Kapitel 1

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H965 POV

„Jeden Tag dasselbe, immer gleich, nur kein Unterschied", das Motto seiner Art. Babogs ähneln sich nicht nur, sie verhalten sich absolut einheitlich, dies wurde ihm schon früh eingetrichtert. Individualität galt als streng verboten, dies stellte eben den Grund, warum Babogs ihre Masken trugen, damit sie auch äußerlich keine Unterschiede aufwiesen. Seine Eltern trugen also dasselbe Gesicht wie es selbst. Nur die Berufe durften, beinahe selbstredend, verschieden sein, doch keiner war mehr wert. Niemand in dieser Gemeinschaft der Babogs kannte etwas anderes, weshalb sie zufrieden waren.

Es lebte in einem Haus, ziemlich in der Mitte der Stadt Monochrome, das Gebäude besaß einen grauen Anstrich und das einzig farbige, waren die Fensterrahmen, die in einem dunklen Nachtblau gehalten, das einzige darstellten, was den tristen Bau ein wenig aufhellte. Doch natürlich zog sich auch dieses Merkmal an den anderen Häusern dieser Stadt weiter. Alle Wohnhäuser waren gleich, jede Schule, war deutlich als solche zu erkennen, da sie jeweils denselben Bauplan zu Grunde liegend errichtet wurden.

Manchmal lehnte es am Fenster und blickte hinaus, auf die gerade, graubetonierte Straße und den Vorgarten, der wie alle anderen, dieselben Blumen und Zierde-Gegenstände beinhaltete. Dann sah es die Babogs, die eilig auf der Straße in eine Richtung wanderten. Sie trugen dieselbe Kleidung, die gleichen Taschen und Mäntel, keiner stach heraus. In solchen Momenten fragte es sich, warum dies eigentlich so war, doch die eingeschränkte Denkfähigkeit, ließ es nie zu einem Schluss kommen. Stundenlang saß es oft dort, den Kopf auf dem Arm, mit dem Blick aus dem Fenster, das Silikon seiner Maske spürend, welche es schon seit seiner Geburt trug. Es galt als äußerst regelwidrig sie abzunehmen und es kursierten Gerüchte, dass man zu einem Monster würde, wagte man es sie zu entfernen. So tat es niemand, zumindest nicht freiwillig und wenn es doch passierte... so kümmerte sich die Regierung darum... Kein schönes Schicksal.

Sein Nachmittag gestaltete sich ebenfalls täglich ähnlich, nach dem Mittagessen, machte es sich mit dem einheitlich aussehenden Rucksack auf den Weg zu Schule. Es wusste, dass jegliche Art von Zuspätkommen, nicht geduldet wurde. Alle Schüler trafen gleichzeitig ein, hatten immer zur selben Zeit dieselbe Stunde, jeden Tag, jede Woche. Alle Klasse derselben Jahrgangstufe, machte auf die Sekunde gleich denselben Stoff durch. Dies alles war für Babogs so selbstverständlich, war ein Alltag, den niemand hinterfragte und es boten sich keinerlei Alternativen.

Es folgte einfach dem Strom, denn dies war doch das einfachste und wohl auch Richtige, schließlich taten dies alle. Es blickte zu seinem Lehrer auf, dieses Babog war bestimmt viel älter als es, doch auch dies spielte kaum eine Rolle, ab einem gewissen Alter wurde jedes Babog einem Partner zugewiesen, mit dem es dann genau zwei Kinder bekommen sollte. Niemand hatte ihm je erklärt, wie diese Auswahl von Statten ging. Nach der Schule, musste aber zuerst jeder Bürger einen Beruf annehmen, der jedoch ebenfalls einfach zugeteilt wurde.

Sobald die Schule zu Ende ging, eilte es nach Hause, um seine Hausaufgaben zu erledigen. Als es das Haus betrat, rief, wie jeden Tag Elternteil M zum Gruß: „Erfreut es wiederzusehen, H965 gehe nun in sein Zimmer." Dies ist seine Kennnummer, das vielleicht einzige, woran man die Babogs unterscheiden konnte.

Es stieg die Treppe hinauf in sein Zimmer, machte die Schulaufgaben und hörte dann die gleiche Musik wie alle anderen durch das kleine Radio auf dem Schreibtisch. Bald darauf bahnte es sich dann den Weg hinunter ins Wohnzimmer und setzte sich mit Eltern und dem Geschwister auf das Sofa. Dort starrten sie eine halbe Stunde wie gebannt auf den Fernseher, bekamen das gezeigt, was die Politiker sie sehen lassen wollten.

I'm the UnderdogWo Geschichten leben. Entdecke jetzt