Edith war der Name unseres Schiffes und es gehörte dem Duke of Sutherland.
Der Herzog hatte es von seinem Vater geschenkt bekommen und unternahm damit nun seine erste Reise in die Welt.
"Es heißt das er das Schiff nach seiner jungen Braut benannt hat.
Ich vermute das diese Reise zwar dem Vergnügen und Entdecken gilt, aber dafür werden sie ihr Schiff wohl kaum verlassen müssen."
Meinte Katerina und warf mir einen bedeutenden Blick zu, danach brachen wir in Gelächter aus.
Wir wurden also Teil der Flitterwochen eines Adelpärchens.
Katerina hatte unsere Fahrt genau geplant und ich war ihr sehr dankbar dafür.
Das Schiff sollte an der Küste Englands auslaufen und uns in ferner Zukunft am Strande Russlands absetzen.
Edith war kein Meeresriese, es war eine Art Luxusschiff, eines der ersten interessanteren Transportmittel die dem Adel hier zur Unterhaltung dienten.
Die ersten Tage blieben wir in unseren Kabinen, ich tat dies auf Katerinas Rat. Sie sagte wir sollten uns bemühen nicht aufzufallen und uns anpassen. Dafür lehrten wir uns gegenseitig die Art hier zu sprechen, zu trinken, zu essen und zu tanzen.
"Ich habe hier noch etwas für uns besorgt."
Das sagte Katerina an unserem vierten Abend an Bord. Und sie breitete zwei Schriftstücke mit schwarzem Stempel und silbernem Siegel auf meinem Bett aus. Wir besaßen jeder eine Kabine für uns allein. Sie beinhalteten je ein Bad, einen Schrank ein Bett und ein rundes Fenster. Die Türklinken waren golden und das Holz aus dem die Möbel gemacht waren teuer. Die Teppiche waren aus rotem Samt geknüpft und am Rand mit Kunstvollen Bildern verziert.
Katerina schob mir eines der Schriftstücke zu.
"Was ist das?"
Fragte ich skeptisch und meine Augen blieben an dem Siegel hängen
"Deine neue Identität."
Antwortete sie und jetzt sah ich mir das Schriftstück genauer an.
"Eli-za-beth Pi-er-ce?"
Stotterte ich langsam vor mich hin.
"Elizabeth Pierce, man spricht es schneller und schärfer aus. Es ist eine englische Variante deines Namens. So wirst du dich ab jetzt immer vorstellen."
Erklärte Katerina und besah sich dann ihr eigenes Papier.
"Genauso wie bei mir."
Murmelte sie, dann sprach sie deutlich und mit erhobenen Haupt.
"Darf ich mich vorstellen Fräulein Katherine Pierces, geborende Engländerin."
Sie machte eine Knicks und redete mit der Luft.
"Ich bin mit meiner Schwester auf diesem Schiff um die Familie meines verstorbenen Gatten im fernen Russland zu besuchen."
Sie zwinkerte mir zu und ich begann zu schmunzeln.
Jetzt sprang sie theatralisch auf und legte eine Hand auf ihr Herz.
"Ach er war noch so jung und gut aussehend, jedoch hat er es nicht geschafft aus dem Krieg zu mir zurückzukehren. Gott hab ihn selig."
Ich begann zu lachen und applaudierte ihr.
Dann fügte ich hinzu: "Die Wutschreie der armen Witwen werden dich bis ins Grab verfolgen."
Sie lachte mich nur an und rief: "Sie sollen nur kommen!"
Am drauffolgenden Abend waren wir soweit.
Wir hatten uns auf eine Geschichte geeinigt, die uns Schwestern hier auf dieses Schiff verschlagen hatte und machten uns bereit unter die Leute zu gehen.
"Ich habe etwas vor mit dir."
Sagte Katherine Pierce als sie meine Locken frisierte.
"Wir hätten natürlich ein normales Linienschiff nehmen können, aber es lässt sich nicht vermeiden das ich mich gern amüsieren möchte."
Sie beugte sich etwas zu mir hinunter.
"Und mein Drang dich dabei zu haben lässt sich nicht unterdrücken, Schwesterchen.
Also lass uns diese Nacht, leben!"
Ich ahnte nichts gutes, jedoch folgte ich ihr und tat was sie sagte.
Es war eine Art Macht die sie schon immer besessen hatte.
Noch bevor sie oder ich zu Monstern wurden.
Der Salon der Herzogin war überfüllt mit gackernden Weiber, pfeifenden Offizieren und Angestellten die Mühe hatten die Wünsche der vornehmen Gesellschaft entgegenzunehmen.
Es wurde gelacht, getanzt, gesungen und hauptsächlich getrunken. Es roch nach einer Mischung von Met, Parfüm, Schweiß und Tabakrauch.
"Feiert etwa so das höhere Geschlecht?"
Fragte ich meine Schwester erstaunt. Diese musterte neugierig das Treiben und hakte sich bei mir unter.
"Es scheint wir haben ein weit aus lustigere Gesellschaft hier an Bord als ich zu hoffen wagte."
Sie zwinkerte mir zu und zog mich zwischen die johlenden Menschen.
So gleich wurde mir warm und ein bekannter Geruch stieg mir in die Nase...
Ich musste mich zusammen nehmen.
Im Zentrum des Trubels thronte die Herzogin.
Edith Fitz James geborene Godwin.
Sie winkte uns bestimmt zu sich und bat uns Platz zu nehmen.
Wir folgten dankbar ihrer Einlandung.
Sie war schottischer Herkunft das erkannte ich an ihrem Akzent und ihrer Kleidung.
