Kapitel 34

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Tako

„Kann ich sonst noch etwas für euch tun? Braucht ihr vielleicht noch ..." „Einen passenden Hut? Was meinst du? Würde dir einer gefallen, Tako?" mischte sich der Blonde ein.

Der Wicht aber starrte immer noch fassungslos auf das Päckchen, welches er entgegennahm und mit zittrigen Fingern an sich drückte. Erst dann schaffte er es, sich für einen simplen schwarzen Hut zu entscheiden, der entschieden zu groß war.

Tako war danach viel zu sehr damit beschäftigt, sein Geschenk zu betrachten, um sich richtig zu bedanken. Taro drückte ihm den Hut auf den Kopf, bedankte sich an seiner statt und verabschiedete sich von dem Verkäufer.

Darauf verließen sie das Geschäft. Taro brachte den Grünhaarigen dazu, dass er ihm sein neuerrungenes Heiligtum zum Tragen gab und bettet es vorsichtig in seinen Rucksack, den Tako dann ein Weilchen, eng an sich gezogen, trug.

„So, ... lass uns zu den anderen zurückgehen." Tako nickte, sah aber sehr nachdenklich aus. Als sie wieder angeschlossen hatten, flüsterte der Zwerg dem Mann zu, was ihm durch den Kopf ging. Der Rest der Truppe ging etwas weiter vor ihnen. Hyena, blickte kurz zurück und nickte den beiden freundlich zu.

„Was ist mit dieser Band, diesem Sänger passiert? Warum sind sie verschwunden?" Er rechnete nicht damit das der Blonde wirklich etwas wusste, geschweige dem ihm etwas erzählen würde, deshalb erstaunte es ihn als Taro anfing zu sprechen und den schweren Rucksack nun an sich nahm.

„Niemand weiß warum, aber nachdem sie weg waren, wurden beinahe all ihre Alben, DVD's, Poster, alles was auf ihre Existenz hinwies, unweigerlich verbrannt und entsorgt,..." Tako schnappte nach Luft. Der Gedanke, dass man die harte Arbeit von jemanden so ohne Rücksicht zerstören konnte, schockierte ihn.

„Aber das ist doch barbarisch! Was haben diese Leute so schreckliches getan, dass man alles zerstören musste?" erkundigte er sich lauter, dass sich Hyena wieder kurz umdrehte.

Sofort senkte der Zwerg seine Lautstärke. „Wie hießen sie? Wer waren diese Musiker und wieso konnte ich diesen Song singen, obwohl ich ihn nicht zuordnen kann? Du weißt es, oder? Du kannst es mir sagen, richtig?" seine Augen blickten hilfesuchend zu Taro, welcher zu überlegen schien, dann fuhr sein Kopf mit einem Ruck zu Tako, der leicht erschrak:

„Komm mit mir Tako! Wir beide werden alles aufklären können. Ich erzähle dir die Details der Geschichte, von denen ich weiß und der Rest wird ... sich ergeben. ... Wir gehören zusammen, ... du und ich", sprach der blonde Mann eindringlich, der nun Kemuri, die er während ihres Besuches im Laden, bei Hyena gelassen hatte, an seine Seite rief.

Der Blick des Gnomes war unentschlossen, fast ängstlich. „Wohin gehen? Ich ... weiß nicht, wir kennen uns doch erst seit gestern. Und was ist mit ... Hero?" Doch Taro zog den Zwerg an den Schultern in eine Seitengasse mit sich.

„Lass ihn, ... er ist ganz glücklich alleine. Ein typischer Einzelgänger, braucht dich nicht und du brauchst ihn nicht, dass war immer schon so. Du gehörst zu mir, verstehst du? ... Du bist ... wir sind ...", er rang nach den richtigen Worten und der Gnom der sich immer noch in seinen starken Händen befand, wimmerte und kniff die Augen zusammen.

Er war kurz davor sich die Freiheit zu erschreien, als Taro sich entschied, zu sagen, was er Preis geben konnte. „Warum denkst du ist diese Band verschwunden?" Er ließ seinem Gegenüber ein wenig Zeit nachzudenken und sich so zu beruhigen. Dann fuhr er fort.

„Weil sie verbissen gegen die Babogbewegung ankämpften. Sie waren diejenigen, die die Führung und die Verantwortung auf sich nahmen und ihr Widerstand wäre nicht gebrochen, niemals, denn ihr Anführer, der Frontmann der Band, die Legende, von dem Underdogmütter ihren Kindern Abends erzählen, er war ein Kämpfer, stark, verantwortungsvoll, erfahren, leidenschaftlich, mutig und mit einem großen Herzen. Und er ist es immer noch!"

Er machte eine Pause, um seine atemlose, raue Stimme auf den Grünhaarigen wirken zu lassen.

Tako war erstarrt. Sein Gesichtsausdruck  schmervoll verzerrt, denn er ahnte schon etwas, noch bevor Taro es aussprach. „Tako! ... Sieh mich an! Du ..." Er wartete bis der Kleine seinen Blick hob." Du bist Takori Takeuchi, bist diese Legende, der Sänger der damals weltweit berühmten Band No Oke Rock. Und ich bin Taro, der Gitarrist der Band, dein... Wir waren ..." doch Tako unterbrach ihn:

„Das stimmt nicht, du Lügner! Das kann alles nicht wahr sein, wieso bin ich dann ein kleiner, beschissener Zwerg, wenn ich so groß sein sollte? Du verarscht mich. Das ist eine Verwechslung! Müsste dann nicht mein Bruder ...? Wer zum Teufel ist er? Sind wir überhaupt Geschwister? Was redest du für Schwachsinn! Das kann nicht wahr sein!"

Tako war mit jedem Satz lauter geworden und immer mehr zurückgewichen, bis Taro ihn schließlich losließ. „Ihr seid Brüder, aber er, er war..." Weiter kam er nicht, der Gnom funkelte den viel größeren Mann warnend an.

„Sag etwas gegen ihn und du hast bei mir endgültig ausgespielt. Dann kannst du vergessen, dass ich je mit dir komme, kapiert?" Der Blonde schluckte, nickte dann jedoch ergeben. „Es ist in Ordnung ... aber du musst mit mir kommen. An diesem Ort kannst du nicht wachsen, nicht wieder 'er' werden..." Tako spürte einen Stich im Herzen wegen Taros Worten....

„Ich bin ein Wichtel, ein Zwerg, seit 23 Jahren! Ich wachse nicht mehr!" beschwerte er sich, selbst nun daran zweifelnd. Immer noch verwirrt und bedrückt, starrte er den Blonden an.

„23 Jahre sagst du? Dann bist du als erster ..., eine verdammt lange Zeit und, ich bin schon viel zu spät dran ..., komm mit mir, ich bringe das alles in Ordnung, ja?", flehte der Mann mit den großen verschlafenen Augen.

„Hör auf Unsinn zu labern. Ich wusste es doch! Du bist nur ein Spinner, ... lass mich! ... Vielen Dank für den Hut, aber ich werde nun gehen. Zurück zu Hero, Hyena und Nicola, meiner wahren Familie und meinen Freunden!", beharrte er und im nächsten Moment drehte er sich um und begann zu laufen. Weit kam der kleine Grünhaarige jedoch nicht, noch bevor er das Ende der Gasse erreichte, umfassten Taros Arme seine winzige Taille. Er hob den Gnom hoch, der zu strampeln begann und schreien wollte, doch der Blonde zog ihn an seine Brust und hielt ihm seine sanfte Hand auf den Mund, deren Fingerspitzen von Hornhaut bewachsen waren, so als ob er tatsächlich jahrelang Gitarre gespielt hätte.

„Schau doch, Tako... Ich will das eigentlich nicht tun müssen, aber mir bleibt wohl keine andere Wahl, als dich gegen deinen Willen mitzunehmen. Du gehörst hier nicht hin und du wirst schon noch zur Vernunft kommen, wenn du erst einmal größer bist und deine Erinn ... AUTSCH!"

Der Kleine hatte in Taros Hand gebissen, wodurch dieser sichtlich erschrak und den Zwerg losließ. Der Kleine sprang zu Boden.

„Gnome wachsen nicht, du...Arsch...loch! ... Und du wirst mich nicht mitnehmen, wenn ich sage, dass ich das nicht will. ...Danke für den Hut!" schrie er noch einmal und rannte wie um sein Leben.

Taro blieb stehen. Er ahnte, dass es keinen Sinn hatte ihn wieder einzufangen. In einem eher lächerlichen Versuch es dem grünhaarigen Gnom klarzumachen, rief er ihm noch nach:

„Du wirst es früher oder später sehen, es gibt kein Entkommen. Denk an das Barthaar, das war der Beginn! Achte auf deine Größe, irgendwann, wenn du es endlich eingesehen hast, dann komm zu mir zurück, ich warte ...!" Er sah traurig auf  die Bissspur an seinem Finger und seufzte leise: "... auf dich."

Tako schüttelte nur wild seinen Kopf während er lief. Er würde nie mehr zu ihm wollen, nicht jetzt wo sein Leben so perfekt lief. Wieso sollte er all das aufgeben, die fürsorgliche, liebevolle Pflege von Hyena und Nicola, seine Familie?

„Nein auf keinen Fall! Ich werde Hero nicht alleine zurücklassen, niemals!" Wie konnte dieser unmöglich Typ nur sagen, dass sein Bruder auch ohne ihn zurechtkam? Sie gehörten zusammen. Er war der Ältere, musste für Hero da sein, als Vorbild als Held und ihn beschützen, ... nicht wahr?

I'm the UnderdogWo Geschichten leben. Entdecke jetzt