Nebel

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"Was denkst du über Klaus?"
Katerina blieb vor einem Stand stehen der augenscheinlich Schmuck verkaufte stehen und sah mich mit einem durchdringendem Blick an.
"Wie meinst du das?"
Fragte ich und beobachtete sie aus den Augenwinkeln.
Sie seuftzte und versuchte es erneut, dabei nahm sie beiläufig einen Ring von einer silbernen Palette und betrachtete ihn.
"Ich meine wie du findest."
Sie probierte den Ring auf und als ihn ein Sonnenstrahl traf glitzerte er in seinem Licht.
"Er ist Charmant, gebildet, gut aussehend und wir sind ihm wohl auf ewig zu Dank verpflichtet. Aber wieso stellst du mir solch eine Frage?"
Sie antwortete nicht, ihre Augen waren an den Ring haften geblieben.
"Wenn du deine Absichten für dich behalten willst, tu das. Aber was es auch ist, übernimm dich nicht dabei."
Ich sagte dies sehr leise, so das sie es gerade so hören konnte. "Vertrau mir Elisabeth, ich weiß was ich tue."
Ihr Blick war nicht an mich gerichtet, er überflog gezielt die Menge und suchte anscheinend nach jemand bestimmten.
Ich hielt die Gefühle die meine Schwester für Niklaus hegte weder gut noch schlecht. Nur als sie sich das letzte Mal verliebte, stürtzte ihre Welt dadurch zusammen und ich wusste nicht ob ihr Gemüt einen weiteren Zusammenbruch erdulden konnte.
Doch ehe ich ihr noch eine Warnung ausrichten konnte stand sie schon nicht mehr neben mir. Ich sah mich um und entdeckte sie an einem anderen Stand, sie redete mit einem Mann. Klaus.
Sein Bruder Elijah stand ein wenig entfernt und begutachtete eine Flasche mit einem wohl sehr edlen ausländischen Tropfen.
Er hob seinen Kopf und erblickte mich schließlich, wir hatten noch nicht oft mit einander geredet aber von allem was ich über ihn wusste, war er etwas ruhiger und ernster, aber nicht minder Stolz als sein Bruder. Er hob seine rechte Hand zum Gruß und ich erhob gleichwärtig meine Linke. Die Spur eines Lächelns war auf seinem Gesicht zu sehen, jedoch schien sie sich zu verflüchtigen wie eine sanfte Brise an einem heißen Junitag als er Niklaus und meine Schwester reden sah. Ich verspürte ein Unbehagen und wandte mich ab. Katerina bekam immer das was sie wollte und nichts, wirklich nichts würde sie davon abhalten können.
Ich setzte mich Gedanken verloren in Bewegung und verließ den Marktplatz. Ein Sprichwort besagte das man immer auf seine Füße achten sollte, sonst könne man nie wissen wohin sie einen trugen. Dieses Mal erfüllte sich die Aussage des Sprüchleins.
Als ich das nächste Mal meine Umgebung wortwörtlich wahrnahm, befand ich mich in einer schmalen Gosse.
Sie roch nach nassem Leder und altem Fisch.
Hier war es wo das schmutzige Abwasser gesammelt wurde und den kühlen Steinboden ertränkte. Meine Finger raften die Falten meines Kleides ein wenig in die höhe als ich meinen Weg durch die Nässe fort führte. Da erblickte ich am Ende der Gosse die gebeugten Umrisse eines Menschen. Ich blieb stehen und sah wie die Person mir zu winkte und dann machte sie ein Zeichen mit der Hand, als würde sie andeuten das ich ihr folgen sollte.
Ein seltsames Gefühl stieg in mir auf, mein Verstand hieß mir mich sofort umzudrehen und zu gehen, jedoch war da noch etwas anderes, ein Gefühl des Vertrauens, der Sicherheit, der Neugier vielleicht sogar. Ich löste meine verkrampften Hände, dessen Griff den feinen Stoff meines Kleides zerknittert hatte.
Ohne auf etwas anderes zu achten ging ich auf die Person zu und meine Schritte hallten auf der feuchten bepflasterten Straße nach. Die Neugier hatte gewonnen. Der dunkle Umriss der Person in der Ferne schien sich abzuwenden und bog in eine Nebenstraße ein. Ich eilte mich ihr zu folgen und fand mich kürzlich später vor einer kleinen Holztür wieder. Es roch hier seltsam und ein eigentümlicher Nebel schien diese Gegend unablässig einzuhüllen. Ich verschwendete meine Blicke nicht an die monotonen Hütten oder ihre verschlossenen Fensterläden.
Meine Aufmerksamkeit war der Tür vor mir zugewandt, in der vor ein paar Sekunden die rätselhafte Person drin verschwunden war. Schließlich besaß ich die Vernunft zaghaft anzuklopfen und es blieb für eine Weile still. Dann hörte ich das Geräusch von Holzpantoffeln, die über einen knarrenden Fußboden gingen und ein Schloß wurde ratternd geöffnet. Ich erblickte das Gesicht einer Dame, ihre Augen waren dunkel und durchdringend. Ihre Haut war faltig und ihre Nase zierten ein paar braune Sommersproßen, aber ihre Haare... ihre Haare waren weiß und floßen dünn ihre Schultern hinab. Sie lächelte kurz als sie mich erblickte und trat ein wenig zur Seite um mich einzulassen. Ich regte mich nicht und da schien es als würde ein kalter Wind durch die namenlosen Häuserwände gehen. Da erschauderte ich und ging hinein.
Die Frau schloß hinter sich die Tür und ging dann stumm zu einem zerfransten Sessel auf dem sie sich niederließ.
Ihr Blick war auf mich gerichtet und etwas trauriges lag ihn ihm. Da es mir sehr unangenehm war so beobachtet zu werden, wandte ich mich der Ausstattung des kleinen Zimmers zu.
In der Ecke stand ein Bett über dem eine raue Wolldecke lag und zu meiner rechten erkannte ich ein kleine Feuerstelle über dessen Rost ein runder Kessel stand aus dem es dampfte. Ein paar Zeichnungen zierten die Wände, alle zeigten Menschen denen grausame Dinge passierten. Sie krümmten sich vor schmerzen und regten sich gen Himmel, dazu kam das auf jedem Bild ein voller Mond zusehen war. Das war eine Abwechslung zu den farbenfrohen Gemälden die ich im Anwesen der Mikaelsons gewöhnt war.
"Nun Kind, gefällt dir meine Vorliebe für Kunst, die die unterschiedlichsten Gefühle ausdrücken kann."
Ich zuckte zusammen, die seltsame Frau hatte sich etwas vorgebeugt und fixierte mich ernst.
"Manche sehen sich das an und sehen jemanden der Schmerzen oder Angst hat. Manche gehen soweit und sagen diese Person kämpft mit dem Tod. Sie ist wahnsinnig geworden, denn wer gegen den Tod versucht anzukämpfen, hat wohl den Verstand verloren... Denkst du nicht auch?"
Ich fühlte mich mehr und mehr unwohl, mit jedem weiteren Wort das sie von sich gab.
"Gute Frau, warum bin ich hier?"
Meine Stimme zitterte und beinahe hätte ich laut geschrien als mich etwas weiches an meinem Bein berührte.
Es war jedoch nur eine graue Katze dessen Schwanz mein Bein gestreift hatte, sie bewegte sich leichtfüßig vortwärts und sprang mit einem Satz auf den Schoß der alten Frau.
Dort ließ sie sich nieder und schloss seelenruhig ihre Augen.
Die Frau hatte weder auf die Katze geachtet noch auf den Schreck der mir noch immer in meinen Gliedern saß. Ihre Augen starrten Gedanken verloren auf den Fußboden und sie war so ruhig das nicht einmal ihr Augenlid zuckte. Langsam kroch mir eine Kälte den Rücken hinunter und ich machte ein paar Schritte in Richtung Tür. Der Fußboden knarrte.
"Entschuldigung, aber ich werde jetzt gehen."
Meine Stimme hallte wie ein Echo durch den finsteren Raum. Meine Hand lag auf dem Türknauf und war jeden Moment bereit den Weg nach draußen durch ein leises 'Klick' freizugeben.
"Kind! Gib Acht! Du verlierst dich in der Dunkelheit! Du bist schon viel zu Nah! Halte sie auf! Sie wird dein Ende sein! Verbannt sind die Brüder, geboren aus Nacht und Eis! Verflucht die Schwestern aus Blut und Unschuld! Noch nicht, Elisabeth! Aber bald!"

{Petrova}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt