Ich hielt den Atem an und vernahm meinen eigenen Herzschlag gedämpft in den Ohren. Seit einigen Schlägen war es still geworden, so still das ich mich sorgte ob sie überhaupt noch darinnen waren, die Erinnerung sie gesehen zu haben wie sie vor vier Stunden hinter der Tür verschwanden, schien mir nun sehr verschwommen.
Meine Lippen und mein Hals fühlten sich so trocken an, ich wollte schon nach ihnen rufen als die schmerzverzerrten Töne die meine Schwester die letzten Stunden von sich gegeben hatte, wieder erklangen. Ich presste die Lippen aufeinander und lehnte mich zurück. Tränen traten mir in die Augen. Wie lange hatte sie noch zu leiden? Im Dorf hatte ich gehört, das so manche Frauen Tage und Nächte so zubrachten, ehe sie Ruhe hatten. Auch das manche dabei starben. Manche verloren ihr Kind, und manche verloren ihr Leben, auch verloren manche beides. Mitgenommen führte ich meine Hände von den Armlehnen zu meinem Bauch.
Welch Leidenschaften...
Die Tür brach auf.
Erschrocken löste ich meine Hände.
Vater trat über die Schwelle.
Er war bleich, sein Blick beachtete mich gar nicht, er ging schnurstracks zur verschlossenen Tür. Ich erhob mich geschwind und stellte mich davor, die Hände rechts und links den Türrahmen umfassend.
"Nastrana." [Beiseite.]
Befahl er.
"Ne." [Nein.]
Ich schüttelte vehement den Kopf.
Er hob die Hand."Wer ist sie?"
Der heiße Wasserdampf machte das Zimmer neblig.
Er quoll über den Rand des Waschzubers und verteilte sich kriechend auf dem unebenen Boden der Fischershütte.
"Sie ist meine Tochter."
Ich wollte nicht fragen, doch als Katerina ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht strich und mit dem Lappen ihre Schultern abrieb, hielt ich es nicht aus.
Meine Augen folgten ihren Bewegungen.
"Nein, deine Tochter ist fort. Katerina."
Meine Stimme war ruhig, ich bewegte mich auf den Zuber zu, als sie mir nicht anwortete hockte ich mich hin, sodass ich dem fremden Kind in die Augen sehen konnte.
Es schien mir auszuweichen. Dennoch, glaube ich die glasige Oberfläche richtig deuten zu können. Sie war manipuliert worden. Ich erhob mich wieder, und sah meine Schwester an, meine Lippen teilten sich, diesmal with ich nicht länger an meiner Ruhe halten.
Doch sie kam mir zuvor.
"Das ist nicht mein Name."
Ich starrte sie an, das etwas zwischen uns, schien vergessen.
"Katerinas Kind mag fort sein, doch Katherines ist hier."
Sie lächelte. Es war als hätte mir jemand das Blut zum Leben auf ewig genommen.
Sie lächelte, und sah zu mir auf.
"Doch sorge dich nicht, wir werden sie gemeinsam erziehen und aufwachsen sehen."
Sie ging zum Schrank, holte Leintücher, dessen weiß war verblasst. Sie breitete sie aus, eines auf den Boden, das andere um das Kind, das aus dem Zuber stieg.
"Katherine sie ist ein Kind."
Sagte ich deutlich, ich zweifelte nicht an ihrer Auffassungsgabe, aber an ihrem geitslichen Verstand.
"Du wirst eine fabelhafte Lelya." [Tante]
Sie trocknete das Kind in den Leinen, mit gleichmäßigen Bewegungen. Es stand still wie eine Holzpulle.
"Ein lebendiges Kind."
Wiederholte ich, und trat auf die beiden zu.
"Du sprichst gerade wie mit einem."
Sie warf mir einen dunklen Blick zu.
Ich erwiderte ihn, ich musste mit allen Mitteln versuchen sie zu überzeugen.
"Hörst du ihr Blut nicht, wie es durch ihre Adern fließt?
Dürstet es dich nicht danach?"
Katherine lösst die Leinen und hängte sie zum trocknen über den Ofen. Sie schien taub.
"Sie kann nicht bei uns bleiben."
Sagte ich ernst.
"Sie kann und sie wird."
Entschloss sie. Das Kind hob die Hände und sie streifte ihm ein Hemd über.
"Das ist Wahnsinn."
Sprach ich ungehemmt aus, was mir durch den Kopf ging.
Sie lächelte, erneut. Diesmal war es ein anderes. Ein nicht minder beunruhigendes.
"Nein, es ist Macht."
Sie sah mich an. Zum ersten Mal wirklich seit sie heute zurück gekehrt war.
"Elizabeth, wir werden es gut haben."
Sie hatte das Kind bei der Hand genommen.
"Wir alle drei, unsere kleine, eigene Familie."
Sie führte das Kind zu einem Lager, aus schweren Decken die neben dem Kamin gehäuft waren.
Sie murmelte etwas in ihr Ohr, dabei strich sie ihr langsam durchs Haar, dann küsste sie sie auf die Wange und erhob sich. Ihre Gestalt verdeckte nun die kleinere.
Ich hatte ihr mit zerrissenen Herzens zu gesehen.
"Du hast eine Familie, mich.
Wozu brauchst du mehr?"
Sie trat auf mich zu.
Ich konnte nun sehen das die kleinere Gestalt am Boden eingeschlafen war.
Ihr Herz schlug ruhig und gleichmäßig.
Katherine stand jetzt ganz nah vor mir. Ich sah sie an.
"Man brauch immer mehr,
denkst du es war ein Zufall.
Ich wollte es so, alles.
Ich wollte es so sehr, bis zu dem Tag als sie kam und er sie mir nahm."
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{Petrova}
FanfictionDie Petrovas sind seid ihrer Geburt verflucht. Bei beiden Mädchen fließt Doppelgänger-Blut durch die Adern. Wie wird ihr Dasein gefristet, Gefangen oder Frei? In Ewig- oder Sterblichkeit?