Nur wenn jemand über mich gelästert hat. Daher wusste ich dann aber auch ziemlich schnell, wem ich vertrauen konnte und wem nicht. 

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