Kapitel 47

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Hero

Zunächst musste er sich die Schritte, für die Zubereitung seines Projektes, ins Gedächtnis rufen. Dies dauerte nicht sonderlich lange.

„Reis kochen", murmelte der Kleine und öffnete die, ebenso wie die Wand, bemalte Tür. Chelly, die grauweise Katze sah dabei aus einer Ecke des Raumes zu, ihr schien es nichts auszumachen, praktisch, eingesperrt zu sein. Wahrscheinlich hoffte sie auf einige schmackhafte Bissen des Fisches.

„Später, meine Liebe", gab er ihr zu verstehen und streichelte der Katze über den Kopf, während er in der Speisekammer, nach oben in die Regale blickte. Nun stellte seine „Größe" wahrlich ein kleines Problem dar. Hero schimpfte genervt, kletterte dann jedoch mühsam an den Regalbrettern hinauf, griff den Stoffsack voll Reis und ließ ihn auf den Boden fallen. Mit dem zusätzlichen Gewicht hinunter zu klettern, hätte für einen sicheren Fall gesorgt.

„Uff, ... er ist zum Glück nicht geplatzt. Das wär ja noch schöner...", seufzte der Gnom milde erleichtert. Dann zerrte er das Lebensmittel in die Küche. Derweil beschwerte er sich wieder lautstark über seine Größe.

Doch, obwohl er seine, ungefähr 50cm, als zu klein verfluchte, irgendwie schaffte er es doch, den Reis zu kochen, den Fisch zu filetieren und die restlichen Zutaten für seine selbst gemachten Sushi-Rollen zusammenzusammeln. 

Hero arbeitete emsig, sehr konzentriert, er wollte ihnen, sein allerbestes Werk präsentieren. Als Nicola ihren Kopf zur Tür hereinstreckte, war er eben beim Arrangieren der Reisteilchen auf zwei Platten.

„Brauchst du ... wow! Das also hattest du vor. Sieht ja super aus. Warte ich helfe dir es reinzutragen, wenn es dir recht ist?" Hero grummelte nur verständnislose Worte, nickte jedoch zustimmend.

Als sie gemeinsam in den Wohnraum wanderten, jeder eine der Platten in den Händen erblickte der weißhaarige Gnom aus den Augenwinkeln etwas, was ihm so gar nicht gefallen wollte, konnten die beiden es nicht irgendwann sein lassen?

Trotzdem atmete er ruhig durch und spielte gute Miene zum bösen Spiel, was vielleicht eine etwas übertriebene Überschrift für die Szene abgab, da Horace dem Mädchen lediglich zärtlich etwas ins Ohr flüsterte. Hero schob seine Kreationen auf Zehenspitzen über den Rand, auf den Tisch,

„Voila! Das Essen", pries er an und mimte einen französischen Dialekt. Horace und Hyena fuhren auseinander und einzig und alleine dafür, war es die Mühe doch schon wert gewesen, sie staunten ungläubig.

„Das hast du alleine gemacht? Ganz allein?" sprach das Mädchen aus, was sie wohl alle dachten. Ihre Verblüffung freute den Zwerg, doch gleichzeitig jagte sie einen spitzen Dorn in sein Herz. Er hatte es ihr bewiesen, doch sie traute es ihm wohl von Anfang an nicht zu. Aber, als Erwachsener, durfte er sich von ihren Worten nicht aus der Bahn bringen lassen, richtig?

„Selbstverständlich, lasst es euch schmecken", grinste er also gespielt und schob die Platte mit Sushi auf Hyena zu. Nicola setzte ihre ebenfalls ab, nahm Platz und rückte zur Seite um Hero neben sich sitzen zu lassen, doch der ballte seine Händchen zu Fäusten und presste zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor:

„Ich hole noch ... was zu trinken ...", und dann lief er wieder zurück in die Küche, schloss die Türe hinter sich und lehnte sich schlaff daran. Erst in diesem Moment, als sein Kopf hinten an das Holzbrett gepresst war, lies er seine Emotionen frei und Tränen der Verzweiflung rannen sein Gesicht herunter. Aber wie so oft zuvor, kämpfte etwas in ihm gegen diesen Ausbruch.

Als würde jemand sagen: „Hör auf zu flennen! Sei stark und reiß dich zusammen." So schluckte der Gnom also den Kloß in seinem Hals herunter, wischte die Tränen mit seinem Ärmel ab und kniff die Lippen zusammen.

I'm the UnderdogWo Geschichten leben. Entdecke jetzt