Die Wende

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Der Regen hatte in den letzten Jahren in Avon zugenommen.
Die Pflanzen ertranken nach und nach und die Sonne ließ sich nicht mehr blicken. Die Menschen verfluchten die Götter, da sie hungerten und ihr Groll wurde von Tag zu Tag größer.
Es war als hätte sich seit dem Moment als sich der Himmel über ihnen verfinsterte etwas schreckliches ereignet. Es war die Nacht als man die Alte tot in ihrem Haus aufgefunden hatte. Niemand kannte sie wirklich und niemand hatte sich je um sie gescherrt. Sie war einfach da gewesen. Schon immer. Selbst die ältesten des Dorfes kannten sie schon von früher. Man sagte ein Tier hätte sie überfallen und totgebissen. Seit diesem Augenblick hatte sich eine Menge verändert, die Menschen waren aufmerksamer, ruheloser und wurden misstrauischer als sie es je gewesen waren.
Es war als wäre mit dem Tod der Hexe Ayana ein Schleier gefallen. Der Schleier der die Welt der Monster vor den Augen der Menschen verbarg. Diese erzählten sich nun grausige Geschichten über allerlei schaurige Gestalten, Tiere und Geister.
Man eilte Abends so schnell wie möglich Heim und verbarg sich nach Sonnenuntergang hinter verschlossener Tür.
Denn sie fürchteten sich vor der Nacht.
Dieser Wandel blieb auch von der Schattenseite nicht unbemerkt.
Klaus Mikealson erhob sich von seinem täglichem Lager.
Er stieg missmutig über die Leiche einer jungen Frau.
Ihr Gesicht war gegen den Boden gepresst und ihre Gliedmaßen teilweise gebrochen. Sie war nackt, nur ihre langen roten Haare verdeckten den Großteil ihres Rückens. Klaus betrachtete sie ein wenig zu lange. Sie war wirklich außerordentlich köstlich gewesen, dachte er bei sich. Wirklich schade, das er sie hatte töten müssen, sie hätte ihnen noch eine Weile gesellschaft leisten können...
Klaus hob den Kopf und zuckte mit den Schultern und beachtete sie nicht weiter, als er sich bekleidete.
"Niklaus."
Elijah erschien hinter ihm im Türrahmen.
"Bruder..."
Klaus drehte sich nicht nach ihm um, er warf ihm durch den Spiegel vor dem er stand einen flüchtigen Blick zu.
"Trevor ist nicht aufzufinden."
Murmelte Elijah und lies seinen Blick nebenbei durch das Zimmer scheifen.
"Geflohen vermutlich."
Bemerkte Klaus finster und richtete seine weiße Halskrause.
"Feigling..."
Fügte er knurrend hinzu.
Elijah trat über die Schwelle, in das Schlafzimmer seines Bruder.
"Rose Marie wird ihm geholfen haben."
Erwähnte er beiläufig und beugte sich zu der Toten hinunter.
Klaus fuhr herum und ohne Elijahs Tun zu kommentieren, erwiderte er spöttisch.
"Wenn kümmerts, die laufen uns nicht weg. Früher oder später werden wir sie finden und angemessen richten."
Elijah schwieg.
Das nächtliche Werk seines Bruders war nackt und atmete nicht mehr.
Überflüssiger Weise befreite er ihren Hals von der roten Flut an Haaren und legte zwei Finger an ihre Schläfe.
"Sie könnten uns wichtige Informationen geben."
Sagte er schließlich. Er fühlte keinen Puls und erhob sich wieder.
Klaus lachte nur bitter auf.
"Ach ja? Welche denn? Etwa das beide Mädchen fort sind, eine ein Vampir und die andere...vermutlich tot."
Er hatte es mit Absicht so ausgesprochen, um die Reaktion seines Bruders abzufangen.
Dieser blieb von Angesicht regungslos.
Doch Klaus war noch nicht fertig.
Er ging einen Schritt auf seinen Bruder zu.
"Was ich dich schon oft gefragt habe, Bruder...wo warst du in der Nacht vor 10 Jahren, als uns die Kleine entkam?"
Er konnte einen lauernden Unterton in seiner Stimme nicht verhindern.
Elijah mied seinen Blick und antwortete mechanisch.
"Auf der Suche nach Katerina. Im westlichen Teil Avons."
Klaus hob die Augenbrauen.
"Wirklich?"
Klaus war sich sicher das Elijah das letzte Mal den östlichen Teil Avons erwähnt hatte.
Es wurde sehr still im Zimmer.
Klaus betrachtete sein Gegenüber.
Er wusste das er ihn strafen musste, aber im Augenblick wollte er es nicht. Oder besser gesagt er konnte es nicht.
Er brauchte ihn jetzt.
Nicht unbedingt als Bruder, sondern einfach als Gefährte.
Selbst die Großen Mächte unserer Welt fürchten die Einsamkeit, und diese vielleicht sogar noch mehr.
"Ich würde dich nie betrügen Bruder."
Klaus Augen funkelten gefährlich, als er die Worte vernahm.
"Natürlich nicht..."
Elijah hatte die Hände hinter dem Rücken verschrenkt, sein Blick war gesenkt.
"Wir haben einen Rückschlag erlitten. Das ist schlecht."
Fuhr Klaus wieder in seiner gewöhnlichen Haltung fort.
"Jedoch Doppelgänger wird es immer geben, dafür sorgt das Schicksal seit Jahrhunderten."
Sprach Klaus bitter und ging mit großen Schritten durch den Raum. Elijah verfolgte jede seiner Bewegungen ruhig mit den Augen.
"Nichts wird mich ab jetzt mehr aufhalten!"
Prahlte Klaus und riss etwas zu heftig an einer Schublade seiner Komode.
Erst beim zweiten Versuch vermochte er sie zu öffnen.
"Nicht einmal du Elijah...."
Murmelte er abwesend, dann hielt er inne.
Sein Gesicht war weiß.
Da er mit dem Rücken zu Elijah stand konnte der das nicht sehen.
"Niklaus?"
Fragte er und...
"Bruder?"
...als es still blieb.
Dieser hatte sich mit beiden Händen auf der Oberfläche der Komode abgestützt.
Sein Umriss zitterte leicht.
"Wo ist er..."
Es war keine Frage.
Es war eher eine Art Festellung, das etwas ganz und gar nicht stimmte.
"Was meinst du?"
Fragte Elijah verwirrt.
Ein leises Knurren entfuhr Klaus Kehle.
"Wo ist er?!"
Er wandte sich seinem Bruder zu, und das blasse weiß welches sein Gesicht geziert hatte war einem dunklen rot gewichen.
"Elijah ich schwöre wenn du ihn vor mir verbirgst um meine Pläne zu vereiteln, wirst du ein ganzes Jahrhundert in einem Sarg verbringen!"
Brüllte er und wurde so einem wilden Tier immer ähnlicher.
"Wovon sprichst du?"
Elijahs Wimper hatte nicht einmal gezuckt.
Es war schwer zu beurteilen wie ihm die Launen seines Bruders zusetzten. Doch eins wusste er, das man Feuer mit Feuer nicht bekämpfen sollte.
"Wovon sprichst du, Niklaus?"
Wiederholte er ruhig, während er beobachtete wie Klaus aufgebracht durchs Zimmer lief.
Klaus hielt inne und schob einen Fuß unter die Leiche der rothaarigen.
"Der Mondstein."
Zischte er und drehte die Frau mit seinem Fuß auf den Rücken. Doch auch unter seinem Abendessen befand sich der seltene Stein nicht.
Elijah ignorierte seine respektlose Handlung, wie schon so oft davor.
"Aber wer hätte ihn nehmen können?"
Fragte er stirnrunzelnd, er bevorzugte es sich an der Logik und den Fakten zu orientieren.
"Niemand, war seit Jahren, lebendig, Gast, in unserem Haus!"
Machte die Bestie glühend vor Zorn deutlich und schlug so heftig mit der Faust gegen einen Bettpfosten, das dieser mit einem lauten Knacks zerbrach.
Unbeeindruckt wischte sich Klaus mit seiner weißen Bettdecke das Blut von der Hand, dann erstarrte er plötzlich.
Elijah trat hinter ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. Vielleicht um ihn zu beruhigen oder ihn davon abzuhalten den Rest des Zimmers in Stücke zu reißen oder vielleicht um Klaus von dem abzuhalten was er als nächstes tun würde wenn ihm die Erkenntnis kam, die Elijah zuvor gekommem war.
"Katerina..."

{Petrova}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt