Die dunkle Wahrheit

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Ich ließ meine Hand sinken und starrte die alte Frau fassungslos an.
"W-Woher kennen sie meinen Namen?"
Meine Stimme war wie ein Windhauch nur und es schien als dauerte es eine Weile bis sie die Ohren der Frau erreicht hatte. Ihre Arme lagen regungslos auf den Lehnen des Sessels, ein paar weiße Haarsträhnen vielen ihr ins Gesicht und die Augen blickten starr ins Leere.
"Du bist eine von ihnen. Und deine Schwester auch."
Ihre Stimme war jetzt ruhiger und doch waren ihre Züge angespannt.
"Was meinen sie mit 'eine von ihnen' ?"
Irgendetwas in ihrer Erscheinung hielt mich fest.
Ich konnte mich nicht bewegen und etwas zügelte meine Angst und meinen Instinkt einfach wegzulaufen.
Die Frau hob langsam den Kopf und zeigte auf einen wackeligen Stuhl der ihr leicht seitlich gegenüber stand.
Ich zögerte etwas, bevor ich mich langsam setzte und meine Hände in den Schoß bettete. Die Alte ließ mich dabei nicht aus den Augen und ich musste mich zwingen zu ihr zu sehen.
Die graue Katze hatte sich erhoben und verließ den Sessel. Auf dem Boden angekommen streckte sie ausgiebig ihre Glieder und verschwand dann in dem hinteren Teil des Raumes.
"Wer sind sie?"
Ohne richtig darüber nachgedacht zu haben entsprang mir diese Frage als aller erstes. Eine Weile herrschte Stille und kurz bevor ich mir nicht mehr sicher war ob sie mich überhaupt gehört hatte, ertönte ihre Stimme.
"Ich höre auf den Namen Ayana und ich wandle schon länger auf dieser Erde als du dir vielleicht vorstellen magst. Ich gehöre zu einer Rasse von übernatürlichen Wesen, die unsere Welt schon seit mehreren Jahrhunderten bevölkern. Aber ohne das Wissen der Menschen, versteht sich."
Während sie sprach sah sie zur Seite und in ihren Augen funkelte es.
"Ich weiß mehr über das Böse als mir lieb ist und ich weiß das es immer unter uns weilen wird."
Sie stockte und lächelte bitter. Ich saß da wie versteinert und mein Herz drohte zu zerspringen. Das was mir am meisten Angst machte war, das ich begann alles zu glauben was sie mir erzählte und das ich es mir sobald es über ihre Lippen an meine Ohren drang bildlich vorstellen konnte.
"Du ängstigst dich, Kind. Das ist nicht notwendig, noch nicht. Vor mir brauchst du keine Angst haben, ich bin, wenn du es so formulieren willst, eine von den Guten."
Ich schluckte und nickte dann, wie ein ertrinkendendes kleines Tier dem man ein Tau zu warf.
"Sagen sie mir wer sie wirklich sind."
Meine Stimme war jetzt etwas sicherer als zuvor, aber meine Hände hatten sich in meinem Schoß verkrampft.
Auf meine Aussage lächelte die Frau geduldig und offenbarte.
"Ich bin eine Hexe."
Irgendwo in ganz weiter Ferne hörte man einen Vogel schreien und bald darauf das gleichmäßige schlagen einer Trumuhr. "Sie...Sie sind-"
Begann ich und bemerkte wie rau sich meine Stimme anfühlte. "Ich bin eine Beschützerin der Erde und gewillt das Gleichgewicht zwischen Übernatürlichen und Natur wieder herzustellen, da es eine Idee von törichter Gier vor vielen Jahren durcheinander brachte. Aber das ist eine lange Geschichte, jedoch bin ich mir sicher das du sie hören möchtest, Elisabeth."
Es schien wie der erste Wendepunkt in meinem Leben.
"Fast 400 Jahre ist es her, seit mich der Kopf der Mikealson Familie um Hilfe bat. Esther war die Mutter von 5 Kindern, Elijah, Finn, Kol, Rebekah und Niklaus. Ihr jüngster Sohn Henrik starb mit 10 Jahren. Sie bat mich ihn wieder ins Leben zurück zu holen." "Wäre das denn möglich?"
"Ja, das wäre möglich gewesen. Jedoch würde eine solche Tat gegen das Gesetz der Natur verstoßen, alles was einmal über die Grenze in Totenreich geht, sollte besser dort bleiben. Aber wir sind ja erst am Anfang unserer Geschichte. Die Zeit verging und Esther begann sich Sorgen um die Beständigkeit ihrer Familie zu machen. Sie war mit starken Kräften gesegnet und vor mir verborgen begann sie an einem Plan zu arbeiten. Mit Hilfe vieler böser Magie und Zauberrei wollte sie das Leben all ihrer Schützlinge unsterblich machen. Viel zu spät begriff ich was sie vor hatte und was das für Folgen haben würde. Nun musst du wissen das nicht alle ihre Kinder von dem gleichem Mann stammten. Niklaus war Abkomme eines Werwolfs gewesen, mit dem seine Mutter damals zugange gewesen war. Niemand konnte das gut heißen. So wurde denn sein Leben und das seiner Geschwister dazu verdammt ewig erhalten zu bleiben. Sie wurden zu Blutsaugern, Vampiren, Monstern um am Leben zu bleiben nahmen sie sich alles was sie wollten. Niklaus war aber kein einfacher Vampir er wurde zu einem Hybriden. Zu Hälfte Werwolf, zu Hälfte Vampir. Er ist der erste seiner Art und hoffentlich auch der letzte. Seine Mutter Esther wusste das er stärker war als seine Geschwister und um sie und ihn vor sich zu schützen unterdrückte sie mit sie mit einem äußert kraftvollen Fluch seine Werwolfhälfte. Dazu benötigte sie die Magie des Mondsteines und das Blut der ersten Doppelgängerin. Aber der Hybrid ist weder ungebildet noch leicht zu bezwingen. Er wird so befürchte ich nicht ruhen ehe er den Fluch gebrochen hat. Und wenn er das geschaft hat wird er sich doch niemals damit zufrieden geben der einzige seiner Art zu sein. Er fühlt sich bedroht von jedem der anders als er selbst ist und das macht ihn gefährlich. Er wird unter jeden Umständen versuchen mehrere Hybriden zu erschaffen und sie sich Untertan zu machen. Und nun kommen wir zu euch, zu deiner Schwester und dir. Ihr müsst fliehen, ihr dürft unter keinen Umständen länger hier verweilen!" Diese letzten Worte schienen eine glasige Wand der Hoffnung des Unglaubens, die sich während der Geschichte vor mir errichtet und verfestig hatte zerbrechen.
"W-wenn das alles stimmt, warum-wieso sind wir hier? Wir haben nichts damit zu tun, bitte."
Die Augen der alten Frau waren diesmal mit etwas Mitleid auf mich gerichtet.
"Leider, mein Kind. Habt ihr mehr damit zu tun, als du dir vorstellen kannst. Esther benötigte um den Zauber zu vollziehen der den Wolf zähmen sollte das Blut der ersten Petrova-Doppelgängerin."
Immernoch schien ein leichter Nebel über ihren Worten zu liegen. "P-Petrova? Sie ist also eine Vorfahrin von uns...und ihr Blut konnte den Fluch vervollständigen."
Wiederholte ich langsam und nie lag mehr Zweifel in einem Satz den ich aussprach.
"Tatia war nicht nur eine Vorfahrin von euch. Sie sah genauso aus wie du und somit auch genauso wie deine Zwillingsschwester. Es ist sehr selten das ein Doppelgänger zweimal in einer Generation erscheint und dann sich auch noch als Zwilling heraus stellt. Äußert sonderbar...
Niklaus wird das Blut von dir oder deiner Schwester brauchen um den Fluch wieder aufzuheben. Sehr warscheinlich hat er euch deshalb aufgenommen. Ihr seit sozusagen vom Regen in die Traufe gekommen. Er hätte euch so oder so gejagt und er hätte euch gefasst. Deine Chance ist das keiner der beiden Brüder auch nur ansatzweise ahnt das du nun über alles Bescheid weißt. Informiere deine Schwester und kommt in einen geeigneten Zeitpunkt unbemerkt hierher zu mir. Ich werde euch helfen zu fliehen, euch einen Vorsprung verschaffen."

{Petrova}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt