Als es dämmerte, sank mein Mut ein wenig und unlücklicher Weise konnte ich kein Auge zu tun.
Es war eine äußerst ungemütliche Lage, in der ich mich befand. Ich verbrachte die Stunden bis Mitternacht damit nachzudenken. Was konnte man auch anderes tun?
Wenn man einsam in seinem Käfig eingesperrt, da liegt und entweder auf seine Hinrichtung oder seine Rettung wartet.
Früher dachte ich das nur die Menschen den Tod verdienen die etwas Böses getan hatten. Diese Meinung hatte sich erst in mir festgesetzt, doch als mein Vater meine Schwester vor meinen Augen schlug und verstieß, begann sie zu zerbrechen.
Es war eine Sünde sich den Leiden und Freuden der Liebe hinzugeben, zu hieß es in Mutters alter Bibel.
Doch ich fing an allem zu zweifeln was sie uns beibrachten. Schweigend natürlich, ich zweifelte im Stillen.
Wenn irgendwann Monster die Welt beherrschen, wie sollen wir sie von denen unterscheiden die unter unseres Gleichen wandeln. Fieberfantasien, kannte ich nicht.
Ich war nur selten krank gewesen in meinem Leben und noch nie so das Wahnvorstellungen vor meinem geistige Auge vorbeizogen, wie ein Gewitter. Wenn ich je verrückt geworden war, dann wurde ich es in dieser Nacht. Die Stunden zogen sich wie kalte Winternächte und ich verlor das letzte bisschen Hoffnung was ich besaß.
Hilfe... Wo ist dein Ritter in glänzender Rüstung?
Ich sah mich, auf den Knien, vor dem Kaminfeuer, und Mutter erzählte uns immer ein Märchen bevor wir uns schlafen legten. Ich hörte ihre Stimme, ich lauschte verzweifelt ihrem wohltuenden Klang.
"Elisabeth, du musst dich beruhigen...du bist ganz durcheinander..."
Das ist nicht mehr Mutters Stimme.
"Es bleibt mir wohl nicht anderes übrig...warte..."
Zwei Hände hatten meine zitternden Arme gefasst und hielten für einen Moment ruhig fest. Bis sie aufhörten sich zu winden und müde zusammen sackten. Jetzt wurde sie freigegeben und eine Hand legte sich vorsichtig meine Stirn. Sie vernahm die immer noch steigende Hitze und den kalten Schweiß.
Sie entfernten sich wieder und ein sehr seltsam klingendes Geräusch drang an meine Ohren. Als würde man versuchen Leder mit bloßen Händen zuzerteilen. Kurz darauf schob sich eine muskulöse Hand unter meinen Kopf und hob ihn etwas an.
Das alles nahm ich wie durch eine unsichtbare Wand aus Gedanken, Gefühlen und wirren Träumen war.
"Tu mir den Gefallen und trink das...du musst es schlucken..."
Ich öffnete meine Augen einen Spalt breit, doch es nütze mir wenig. Es war so dunkel dass ich nur den Atem von meinem Gegenüber vernahm. Ich wollte etwas sagen, jedoch brachte ich nicht einen Ton über meine Lippen.
Und so ließ ich es ahnungslos geschehen, was blieb mir auch anderes übrig. Eine kühle dickflüssige Substanz tropfte auf meine bebenden Lippen ich schluckte und schmeckte...Blut? Erschrocken verkrampfte ich mich, doch es war zu spät.
Die Flüssigkeit rann bereits meine Kehle hinunter.
Ich spürte etwas in mir glühen und eine anderen Kraft schien von mir für einen Moment Besitz zu ergreifen.
Das Glühen wurde zu einer Wärme die sich durch meinen gesamten Körper zog. Der Schmerz, die Verwirrung und die Kälte schwand nach und nach. Langsam setzte ich mich auf und wunderte mich das ich es überhaupt konnte.
Jemand hatte die Fesseln an meinen Händen und Füßen gelöst.
Ich war meiner Freiheit schon ein Stück näher gekommen. "Elisabeth, wie fühlst du dich?"
Jetzt erst erkannte ich die Stimme die leise aus der Dunkelheit zu mir sprach. Ich wandte den Kopf und verspürte keinen Schmerz, verblüfft legte ich meine Hand an an die Stelle wo Klaus mich verletzt hatte. Nichts, die Wunde war nicht mehr dort.
Es war als wäre sie niemals da gewesen.
"W-was hast du mir ge-gegeben?"
Fragte ich und strich immer wieder mit der flachen Hand über die Stelle.
"Dafür ist jetzt keine Zeit. Du musst von hier verschwinden, sofort."
Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ein Mondstrahl den Raum erhellt und ich konnte seine Silhouette erblicken.
Er streckte mir seine Hand entgegen, ohne zu zögern ergriff ich sie. Ich musste vertrauen, ich musste ihm vertrauen.
Er zog mich auf die Füße und geleitete mich zum Fenster.
"Du musst fliehen, ich kann dir Zeit bis zum Morgengrauen verschaffen, dann ist er selbst von mir nicht mehr aufzuhalten." Während er mir flüsternd Anweisungen gab öffnete er das Fenster und half mir auf den steinernen Sims. Ich hielt mich an seinen Schulter um nicht in die Tiefe abzurutschen.
"Nimm das auf deinen Weg mit."
Er hielt mir einen grauen Lederbeutel hin, ich nahm ihn behutsam entgegen. Dann sah ich ihm ihn in die Augen und meine Sicht begann ein wenig zu verschwimmen.
"Ich verdanke dir mein Leben, Elijah Mikealson."
Er neigte seinen Kopf vorsichtg zu mir hinunter und sprach leise, jedes Wort abwägend.
"Ich werde dich niemals vergessen, Elisabeth."
Wir lehnten Stirn an Stirn und verharrten so für eine Weile, die jedoch all zu flüchtig verging. Er löste sich zuerst von mir und wandte sich ab, nicht willig mich gehen zu sehen.
Ein Schmerz machte sich in meinem Herzen breit, doch ich zwang mich ihn zu unterdrücken und sprang, bevor ich ihn noch einmal sehen musste, wie er dort stand im Schatten die Hände hinter seinem Rücken verschränkt und den Kopf gesenkt.
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{Petrova}
FanfictionDie Petrovas sind seid ihrer Geburt verflucht. Bei beiden Mädchen fließt Doppelgänger-Blut durch die Adern. Wie wird ihr Dasein gefristet, Gefangen oder Frei? In Ewig- oder Sterblichkeit?