Von Herz und Silben

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"Erzähl es mir nochmal."
Ich seuftzte und lehnte meinen Kopf gegen das dünne Polster das die Wand hinter mir überzog. Unsere kleine Kutsche wackelte unruhig hin und her während sie ihren Weg durch die dunklen Wälder und nächtlichen Einöden suchte.
Katerina, jetzt auch Katherine genannt, hatte mir ihre Geschichte bereits erzählt und ich hatte sie auch oft darum gebeten sie mir erneut zu erzählen, immer wieder, so vertrieben wir uns die Zeit.
Anders als manche achtete sie darauf das ihre Geschichte immer die selbe blieb, sie vertauschte beim Erzählen nie ein Wort, ließ etwas aus oder sagte etwas das mir neu erschien.
Ich wusste nie genau warum sie das tat, ich fragte sie auch nicht danach, ich erklärte es mir immer damit das sie unser Vertrauen ineinander somit stärken und achten wollte.
Sie wollte vermutlich nicht das ich dachte, das sie etwas vor mir verbarg, das sie mir nicht alles von Anfang sagen würde und das sich dieses Verhalten auf mich übertragen würde.
Aber ich war nicht mehr von solcher Natur und das wusste sie auch. Spätestens dann als sie mich nun einmal bat alles zu erzählen was passiert war, in der verhängnisvollen Nacht vor 10 Jahren.
"Er hat mich gerettet. Ich habe in darum gebeten, ihn angefleht es zu tun."
Wiederholte ich ruhig. Es erschien mir rätselhaft, warum sie so erpicht darauf war alles zu erfahren, jede einzelne Kleinigkeit die mir passiert war. Ich sah sie nämlich immer als einen Menschen mit einem relativ oberflächlichen Charakter samt Weltbild.
Doch auch ihre Natur hatte sich offensichtlich geändert.
"Das ist alles?"
Fragte sie, auch nicht zum ersten Mal, und musterte mich nachdenklich.
"Er wollte nichts als Gegenleistung?"
Ihre Augenbrauen hatten sich etwas zusammengezogen.
"Rein gar nichts?"
Sie lehnte sich etwas zu mir nach vorne, als ich nicht antwortete. Sie saß mir gegenüber.
Ich schüttelte schließlich den Kopf, um ihr irgendetwas zu geben.
Ich war es Leid über Elijah zu reden, er beschäftigte mich nämlich nicht so sehr wie sein Bruder, über ihn wollte ich mehr wissen.
Den Wissen ist, wie man im Volksmund sagt, Macht.
"Dann hat er es wirklich nur aus purem Mitleid um dich getan..."
Hörte ich Katerina sagen und sie holte mich somit aus meinen Gedanken zurück. Sie sah mich leicht befremdlich an.
"Oder es ist noch etwas anderes..."
Jetzt zogen sich meine Augenbrauen zusammen.
"Und was?"
Fragte ich und verschränkte die Arme.
"Tu nicht so unschuldig. Ich seh es in deinen Augen. Er gefällt dir nicht war? Fasziniert dich seine Geste? Er hätte dich töten sollen, aber er hat dich gerettet und da durch den Zorn seines Bruders auf sich genommen. Das hat etwas in dir erweckt oder nicht? Es hat dich berührt..."
Ich sah sie perplex an.
"Ich bin ihm nicht auf diese Weise zugetan. Ich liebe ihn nicht, wenn du darauf hinaus willst."
Murmelte ich und ihre Augen blitzen, wie mir schien, kurz auf.
Es hätte auch ein Streich der Abendsonne sein können.
"Natürlich. Du liebst ihn nicht."
Sagte sie und lachte leise.
"Wer sagt das er mich liebt?"
Erwiderte ich verwirrt.
"Wer sagt das er es nicht tut."
Ein kurzes verächtliches Ausatmen war meine Antwort.
"Ich weiß was du denkst. Wenn einen alle Männer das Leben retten, weil sie einen lieben, wäre es uns noch viel besser ergangen."
Meinte Katerina und lehnte sich wieder etwas zurück, fortwährend lächelnd.
"Bei dir hat es doch auch funktioniert."
Sagte ich ihr und spielte damit auf ihre Flucht durch Trevors Hilfe an.
"Das ist etwas anderes."
Erwiderte Katerina und legte ein Bein über das andere und ordnete ihren Rock mit spitzen Fingern.
"Sicher."
Meinte ich und ließ sie nicht aus den Augen.
"Männer wollen keine Liebe. Sie bringt nur Beschwerden mit sich."
Murmelte Sie leicht abwesend, aber dennoch mit selbstsicherer Stimme.
Diese Worte brachten mich etwas zum nach denken, wie so viele, die ihren Lippen entwichen.
"Und du weißt was sie wollen?"
Fragte ich schließlich.
"Ich weiß genug."
Sie schmunzelte und sah zu mir auf.
Ich konnte nicht anders als es zu erwidern.
"Aber Elijah-"
Fing ich an doch sie beendete den Satz für mich.
"Er ist anders?"
Sie schmunzelte. Manchmal konnte es mich ungemein reizen, wenn sie mit mir sprach als wäre ich ein naives Kind.
"Ja."
Antworte ich ihr, ohne viel zu zögern.
Sie musterte mich.
"Also was sagt dein Herz?"
Fragte sie mich ernst.
Ich konterte ihre Blick mit den meinen und lehnte mich zurück.
Alles musste ich ihr wirklich nicht sagen, vor allem nicht wenn ich es selbst nicht wusste.
"Nun, seines können wir schlecht befragen."
Sprach Katherine, ich schüttelte den Kopf, ob zur Bestätigung Ihrer Aussage oder als Instinktreaktion war nicht zu sagen.
Sie atmete schwer.
"Gut, sag es mir nicht,
versprich mir nur eins."
Ich hob den Blick und sah nur ihre Augen und ihren Mund.
"Kommt es zu einer Konfrontation mit ihm, ob in 10 oder 100 Jahren, der Wille zu überleben muss stärker sein, Elizabeth."
Jedes Wort hallte in meinem Kopf wieder, sie sprach einen Namen aus, meinen Namen, so fremd klangen die ihrer Zunge entsprungenden Silben.
Es war eine Warnung, eine ausgesprochene Warnung in meine Richtung.
"Stärker..."
Wiederholte Katherine ruhig.
"...als jedes, mögliche, zärtliche Gefühl für ihn."
Ich hielt ihrem Blick stand, der Kampf passierte in unserem Innern.
Es tat weh.
Niemals würde ich sie verlassen, niemals.
Das wusste ich jetzt, aber ich wusste nichts für die Ewigkeit, rein gar nichts.
Es ist einfach zu jammern, wenn die Füße blutig sind und das Herz schwer.
Aber in den guten Zeiten, nimmt man an, das auch die Welt durch aus gut und rein ist.
Aber was wenn sie es nicht ist?
Was dann?
Sie war ruhig und beständig, ihr Atem, ihre Haare, ihre Haut.
So ruhig, wie der Ozean vor dem Sturm.
"Versprich es mir."
Ihre Stimme, war wie die morgendliche Brise von Wind, die die Wellen streichelt.
"Ich verspreche es dir."

{Petrova}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt