Kapitel 12

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Ich lag in meinem Bett und drehte mich um. Immer wieder. Ich wollte mich eigentlich nur an Nico kuscheln, denn mir war kalt und ich konnte nicht schlafen. Doch er war nicht da.

Ich war es eigentlich gewohnt, es ging nun schon fast eine Woche so... doch ich vermisste ihn. Wir sahen uns kaum noch. Wurden immer distanzierter, wenn ich daran dachte, wie er nach unserem letzten 'Date' drauf gewesen war. Wir waren im Kino gewesen. Danach hatte er mich noch nach Hause gebracht, dann war er wieder gegangen. Kein Kuss, keine Umarmung, nur ein "Ich muss los". Das war alles gewesen. Und ganz ehrlich, es tat beschissen weh. Immer noch. Nach drei Tagen.

Ich seufzte schwer, stand auf und setzte mich in meinem Hoodie auf den Balkon. Kurz darauf hörte ich, wie die Wohnungstür aufging, doch ich reagierte nicht. Als nächstes hörte ich ein Seufzen.

Wahrscheinlich hatte er sich auf eine warme Wohnung gefreut, hatte aber wohl nicht damit gerechnet, dass ich noch wach war. ,,Du bist ja noch wach.", hörte ich ihn sagen als er in der Balkontür stand. Ich nickte nur still, während ich weiterhin auf das beleuchtete Berlin starrte. Er setzte sich zu mir.

,,Du solltest reingehen."
,,Ich freue mich auch, dich mal wieder zu sehen.", grummelte ich missmutig. Trauer und Wut lagen mir schwer im Magen, doch ich sagte vorerst nichts weiter. Er seufzte wieder. ,,Jamie." Ich sah zu ihm. ,,Was ist los?"
,,Das wars also mit der Hoffnung, heute Abend würde es wenigstens ein bisschen besser werden." Ich wollte aufstehen, doch er griff nach meinem Handgelenk. ,,Was ist los? Bitte rede mit mir." Ich sah mit Tränen in den Augen zu ihm.

,,Du bist kaum noch hier. Redest kaum mit mir, reagierst nicht auf meine Nachrichten. Und Spitznamen, Küsse oder Umarmungen und Kuscheln gibts bei uns wohl auch nicht mehr." Er erstarrte, dann  seufzte er.

,,Scheiße.", flüsterte er, woraufhin ich nickte. ,,Scheiße.", wiederholte ich. ,,Ja, so kann man es wohl nennen wenn ich mich in den Schlaf weine." Er betrachtete mich schon fast verzweifelt, dann zog er mich auf seinen Schoß. ,,Engel... es tut mir leid." Ich sah ihn nur erwartungsvoll an. ,,Ich hab mein Handy aus. Deshalb hab ich nicht geantwortet."
,,Und wenn ich jetzt sterbend im Krankenhaus liegen würde? Du würdest es nicht mitbekommen. Du wärst nicht bei mir." Er seufzte schwer. ,,Aber es ist nicht so. Okay? Und ich war ständig nicht da, weil ich an ner ziemlich großen Nummer gearbeitet habe."
,,Da haben wirs. Der Job wird wichtiger als die Freundin.", meinte ich und wollte aufstehen, doch er hielt mich fest.

,,Ich habe einen Song für dich geschrieben." Ich blinzelte erstaunt und betrachtete ihn. ,,Du hast was?" Er seufzte, betrachtete mich ebenfalls. ,,Ich hab doch gemerkt wie schlecht es dir in letzter Zeit ging."
,,Weil du nicht da warst, Nico.", flüsterte ich. ,,Weil du mich alleine gelassen hast." Er seufzte schwer und drückte mich an sich. Und da war sie wieder. Die Wärme und die Geborgenheit, die ich so sehr vermisst hatte. Ich begann vor Erleichterung zu schluchzen und drückte mich fester an ihn.

Er drückte einen Kuss auf meinen Kopf und hob mich hoch bevor er mich rein trug, woraufhin ich mich leicht erschrocken an ihn klammerte. Er lächelte mich an, als ich in unserem Bett lag, dann machte er die Balkontür zu. Ich lächelte als er zurückkam und mich küsste. Meine Finger fuhren durch seine Haare als er mich an sich drückte.

Wenig später lag ich eng an seinen warmen Körper gedrückt da während er über meine Haare strich. Der Fernseher war aus, das Radio lief nicht und Anrufe erwarteten wir um drei Uhr Nachts auch nicht. Ich hatte seine ganze Aufmerksamkeit und konnte mit ihm kuscheln. Scheinbar wusste er wirklich, was ich wann brauchte. Ich lächelte in mich hinein, während ich mich an ihn drückte. Ich genoss die Stille, genoss es, nur unsere Atemzüge und seinen Herzschlag zu spüren, während er mich festhielt.

Allerdings genoss ich es nicht lang, denn knapp zehn Minuten später schlief ich bereits ein. Und zum ersten Mal in dieser Woche schlief ich gut und träumte nicht davon, dass Nico mich betrog oder sonst irgendwelche schlechten, möglicherweise illegalen Dinge tat und Geheimnisse vor mir hatte. Nein, diese Nacht träumte ich gar nicht.

WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt