Kapitel 57

3 2 1
                                    

Horace

Kurz nachdem Horace den Brief vorgelesen hatte, öffnete sich am anderen Ende des Raumes eine Tür. Blendendes Licht schien durch den Türrahmen und veranlasste den Rothaarigen dazu seine Augen schließen zu müssen.

„Ich bin erstaunt, eine willensstarke Truppe seid ihr. Tut mir leid für die vielleicht etwas gruselige Einführung, aber ich musste auf Nummer sicher gehen. Tretet näher, ... wie ihr wohl bereits wisst, mein Name lautet Norway und ich freue mich darauf mit euch arbeiten zu dürfen."

Sobald seine Sicht wieder klarer wurde erkannte Horace die Silhouette eines Menschen. Seine Füße bewegten sich beinahe von selbst auf die Person zu. Er musste blinzeln, um dem grellen Licht standzuhalten. Immer näher und näher, dann konnte er sein Gegenüber klar erkennen.

Es handelte sich um einen mittelgroßen Mann mit schwarzen lockigen Haaren, auf den Kopf trug er einen Zylinder. Zwischen seinen dunklen Augen saß eine relativ große, doch elegant wirkende Nase. Seine hellrosa Lippen, geformt zu einem erwartungsvollen Lächeln.

Horace herankommen sehend, streckte Norway eine Hand aus und zog, den immer noch verblüfften Jungen näher an sich heran. „Und mit wem habe ich es hier zu tun?", der Rothaarige war baff. Er hatte mit so ziemlich allem gerechnet, doch nicht mit so einer Begrüßung. Das war es aber noch nicht mit überraschenden Ereignissen, denn im nächsten Moment ergriff eine geschickte, kräftige Hand den Rand seiner Maske und zog sie ihm mit einem Ruck vom Kopf.

Horace gab einen Schmerzenslaut von sich und biss, des Ziepen wegens, seine Zähne zusammen. Dann war es geschehen und seine roten Haare fielen in sein Gesicht. Norways Lächeln wurde zu einem Grinsen und er schob Horace wieder ein Stück von sich fort. Der schwarzhaarige Zylinderträger winkte die beiden anderen heran, welche, erstarrt wie Salzsäulen, immer noch neben dem Servierwagen standen, auf welchem die Schriftrolle gelegen hatte.

Horace Gedanken waren immer noch durcheinander, also schloss er seine Augen und atmete tief durch. Dieser Trick war ein alter Hut, doch wirkungsvoll, es verhielt sich, als würden alle Probleme, generell alle Gedanken seinen Kopf verlassen und somit wurde Platz für neue Überlegungen geschaffen.

Norway war an ihm vorbei und zog den anderen, die sich zuerst noch wehrten ebenfalls die Masken herunter. Auch die beiden begrüßte er mit einem Grinsen und sah sie dann, alle drei, erwartungsvoll an. "Und...?"

„Horace ...", murmelte der Rothaarige, sein Blick starr nach unten gerichtet. „Mein Name lautet Horace." , der Junge wollte nicht aufsehen, er musste diesen triumphierenden Ausdruck im Gesicht dieses, ihm fremden Mannes, nicht  sehen.

Gerade eben hatte seine Intuition beschlossen diesen Weg zu gehen, seinen Namen zu nennen, damit einen Schritt nach vorne zu schreiten, das Risiko anzunehmen. Es fühlte sich an, wie die richtige Entscheidung, doch zeitgleich war er sich sicher, dass der Mann hinter ihm genau wusste, was er vorhatte und in allem was Horace nun tat, eine Schwäche sah. War es ein Fehler?

„Aha ha ha, so ist das also, Horace wirst du genannt. Interessant. Freut mich, dich kennenzulernen. Du bis viel 'zutraulicher', als ich erwartet hatte.", war die Antwort des Zylinderträgers. Horace wurde von Norway an der linken Schulter herumgedreht und ein freundliches Grinsen empfing ihn. Norway blickte ihm ins Gesicht und Horace wusste erneut nicht was er sagen sollte, doch diese Entscheidung nahm ihm der Mann, den er ungefähr auf knappe 20 schätzte, wieder ab, indem er sich zu den beiden anderen zurückdrehte, die bereits eingesehen hatten, dass ihnen keine andere Wahl blieb, als auf Norways Forderungen einzugehen.

Horace musterte die, nun entblößten Gesichter seiner zwei Kameraden. Ein blondes Mädchen mit, soweit der Junge es erkennen konnte, blauen Augen, markanten, hübschen Gesichtszügen und einem misstrauischen, auch etwas ängstlichen Ausdruck. Neben ihr ein Junge mit kurzen, braunen Haaren, der wohl etwas schüchtern über sein Gesicht fuhr, um es zu bedecken. Keiner der beiden schien gewillt den eigenen Namen zu nennen.

I'm the UnderdogWo Geschichten leben. Entdecke jetzt