Meine Schwester trifft ein ~ TAG 8

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Herrlicher Tag, nicht?



Früh morgens klingelt dann mein Wecker, noch lange, bevor irgendwer im Hause munter wird. Gähnend mache ich mich fertig, packe Bilbos Lunchpaket – und das ist definitiv ein Paket, der Hobbit hat Angst, das ich verhungere – in meinen Rucksack und spaziere pünktlich zum Sonnenaufgang die gerade von der Sonne zum Glühen gebrachte Einfahrt erstmal die Zeitung aus dem Briefkasten holen und einstecken, bevor ich mich auf mein Fahrrad schwinge und den Timer einstelle.

Wird es ein neuer Rekord bis zum Bus? Vermutlich.

Auf geht's.

Rein in den Bus, Fahrradschlüssel in den Geldbeutel werfen, aus dem Fenster starren und nach einer Stunde wieder aussteigen, dann durch die Kleinstadt zum Bahnhof hetzen und in den Schnellzug zur die nächste Großstadt mit ICE-Verbindung springen. Ich genieße meine Ruhe tatsächlich, habe die Nase in dem Wälzer ‚Drachen' und schaue nur dann hoch, wenn meine elektrische Armbanduhr piepst – und das immer fünf Minuten vor der Ankunft.

Während ich im Zug sitze und 250 Kilometer Richtung meiner Schwester düse, erwacht das Leben bei uns Zuhause. Drei Pakete kommen an, Legolas und Bilbo sitzen am Malen nach Zahlen, mein Bruder nimmt Thranduil und die Zwergenbrüder mit in sein Reich, wo es massenhaft Lego gibt, Dada schaut mit Thorin zwei Dokus über Tiere an, während Nici den Tag verpennt und erst heruntergeschlurft kommt, als die ganze Bande auf meinen Wunsch hin ‚der Hexer', einen Edgar Wallace-Film, anschaut. Dann können wir den Wixxer anschauen, und der Film ist herrliche deutsche Comedy.

Als der Film aus ist, steige ich gerade in Ulm in die U-Bahn, in der Hand eine Fanta und überprüfe auf dem handgeschriebenen Zettel, wo ich denn nach dem Umstieg hinmuss. Es dauert noch geraume Zeit und drei weitere Brote aus Bilbos Verpflegungsbox, bis ich den Parkplatz erreiche, wo der Bus mit meiner Schwester ankommen soll.

Jetzt heißt es warten.

Auch für den Rest zuhause, die Schwierigkeiten mit dem Internet haben und Nici sämtliche Festplatten voller Filme von uns durchsucht, damit sie den zweiten anschauen können – ‚der Hexer kehrt zurück', denn den haben wir auch offline, wenn auch nicht in HD.

Ich spaziere derweil über den Parkplatz, vorbei an einigen armseligen Bäumchen, die ihre kümmerlichen Zweige in den bläulichen Sommerhimmel recken. Am Horizont ballen sich schwarze Wolken zusammen wie ein dunkles Geschwirr, und ich werde kurzzeitig obdachlos, weshalb ich unter der Fußgängerunterführung vorhabe, das Gewitter abzuwarten.

So ein Mist.

Dann endlich – Nicis Triumpfschrei weckt den gerade weggedösten Kíli wieder auf, sie hat den zweiten Teil gefunden, bei mir donnert es mittlerweile unheilvoll und ich durchsuche mein Gepäck in der Hoffnung, dass mir Dada einen Regenschirm eingepackt hat. Hat sie auch, aber einige der Striemen, die den wasserabweisenden Stoff straffen sollen, sind abgeknickt und das ist semioptimal.

Also bleibe ich wohl doch hier und stiere auf den Parkplatz, der am Ende von dem kleinen Fußgängerweg liegt, der sich hier durch eine halbherzige Grünanlage schlängelt, hinter der der Schotterparkplatz ist.

Es beginnt zu regnen, erstmal fieselt es nur, aber ein Blick auf die jetzt ganz dunklen Wolken zeigt, dass es dabei nicht bleiben wird. Scheißdreck – Moment, da ist der Bus! Herrgott, na endlich!

Das Gewitter legt bei uns richtig los, als meine Schwester und ich mit schwerem Koffer über den Parkplatz hetzen, innerhalb von Sekunden sind wir nass bis auf die Haut. Wenigstens hat mein Rucksack eine Regenhülle, und die habe ich glücklicherweise über ihn gezogen.

Hilfe, wir haben zwei Elben, drei Zwerge und einen Hobbit im Haus! // Hobbit FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt