Sorglos und Frei

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Das Leben im Anwesen der Mikealsons war schön.
Mir fiel auf wie viel Glück wir gehabt hatten, Katerina und ich. Klaus hatte an diesem Abend nicht gescherzt, jeder Wunsch wurde uns erfüllt, wir bekamen alles was wir wollten.
Kleider, Schmuck, Diener und einen Bereich im Garten der nur uns gehörte. Wir konnten dort spazieren gehen und im Frühling wenn die Knopsen an den Bäumen auf gingen, entsprangen ihnen herrliche weiße und zartrosane Blüten. Und wenn sie im Frühsommer zu Boden fielen und die Wege bedecken, leuchtete alles so wundervoll in ihren Farben. Diese Zeit ließ mich oft die dunklen Tage vergessen und ich war mir sehr sicher das es meiner Schwester genauso ging. Die Tage verstrichen und es wurden Wochen daraus und aus den Wochen wurden Monate und das Leben ging weiter. Bis es wirklich Sommer wurde, die Blüten lagen auf der Erde, die Winde die aus dem Süden kamen waren warm und die Blumen in unserer Umgebung blühten.
Jede schöner als die andere, so reckten sie ihre Köpfe zur Sonne hinauf.
Und die Leute in der näheren Umgebung begannen ihre Kutschen wieder einzuspannen um kleine Spazier-Fahrten genießen zu können und waren ähnlich wie ihre Pferde glücklich nach dem Winter die Sonne wieder genießen zu können.
Das Answesen der Mikealsons trennte eine mit Efeu bedeckte ungefähr 10 Fuß hohe Mauer von der Außenwelt.
Hinaus konnte man nur durch ein eisernes stattliches Gatter das bei Nacht immer verschlossen wurde. Ich wunderte mich nicht sonderlich darüber, viele Adlige besaßen so eine Art Schutzwall. Da die Tage also wärmer und die Straßen belebter wurden, lud uns Klaus zu einem Ausflug in das naheliegende Dorf Avon ein. Ein Kunstmarkt fand dort jedes Jahr zur gleichen Zeit statt.
Bereits früh am Tag lies Elijah die Pferde einspannen und wir fuhren eine lange Straße hinab, die uns zum Dorf führte.
Die Stille Straße wurde sie genannt. Da sie nur selten befahren und eigentlich nur als Zierde galt, die an den Häusern der Reichen entlang ging. Zur linken und rechten der Straße standen in regelmäßigen Abständen stattliche Kastanienbäume.
Da die Straße nicht besonders breit war neigten sich einige Äste zur anderen Seite hinüber und bildeten ein Dach aus dunkelgrünen Blätter.
"Fahrt ihr öfter hier hinunter?"
Erkundigte sich meine Schwester neugierig.
"Nur wenn Besorgungen anstehen."
Antwortete Elijah und Niklaus warf ihm einen kurzen Blick zu, den ich nicht richtig einordnen konnte. Die restliche Fahrt über herrschte Schweigen, ein unangenehmes Schweigen, das nur ab und zu durch ein lautes Wiehern der Pferde unterbrochen wurde die, die Kutsche zogen und an ihr Ziel brachten.
Plötzlich und ein wenig unerwartet hielt der Wagen an, der Kutscher stieg von seinem Bock und öffnete uns so gleich die Tür. Elijah stieg als erster aus und gab Katerina höflich seine Hand um ihr heraus zu helfen, so wie es die damalige Sitte gebot.
Als sie mit seiner Hilfe die Kutsche sicher verlassen hatte wollte er auch mir seine Hand reichen, jedoch kam ihm sein Bruder zuvor, er hielt mir nachdem er ausgestiegen war seinen Arm hin.
Etwas verwirrt aber denn noch geschmeichelt hakte ich mich bei ihm unter. Als er mir heraus geholfen hatte löste ich mich wieder von ihm und folgte eilig meiner Schwester die bereits in dem Jubel und Trubel eines stattlichen Marktplatzes verschwunden war. Ich sah mich um und musste sehr darauf achten niemandem anzurempeln oder gegen einen der aus Holz gebauten Handelsstände zu stoßen. Meinen Augen gingen mir fast über, anhand der vielen Farben und Pracht. Es gab Töpferware aus kunstvollen Marmor, Statuen und Kreuze aus Eichenholz mit Goldenen und silbernen Ornamenten verziert, Kleider und Gewänder aus seltenen Stoffen wie schneeweiße arabische Seide, Sigelat der war so grün wie Klee, golddurchwobener marokkanischer Pfellel, mit Silber gewirktes Leinen und Pechschwarzer Samt der dunkler als die Nacht war.
Staunend und mit aufgeregt klopfendem Herzen lief ich über den Platz und errreichte schließlich seine Mitte. Hier stand ein großer Brunnen dessen Statue eine nackten Gottheit darstellte, ihre in Stein gemeißelten Augen starrten leer in den Himmel hinauf und ihre Haltung glich der einer so eben gekrönten Herrscherin.
Ihre Haare standen in der Luft und es sah aus, als würde ein unsichtbarer Wind sie streifen. Sie trug einen Zepter in ihrer hoch erhobenen Hand und um ihren Hals wand sich eine schöne Schlange aus dessen versteinertem Rachen eine gewaltige Wasserfontäne kam. Zu den Füßen der Göttin im Wasser, schwammen einzelne rote Rosen, die offensichtlich mit Absicht hinein geworfen worden waren. Langsam und ein wenig ehrfürchtig trat ich näher an den Brunnen heran.
Er strahlte eine gewisse Schönheit und Beständigkeit aus so dass ich meine Augen fast nicht von diesem Anblick lösen konnte. "Hier bist du! Hast du die Halsbänder aus Opalen dort drüben gesehen, die Steine schimmern als wären es erstarrte Meerestropfen und hast du überhaupt jemals so viele Menschen an einem Ort auf einmal gesehen? Elisabeth?"
Katerina war neben mit aufgetaucht und erzählte mit glühenden Wangen von ihren bisherigen Beobachtungen. Als ich ihr nicht antwortete wurde sie stutzig, folgte meinem Blick und sah die bleiche versteinerte Göttin mit verengten Augen an, ehe sie ihre Hände auf meinen Schultern platzierte und ich ihr so meine Aufmerksamkeit schenkte.
"Hast du gehört was ich gesagt habe?"
Verdeutlichtete sich meine Schwester ungeduldig. "Halsbänder...das Meer....viele Menschen..."
Zählte ich ihr die Sachen bruchstückhaft auf und sah wie sich ihre Augen verdunkelte.
"Es tut mir Leid."
Fügte ich klein laut hinzu und lies ihn vorgetäuschter Reue meinen Kopf sinken nur um ein Lachen zu unterdrücken.
Da schüttelte sie jetzt auch lachend den Kopf und gab mir dann mit dem Ellbogen einen kleinen Schubs, ehe sie meinen Arm mit ihrem verschrenkte und wir gemeinsam den Magd erkundeten. Ohne Zweifel und ohne Sorgen. Lange hatten wir uns nicht mehr gemeinsam so ergangen. Und so zählte in diesem Moment nichts und niemand, nur wir. Jedoch sollte dieses sorglose Tun nicht lang andauern. Da wir bereits jetzt von dunklen, zerfurchten Augen beobachtet wurden.

{Petrova}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt