3. Kapitel

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Nachdem ich mich halbwegs entschieden hatte, setzte ich mich wieder aufrecht hin und blickte zu Oliver. ,,Es gibt Dinge, die du auch über mich wissen solltest, Oliver" sprach ich nervös und atmete tief ein und aus. Er sah mich besorgt an.

,,I-ich..ich bin...magersüchtig und...ich-" ich konnte meinen Satz nicht beenden, da ich erneut anfing zu weinen.

Wie typisch das für mich war mich nicht zusammen reißen zu können.

Als ich wieder mein Gesicht in meinen Händen vergrub, drückte er mich fest an sich und gab mir sogar einen Kuss auf den Kopf.

Er strich mir sanft über meinen Rücken. ,,Hey, ich bin für dich da. Ich werde in dieser Zeit immer für dich da sein, Paige." sprach er beruhigend auf mich ein. ,,Auch wenn ich mich ritze, unendliche Tabletten nehme um durchgehend zu schlafen und ständig Panik Zustände bekomme?" fragte ich während er mich immernoch in seinen Armen hielt.     ,,Auch dann" sagte er und drückte mich fester an sich.

Ich wusste nicht, ob er das ernst meinte oder nur sagte um mir ein gutes Gefühl zu geben und dann wieder aus meinem Leben zu verschwinden, genauso wie alle anderen es getan hatten.

Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es ganz anders war 'ihm' alles zu erzählen.

Es war nicht wie vor wenigen Monaten, als ich Luke das erste mal davon berichtete und er nur auf "Ich werde für dich da sein" Phase tat.

Oliver hatte etwas an sich, das mich von der Wahrheit zu überzeugen schien.

,,Ich möchte, dass du wieder glücklich wirst" sagte er nun und platzierte eine Hand auf meiner Wange. Das hatte noch niemand zu mir gesagt seit dem ich so war. Ich hatte das Gefühl gehabt,  dass ich das erste mal jemandem wichtig war.

Ich musste wegen seinen Worten schwach lächeln. Seine Augen begannen zu leuchten und er lächelte ebenfalls. Wir sahen uns eine kleine Ewigkeit nur an, bis schließlich jemand mein Zimmer betrat.

,,Emo, du sollst na-" ,,Hör auf sie so zu nennen" unterbrach Oliver  bedrohend meinen Bruder, welcher ihn beängstigt ansah. Ich hätte nicht gedacht, dass ich meinen Bruder jemals so erleben würde. Er hatte einen Angst erfüllten Blick drauf und entschuldigte sich stotternt. ,,Paige, uhm...Dad wollte dich kurz sprechen wegen.... der Bücher die du bestellen solltest." sagte er viel freundlicher und verschwand direkt aus meinem Zimmer. ,,Dieser-" ,,Ist schon okay" sprach ich, bevor etwas unschönes seinen Mund verlassen konnte. Er setzte sich wieder zu mir und drückte mich wieder in eine feste Umarmung. ,,Lass dich nicht unterkriegen." sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange.

Nachdem Oliver gegangen war, lag ich wieder im Bett und dachte wieder Stundenlang nach.

Würde Oliver morgen noch normal mit mir reden?

Würden die anderen davon wissen?

Würde er es überhaupt jemandem erzählen?

Würde er mich auch hängen lassen, gerade dann, wenn wir eine Freundschaft aufbauen, die mir viel bedeutet?

Das Klopfen der Tür riss mich aus meinen Gedanken und ich setzte mich aufrecht hin, als meine Mutter mein Zimmer betrat. Sie setzte sich zu mir und ich ahnte bereits was sie vor hatte zu erzählen. ,,Paige Liebling,  du weißt sicherlich, dass der erste Freund immer das aufregendste in dem Leben einer jungen Frau ist und ich freue mich wirkl-" ,,Mum, er ist nicht mein Freund und ich hab auch keine Lust so ein scheiß Gespräch zu führen." gab ich genervt von mir. ,,Ich wollte nur wissen, ob er dein Freund ist, weil er wirklich nett scheint." meinte sie lächelnd und strich mir über meinen Oberarm. Sie lächelte mich nur an, bevor sie mir eine gute Nacht wünschte und den Raum verließ.

Am nächsten Tag in der Schule,  betrat ich mit einem unwohlen Gefühl das Gebäude und lief durch den wie immer vollen Flur. Von weitem erblickte ich Matt und neben ihm stand Oliver, der nach jemanden zu suchen schien. Dann erblickte er mich und lächelte breit. Er kam auf mich zu und erst jetzt fiel mir wirklich auf, wie attraktiv er war.

,,Hey Paige" begrüßte er mich und drückte mich fest, bevor wir dann zu den anderen liefen.

Ich hatte gewusst, dass ich ihm vertrauen konnte.

Nach der Schule stand ich noch an meinem Spint, als ich plötzlich spürte wie jemand neben mir stand. Ich blickte in das, mit Schminke voll geklatschte Gesicht und identifizierte Chelsea. Sie war sozusagen die Tussi der Schule und ging in meine Klasse.  Sie hatte mich öfters schon so blöd angemacht,  aber auch nur, als sie mit ihren Freundinnen zusammen war. ,,Hey Emo, halte dich lieber von Oliver und seinen Freunden fern oder es wird schlimm für dich." warnte sie mich und setzte plötzlich ein lächeln auf. ,,Hey Oli, deine kleine Freundin ist wirklich süß" sprach sie übertrieben nett und lief dann davon. ,,Was hat sie dir gesagt?" fragte er ernst und kam näher. ,,S-sie..wollte nur wissen.uhm.." ,,Paige, ich kenne sie. Anscheinend wusste er wie sie war.

||Sleepwalking||o.s|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt