Part 36

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Vielleicht hört sich das komisch an, aber alles was ich gerade will ist ins Bett gehen und Musik hören. Am besten meine Playlist. Die besteht aus Liedern wie The night goes on von Rea Garvey oder Oops I did it again von Britney Spears. Bei dem Lied schlagen aber alle immer die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie erfahren, dass ich es mag. Survivor von Destiny's Child ist auch auf der Playlist. Am Anfang diesen Jahres habe ich The masked Singer angeschaut, da hat der Leopard dieses Lied gesungen. Ich habe das nur angeschaut, weil in der ersten Folge Carolin Kebekus zu sehen war. Dann fande ich es interessant und habe es weiterhin gesehen. Den Auftritt vom Leopard habe ich mir immer und immer wieder im Kreis angeschaut, weil ich so fasziniert von dem Auftritt war. Und erst recht diese Ausstrahlung... Das war wirklich krass. Ich habe sogar Nachts davon geträumt. Das Original fande ich auch gut, aber bei dem Leopard war viel mehr Gefühl dabei. Just hold me von Maria Mena ist auch schön. Eine Zeit lang fande ich auch Larissa Kerner schön. Das Lied Perlen und Ekstase ihrer kleinen Band fande ich am Besten. The One von Rea Garvey, Patience von Yvonne Catterfeld, Someone better von Paula dalla Corte, Strong von London Grammar, Suitcase von Sia und Take me to church von Hozier sind auch so schön.. Diese Lieder höre ich mir jetzt an, schöne Musik zu hören, ist wie am Rücken Massiert zu werden. Irgendwie... Wenn in einem Lied Störgeräusche auftauchen, zum Beispiel noch die Geräusche aus dem Musikvideo, dann fühlt es sich manchmal so an als hätte man mich verletzt. Komisch...   Manchmal entfallen mir einfach Wörter, obwohl ich die Buchstaben vor meinen Augen sehe. Ich habe zu vielen Situationen ein Bild im Kopf. Aber anstatt dass ich ein Sieb oder so vor mir sehe wenn mir Wörter entfallen, habe ich ein Bild vom grünem Salat im Kopf. Da ich mich beim ersten Mal grünem Salat gewundert  habe warum da kein Sieb sondern Salat ist, ist das zu einer Bilderfolge geworden. Also zu erst der grüne Salat. Dann ein Bild von einem großen schwarzen Pfeil nach rechts, anschließend ein Bild von einem Küchensieb, aber die Löcher sind viel viel größer. Durch diese Löcher fallen Wörter, die aus den Buchstabensteinen von dem Spiel Scrabble bestehen. Diese Steine wurden zusammengeklebt. Solche Bilder habe ich teilweise.
Oft wenn ich Abends im Bett liege, schaue ich mir meine Gedanken an. Damit meine ich halt, zu meinen Gedanken habe ich auch ein Bild im Kopf. Diese Gedanken sind in Schubladen, die wie ein Wespenschwarm aus filmen fliegen. Ich nehme mir dann immer eine Schublade, in der sind Umschläge. Jeder Umschlag steht für ein Thema oder einen Gedanken. Ich nehme mir dann ein Zettel oder ein Bild aus dem Umschlag, und schaue es mir an. Ich nehme aber nicht alle, da ich mich abends nicht so sehr in Themen vertiefen will, die mich vielleicht unnötig aufhalten. Man kann sagen ich kratze die Gedanken ein bisschen an, lasse sie dann aber wieder fallen und nehme mir einen anderen Umschlag oder sogar eine andere Schublade. So schaffe ich es meistens auch einzuschlafen. Oft kann oder konnte ich nicht einschlafen, weil ich zu viel an bestimmte Menschen gedacht habe. Als ich zwölf Jahre alt war, war das Bellatrix Lestrange aus Harry Potter. Noch mehr als Bellatrix mochte ich aber ihre Schauspielerin Helena Bonham Carter. Sowas hat mich halt wach gehalten, weil ich wusste, so jemandem wie Helena Bonham Carter läuft man nicht mal so zufällig über den Weg. Sie wohnt in London, und wie soll ich da hinkommen? Meine Familie ist nicht gerade wohlhaben. Wir konnten zwar davon leben, aber sehr viel gab es da nicht. Besonders keine Reisen dieser Art. Wir waren vielleicht mal in Frankreich. Am Meer hat meine Tante ein Haus, beziehungsweise ihr Mann. Dort sind wir einige Male hingefahren. Mir zwölf Jahren bin ich sogar einmal ganz alleine geflogen... Das war gruselig, aber noch vor dem Abflug am Flughafen hatten wir nach einer Familie oder einem Pärchen gesucht, die mich bis zum Flugzeug durch die Sicherheitskontrollen begleiten. Beim Hinflug war es eine nette Familie, viel Deutsch konnten sie zwar nicht, aber da ich früher sowieso so wenig geredet habe, war das nicht so schlimm. Ich konnte zwar ein bisschen französisch, meine Tante hatte mir bei Besuchen in Deutschland ein wenig beigebracht. In der Schule hatte ich auch schon Französich, aber viel lernt man nicht. Es war halt dieses typische Schullernen. Hat schlecht funktioniert. Besonders die Lehrerin mochte ich nicht, obwohl ich eigentlich immer Französisch lernen wollte. Nachdem ich aber diese Lehrerin hatte, wollte ich nichts mehr von Französisch wissen. Auf den Rückflug war es ein nettes aber sehr zurückhaltendes Pärchen.  Sonst waren wir mal auf einem Bauernhof in Berchtesgaden. Ein andermal aber auch in Österreich im Tannheimer Tal zum Wandern. Auch einmal in Bayern auf einem Reiterhof für eine Woche. Dort hatte ich immer ein Lieblingespferd, das ist jetzt aber nicht mehr am Leben. Da war ich elf Jahre alt, als ich das Pferd kennengelernt habe. Es war wunderschön, aber auch sehr Bockig. Sie hieß Leika... Sie war das Lieblingspferd aller Reiter und besonders aller Kinder dort, deshalb war ich natürlich sehr stolz sie reiten zu dürfen. Als ich dort war, war Leika 27 Jahre alt..
Ich höre gerade die Lieder auf meiner Playlist. Ich bin bei Patience angekommen. Wie eigentlich immer kommen mir langsam die Tränen. Ich überspringe es schnell, ich kann jetzt nicht noch mehr Tränen vergießen. Ich wundere mich immernoch darüber, dass ich noch welche habe. Mir kommt eine Idee. Ich muss was witziges anschauen. Natürlich kann ich meine Probleme nicht so einfach lösen, aber für den Moment zumindest vergessen. Auch am ANfang von diesem Jahr war ich auch so traurig, ich habe meine Familie nicht sehen können, und mir liegt aber so viel an ihr. Also habe ich mir einfach die Lachanfälle von Daniel Boschmann angeschaut, ich selber habe davon auch immer lachen müssen. Ob ich jetzt lachen muss oder nicht, aber wenigstens würde es mich aufheitern. Ich nehme mein Handy  wieder, stoppe die Musik ganz und suche nach den Lachanfällen von Daniel Boschmann. Sobald ich sein Lachen höre, muss ich auch grinsen, es ist einfach zu witzig. Besonders wenn man ihn dabei auch noch anschaut. Das angängliche Grinsen entwickelt sich langsam aber sicher zu einem Lachen. Ich schaue mir gerade das mit der Paprika an. Aber auch dass mit dem Nudelholz ist unfassbar witzig. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll. Es ist irgendwie sehr amüsant dies anzuschauen, wenn ich mir meine Situation aber anschaue, dann ist das gleich nicht mehr so schön oder witzig. Ich bin außerdem so müde... Vielleicht sollte ich wieder Musik hören. Aber nicht Patience. Sonst muss ich mir die Lachanfälle nocheinmal anschauen, und selber lachen. Man soll mich jetzt nicht falsch verstehen und denken, ich würde lachen als Qual oder ähnliches empfinden. Denn ich finde Lachen schön, es ist auch sehr erleichternd, aber auch sehr anstrengend. Ich mache mir meine In-Ears rein. Ich habe welche mit Kabel, weil ich mich weigere allen Trends nachzurennen. Ich fande das schon immer irgendwie lächerlich und auch irgendwie traurig, allen Trends nachzurennen. Wenn ich etwas cool finde, dann weil ich das so sehe, und nicht weil das scheinbar alle anderen so sehen. Ich habe demnach auch Airpods verweigert. Es läuft gerade Survivor, und zwar die Version vom Leoparden. Ich habe mir nicht angeschaut, wer unter der Maske ist, denn irgendwie wollte ich mir meine Vision nicht zerstören lassen. Normalerweise bin ich eher realistisch, aber in der Hinsicht will ich für mich träumen. Ich habe ein Bild von einer Person im Kopf, von der ich nicht weiß ob es sie gibt. Während das Lied so läuft, dämmere ich so langsam weg.

Ein dumpfes Klopfen weckt mich. Ich habe noch die In-Ears drinne, welche ich mir nun rausziehe, und die Musik abstelle. Ich höre das Klopfen nocheinmal, es kommt von der Tür. Ohne groß darüber nachzudenken gehe ich zur Türe und öffne sie. Meine Augen fühlen sich noch enorm angestrengt an. "Ich hoffe, ich störe nicht."

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