Sie trug ein rotes Tartan Gewand, darüber hatte sie ein goldenes Mider gebunden und ihre Haare waren zu einem aufwendigen Zopf geflochten. Sie gestattete uns neben ihr zu sitzen und befahl einer Magd zu ihren Füßen sie solle uns etwas zu Trinken holen.
Dann wandte sie sich uns beiden zu.
"Lady Katherine und Lady Elizabeth van Pierce nicht wahr?"
Wir nickten artig.
"Mein Ehemann legte großen Wert darauf das wir sie auf unserem Schiff herzlich Willkommen heißen."
Aber natürlich tat er das, dachte ich bei mir.
Und warf meiner Schwester einen Blick zu.
Diese lächelte scheinheilig.
"Aber ich hatte noch nicht die Ehre sie persöhnlich kennen zu lernen. Wie gefällt ihnen unser kleines Boot?"
Fragte sie und gluckste kindisch.
Während meine Schwester zu prahlen anfing, besah ich mir die Herzogin genauer.
Sie hatte eine Menge weißes Puder auf ihren schmalen Wangen, das sie nicht nötig gehabt hätte. Sie lachte oft und laut, umklammerte dabei einen silbernen Becher dessen Inhalt dann hin und her schwappte und ein paar Tropfen auf ihr Kleid fielen.
Sie war noch jung. Jünger als wir zumindest.
Mein Blick fuhr über ihren Körper und blieb an ihrem Hals hängen.
In der Zwischenzeit kam die Magd mit zwei Bechern Wein.
Ich griff durstig nach einem davon.
"Auf das glückliche Paar!"
Rief Lady Katherine. Sie spielte ihre wirklich Rolle gut.
Viele Jubelten, stießen gegenseitig an und tranken.
Selbst die Musikanten verstummten und hoben ihre Gläser.
Die Herzogin winkte gelassen ab und stellte ihren Becher beiseite.
Der Wein hier war süß, doch ich merkte sofort das er meinen Appetit nicht wirklich stillen konnte. Er konnte ihn nur etwas zähmen. Ich überlegte ob ich meiner Schwester unbemerkt vermitteln konnte in welcher Lage ich steckte.
Doch dann verspürte ich ein Verlangen in mir das nicht zu zügeln war.
Das Verlangen, selbst zu handeln, ehe jemand der Anwesenden verdacht schöpfen konnte.
"Edith..."
Sprach ich die Herzogin bei ihrem Mädchennamen an.
"Lady Elizabeth?"
Etwas verwirrt, wandte sie sich mir zu.
Ich sah ihr tief in die Augen:
"Geb jetzt keinen Laut von dir."
Sie nickte mechanisch, doch ihre Augen verrieten ein leichtes Unwohlsein.
"Was tust du da?!"
Fuhr Katherine dazwischen.
Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Gar nichts, ich habe nur Hunger."
Meinte ich leise und näherte mich der Blutquelle.
"Wir trinken nicht von der Herzogin!"
Flüsterte meine Schwester aufgebracht. Ich konnte es ihr nicht verübeln, ich trat ihren Plan nicht aufzufallen mit Füßen.
Jedoch war mein Hunger stärker als mein Mitgefühl.
"Du meinst, du trinkst nicht von der Herzogin..."
Ich lächelte sie triumphierend an.
Bevor ich mich ein letztes Mal umsah.
Doch niemand beachtete uns.
Mein Verlangen wurde mit einem Blick auf die Halsschlagader meines Opfer noch stärker. Unter meinen Augen traten die dunklen Adern hervor und meine gierige Zunge ertastete die scharfen Spitzen meiner Eckzähne. Ich konnte das ängstliche Pochen ihres Herzens hören das das Blut durch ihre Adern pumpte und gab dem Brennen in meiner Kehle nach, als ich mich ihr so weit näherte das meine Lippen ihre Haut berührten.
Da wollte meine Beute fliehen, ihr Körper verkrampfte sich und sie wollte sich erheben. Als Katherine ihren Arm ergriff und sie zurück auf ihren Platz drückte.
Meine Schwester ergriff kalt ihr Kinn sodass sie ihr in die Augen sehen konnte und sprach:
"Meine Schwester ist noch nicht fertig mit dir."
Ich lächelte triumphierend.
"Du wirst dich nicht mehr rühren, erst wenn sie es dir gestattet."
Schloss Katherine und überließ sie mir.
Ich legte eine Hand um die Taille meiner Beute und versank meine Zähne endlich in dessen Hals. Der süße Nektar lief dort in großzügigen Mengen und ich nahm mir davon soviel wie ich wollte.
Ich schloss die Augen, das Gefühl der gestillten Lust, der Macht und der tödlichen Gier war berauschend. Eine kühle Hand strich mir durchs Haar und blickte auf. Es war Katerina...
Den Nektar tranken nun zwei, sie teilten sich was sie gemeinsam erbeutet.
Tropfen um Tropfen.
Schwester um Schwester.
Wir wussten es damals nicht und wir gaben es nie zu.
Aber dieser Moment
...war wie ein Versprechen.
Eigentlich war es viel mehr als das.
Es war unser Gelöbnis.
Wir gelobten für immer zusammen zu sein.
Im Tod genauso wie im Leben.
Und im Tode vielleicht sogar noch mehr.
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{Petrova}
FanfictionDie Petrovas sind seid ihrer Geburt verflucht. Bei beiden Mädchen fließt Doppelgänger-Blut durch die Adern. Wie wird ihr Dasein gefristet, Gefangen oder Frei? In Ewig- oder Sterblichkeit?