Kapitel 81

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Hyena

Nachdem ich über die Feuerleiter nach unten geflüchtet war, schlich ich mich durch die Hintertür zurück ins Haus. Gerade rechtzeitig, wie ich bemerkte, als man vernehmen konnte, wie die Türe zum zweiten Stock aufgemacht wurde. Zwar befand ich mich zu diesem Zeitpunkt natürlich schon in den Hinterzimmern der Bühne, doch in der Halle schallte jedes Geräusch dermaßen laut, dass man taub sein müsste, um nichts zu hören.

Nun brauchte ich nur noch ein Alibi, also öffnete ich den Kühlschrank und holte die Soße heraus, welche ich am Vormittag bereits vorbereitet hatte, leerte sie in einen Topf und rührte ihn stark um. Dies deswegen, um den Eindruck zu erwecken, dass ich schon ein Weilchen lang hier stand und alles vorbereitete, damit wir bald essen konnten.

Es gelang mir gerade noch die Hitze nach oben zu stellen, bevor Satoru zur Tür hereinkam. Trotzdem, das war schon mal etwas. Es kam mir außerdem noch zu gute, dass ich mir angewohnt hatte die Türe zur Küche zuzusperren, wenn er nicht da war, so konnte er auch nicht behaupten, dass ich nicht in dort gewesen war.

Statt einer Begrüßung, welche bei ihm nicht üblich zu sein schien, meinte er noch bevor die Türe hinter ihm wieder ins Schloss gefallen war: „ Da bist du. Ich muss dir was erzählen. Tolle Neuigkeiten.", ich nickte lediglich, deutete auf das Essen und erwiderte: „Dauert nicht mehr lang, ja? Schön, dass du wieder da bist."

So wartete ich also bis die Soße einmal aufgekocht war und mein Mitbewohner brachte derweil das Geschirr und die Nudeln an den Tisch. Währenddessen war es ruhig, beinahe schon mucksmäuschen still. Satoru stellte sich, obwohl man es vielleicht nicht glauben mochte als ein sehr geduldiger Mensch heraus. Diese tagtägliche Tradition wagte einfach niemand zu brechen.

Erst als wir beide am Tisch saßen und aßen, rückte Satoru mit seinen tollen Neuigkeiten heraus. „Es steht fest!", er machte eine dramatische Pause. „Wir werden hier ein Musical spielen." Beinahe hätte ich mein Besteck auf den Teller fallen gelassen, so sehr überraschte mich diese Aussage. Was genau hatte er sich dabei wieder gedacht? Aber er schien meine Reaktion etwas anders zu interpretieren.

„Hey, hey, nicht gleich übermütig werden. Die Freude ist allerdings ganz meinerseits.", schmunzelte er und lachte dann laut, bevor er weitersprach. „Wobei, verdenken kann ich dir die Aufregung nicht, schließlich habe ich für dich eine Hauptrolle vorgesehen und an deiner Seite spielt ein talentierter Sänger."

Nach dieser Offenbarung glaubte ich, nichts könnte mich nun mehr schocken. 'Ich in der Hauptrolle? Vor Publikum? Sollte singen, neben einem Profi? Na Mahlzeit.' Doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich ja noch nicht einmal wen Satoru meinte und nachdem ich die Frage gestellt hatte, kam mir der Gedanke, ob es nicht besser gewesen wäre, den Mund zu halten, denn ...

„Mhm, ich glaube zwar nicht, dass dir der Name etwas sagen wird, bei den wenigsten der Fall, doch ich, ... ich erinnere mich klar und deutlich an den Kerl mit der Stimme, nicht von dieser Welt. Heishiro Takeuchi." Satorus Stimme klang bei Erwähnung des Namens nicht mehr so euphorisch, voller Glück, sondern eher melancholisch, beinahe nostalgisch. Was hatte es damit auf sich?

Bisher hatte ich Satoru für einen normalen, na gut, vielleicht etwas durchgeknallten Menschen gehalten. Zwar hatte ich oben ganz schön Angst vor ihm, doch diese verflog restlos, als ich ihn so vor mir erblickte. Er sah traurig aus und ich wusste nicht mehr was ich glauben sollten. Er wusste von ihnen, den Takeuchi Brüdern, hieß das, er kam auch aus der Vergangenheit? Satoru war ein einziges Rätsel, ob Hero wohl bewusst war, dass der Schauspieler wusste wer er wirklich war? Warum hatten diese beiden eigentlich Kontakt?

Im Angesicht all dieser Fragen lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Der Schauspieler schien davon nichts zu bemerken, stattdessen schien ihm etwas anderes aufgefallen zu sein. Natürlich musste ich auch nicht lange warten bis er es ansprach.

I'm the UnderdogWo Geschichten leben. Entdecke jetzt