Als ich erwachte, wünschte ich mir ich hätte es nicht.
Ich hätte nicht die Augen aufgeschlagen, ich hätte nicht geatmet. Nichts wäre zurück gekommen, nicht die Gedanken noch die Gefühle die ich vernahm, als ich bemerkte das ich von meiner Schwester getrennt war.
Erneut.
Ich war allein.
Siebzehn Jahre hatten wir zusammen verbracht, dann gebar sie ein uneheliches Kind und wurde verbannt.
Sechs Monate später bekam ich einen Brief, er war versiegelt und nur an mich adressiert. Ich reiste ihr nach und nach nur einer kurzen Zeit kehrte sich alles was ich wusste und woran ich glaubte auf den Kopf.
Wir wurden getrennt, als wir um unser Leben liefen.
Noch hatte ich meins, und sie?
Wo ist sie?
Sie teilte täglich meine Leiden und meine Freuden und ich teilte ihre. So ist es immer gewesen, Tag für Tag und Jahr für Jahr.
Wir teilen das Blut eines Doppelgängers und das Schicksal eines Solchen. Ich schluckte und versuchte vorsichtig meine Umgebung wahrzunehmen. Ich blinzelte ein paar mal und das verschwommene wurde langsam klar.
Ich lag auf dem Rücken, mein Körper befand sich auf einem Bett. Es war mit einem weißen Linnen überzogen und nicht besonders groß. Es stand in einem dunklem Raum die Wände waren leer und kalt. Meine Hände und Füße waren gefesselt, ich konnte mich kaum bewegen.
Das nächste was ich realisierte war ein rasender Schmerz an meinem Hals. Ich hob mit Mühe meinen Kopf und erblickte für einen kurzen Augenblick die Wunde an meinem Hals.
Eine tiefe Bisswunde schmückte sie.
Ich lies den Kopf wieder sinken und versuchte den pochenden Schmerz irgendwie zu unterbinden. Dabei entfielen mir ein paar Tränen und doch war ich innerlich wie ausgetrocknet.
"Es tut mir Leid, das Niklaus dich so zugerichtet hat. Ich habe versucht ihn davon abzuhalten."
Ich zuckte zusammen und wandte mich der Stimme zu.
"Elijah..."
Er stand in einer Ecke im Schatten, deshalb hatte ich ihn nicht sofort bemerkt. Ruhig trat er an das Bett heran, ich wollte ihn etwas fragen, jedoch wagte ich es nicht. Mein Hals brannte und ich fühlte einen leichten Schwindel bei dem Versuch mich aufzurichten. Das rührte wohl von dem großen Blutverlust her. Elijah setzte sich auf einen hölzernen Stuhl der sich auf meiner Höhe befand und ich konnte seine Gesichtszüge erfassen.
Etwas das mich weder beruhigte noch aufregte.
"Wie lange?"
Fragte ich leise ohne auf seine Entschuldigung einzugehen.
"Zwei Tage."
Antwortete Elijah sofort, ich schluckte.
"Warum?"
Diesmal dauerte es etwas bis die Antwort kam.
"Er will warten, bis du wieder bei Kräften bist."
Stille.
Meine Finger zuckten unkontrolliert und die Gliederschmerzen setzten erbarmunglos ein. Wie weit war ich gerannt, ich wusste es nicht mehr. Aber was ich wusste war das ich davon gezeichnet war.
"Wieso bist du hier?"
Fragte ich weiter und ignorierte das Kratzen in meinem Hals. "Selbst der zahmsten Taube, stutzt man die Flügel. Ich werde auf dich Acht geben. Bis-"
Elijah hielt inne und sein Gesichtsausdruck hatte etwas fremdes an sich.
"Für einen unsterblichen, sprichst du nicht gern vom Tod."
Er wandte sich von mir ab, die Arme hatte er hinter seinem Rücken verschränkt.
"Du irrst, ich spreche nicht gern von deinem Tod"
Wie ein Echo drangen seine Worte an mein Ohr.
Das was ich gehört hatte, verschaffte mir vielleicht eine Chance, mein Leben zu behalten. Ich stütze mich unter vereinzelten, schmerzhaften Stichen auf meine Unterarme und reckte ein wenig das Kinn.
"Elijah..."
Er rührte sich nicht.
"Elijah, sieh mich an."
Er führte einen Kampf, einen Kampf gegen sich selbst.
"Sieh mir in die Augen."
Er hatte verloren, er wandte sich mir zu und sah mir in die Augen. "Du weißt was er mir angetan hat, du kannst es sehen und ich kann es spüren. Ich bitte dich, ich flehe dich an, ich rufe dich an, Elijah...Hilf mir. Überlass mich nicht meinem Schicksal. Bei allem an was du glaubst, bei allem was dir teuer und lieb ist, beschwöre ich dich..."
Meine Stimme zitterte und ich war der Ohnmacht nah.
Mein Leben hing an dünnen Fäden, die aus Worten, Liebe, Leid und Hoffnungen gemacht waren.
"Ich kann es nicht, so verstehe doch. Elisabeth. Selbst wenn ich wollte, es ist ein Fluch."
Presste er stockend hervor und kam auf mich zu.
"Ich glaube es nicht, es ist nicht möglich, ich sehe es in deinen Augen. Du kannst mir nicht wehtun, ohne dich selbst zu verletzen."
Er sank langsam zu Boden auf seine Knie und war nun auf meiner Höhe sodass wir und gegenseitig direkt in die Augen schauen konnten.
"Ich soll verdammt sein, wenn ich doch nur die Kraft hätte, es zu verbannen."
Sagte er und ließ den Kopf hängen.
Er schien schon seit langem mit diesen Worten zu ringen, bis er sie schließlich aussprach. Und vielleicht konnte nur er Selbst sie in diesem Moment wirklich verstehen.
"Vielleicht musst du es gar nicht verbannen, nicht für mich. Hilf mir, Elijah... Du bist alles was ich noch bei mir habe, du kannst mich nicht auch im Stich lassen."
Ich versuchte meine Hand nach ihm auszustrecken jedoch hielten mich die Fesseln davon ab. Er bemerkte es, hob den Kopf und sah mich an. Dann legte er seine Hand behutsam auf meine.
Ich sah ihn erwartungsvoll an und hoffte das er die Angst in meinen Augen nicht sah.
Nach einer Weile öffnete er den Mund und sagte:
"Das werde ich nicht tun, ich werde dir helfen. Warte nur bis Mitternacht, dann sei bereit."
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{Petrova}
FanfictionDie Petrovas sind seid ihrer Geburt verflucht. Bei beiden Mädchen fließt Doppelgänger-Blut durch die Adern. Wie wird ihr Dasein gefristet, Gefangen oder Frei? In Ewig- oder Sterblichkeit?