Hört man die wirkliche Stille, die ruhige, endlos nichtige Tonlage des nichts welche nur von den eigenen Atemzügen durchbrochen wird so stimmt etwas nicht. Seoul ist nie ruhig ... man hört immer die Motoren der Autos, das Hupen, das rege Treiben ... man hört etwas denn Seoul schläft nicht.
Und doch haben meine Ohren alles zum verstummen gebracht.
,,HÖR AUF!" schreie ich während ich wieder mal in meinem Bett, aufgeschreckt aus dem Schlaf, sitze. Tränen, ohne Bedeutung laufen mir die Wangen herunter und verzweifelt halte ich mir die Ohren zu. Die Stimme von Herr Jung, so endlos kalt, ohne Emotionen, ohne den lockeren, aufheiternden Ton und dann doch noch der Knall seiner Pistole. Die einzigen Sachen die ich seit Tagen höre, alles andere ist verstummt. In meinem Kopf herrscht Chaos.
Mit einem mal ist etwas in mir das mich dazu bringt los lassen zu wollen...
Was habe ich noch?
Tae ... und einen Freund der mit einen Mörder unter einer Decke steckt. Obwohl... ist Jimin überhaupt noch mein Freund?
Seufzend stehe ich auf und gehe ins Bad. Das Ziffernblatt der Uhr zeigt 3 Uhr morgens. Ein Wunder das ich überhaupt solange schlafen konnte.
Nun ja, schlaf kann man es nicht nennen.
Viel mehr ist es mein Körper der mich dazu bringt zu schlafen, in der Hoffnung er kriege so etwas Energie doch vergebens ...
Ich kann nicht schlafen,
habe keinen Hunger
und bin kurz davor wieder in meine alten Gewohnheiten zurück zu fallen.
Mein ehemals bester Freund hilft einem Mörder. Hat Herr Jung ihn dann auch entführt und zu dieser Person gemacht? Doch wie kann Herr Jung so eine nette Person und zugleich so ein Monster sein? Es ist grausam...
Die Sonne geht langsam auf und irgendwann höre ich das klopfen an meiner Haustür. Unweigerlich zucke ich zusammen und ziehe meine Kniee mehr an meinen Körper. ,,Jungkook bist du da? Komm raus, ich mache mir Sorgen." höre ich Taes Stimme doch ich drehe meinen Kopf weg und schließe die Augen während mir wieder Tränen entkommen. Wieso weine ich? ,,Jungkook, bitte. Komm raus." Tag für Tag wird sein Klopfen aggressiver. Er macht sich Sorgen... wieso kann ich ihm diese nicht nehmen? Ich müsste doch nur die Tür aufmachen. Wieso bestrafe ich ihn wenn er doch nichts getan hat?
Irgendwann verstummt das klopfen, stattdessen beginnt mein Handy zu klingeln. Doch auch das ignoriere ich. Je mehr ich nachdenke desto tiefer falle ich oder spiele mit den Gedanken mich fallen zu lassen. Wohin? Ich weiß es nicht.
Ich bin so erbärmlich.
Den Termin mit meiner Psychologin habe ich auch verpasst. Ich traue mich einfach nicht die Tür aufzumachen. Herr Jung hat mich zu 99% gesehen, er weiß wer ich bin und er weiß wo ich wohne, er wird kommen. Er wird kommen und mich umbringen ...
Da ist mir sogar Hope lieber, auch wenn er noch komischer ist als Herr Jung.
Alleine in meinen eigenen 4 Wänden, alleine, Mutter Seelen alleine, einsam, traurig und gebrochen. Ein kleiner Junge der einst seine Eltern verlor. Dem die Großmutter eines Tages erzählte das er von nun an bei ihr wohnen würde weil seine Eltern auf eine Reise gegangen sind die einen nicht nach Japan, sondern ins Paradies bringen. So jung, so unwissend und doch so geprägt.
Mutterliebe wie sie in Büchern steht?
Die böse Stiefmutter?
Der Vater der so oft fort muss?So etwas kenne ich nicht. Eine liebe Großmutter die dem Kinde ebenso entrissen wurde, dies kenne ich.
Ich bin ein verlorener Junge...
Einsam, verlassen und wohlmöglich schon bald vergessen.
Schatten können in der Nacht zu Monstern werden, wieso können dann Lichter am Tage nicht zu Engeln werden?
Nur einmal, ein einziges mal wünschte ich mir meine Eltern wieder zu sehen.
Wieso kommt es jetzt alles in mir hoch?
Ich kannte sie kaum, ich war 6 als sie starben. Es ist doch solange her, wieso weine ich nun jetzt über solche Sachen?
Fühle ich mich wirklich so einsam obwohl ich doch immer jemanden an meiner Seite hatte? Ich werde geliebt, wieso also weine ich?
Ich bin nicht einsam und doch komme ich mir jetzt so verloren vor.
Vielleicht ist es aber auch einfach die Stadt die mich krank macht. Vor einem Jahr bin ich hier hergezogen. Ich war komplett alleine und kannte niemanden. Von Busan, wo ich eine Pflegefamilie hatte, Freunde und so viele Bekannte hin in eine Stadt wo ich komplett von 0 anfing. Vielleicht fühle ich mich deswegen so alleine.
Ich vermisse es Leute auf der Straße zu begrüßen die ich kenne.
Ich vermisse es mit Klassenkameraden über alte Zeiten zu sprechen.
Ich vermisse dieses Gefühl eine Vergangenheit zu haben an der Menschen beteiligt waren. Es klingt so komisch und doch ist es irgendwie wahr. Erlebnisse werden zu Schatten der Vergangenheit doch erstrahlen wieder in ihrem neuen Glanz wenn man über sie spricht oder sie neu auf erleben lässt.
Hier in Seoul kennen mich eine Handvoll Menschen welche mich nur kennen weil ich es will und nicht weil sie Teil meiner Geschichte sind. Mit Tae und Jimin habe ich wundervolle Erinnerungen machen können die mich aus meinen düsteren Gedanken geholt haben. Doch diesen alten, goldenen Glanz zurück zubringen können sie nicht, dafür kennen wir uns nicht lange genug.
Plötzlich beginnt mein Handy zu klingeln und ohne es wirklich zu realisieren schiebe ich den grünen Hörer rüber. ,,Hallo Namjoon." sage ich leise und sofort ertönt aus dem Handy die Stimme des besorgten 25 Jährigen. Schnell schalte ich den Lautsprecher an und lasse mich dann zurück auf die Couch fallen. ,,Jungkook, du hast dich nicht gemeldet, geht es dir gut? Du weißt gar nicht was ich mir für Sogen gemacht habe." ,,Mir geht es gut." flüstere ich leise während ich zugleich lächeln muss.
Ja mir geht es gut, zumindest in meinem Herzen ...
Kaum 2 Stunden später betritt der Geheimagent meine Wohnung und setzt sich auf die Couch, kritisch mustert er mich während ich ihn unecht anlächle. Als ich jedoch realisiere das er weiß das etwas nicht stimmt seufze ich frustriert und meine Mundwinkel fallen nach unten.
Was soll ich bitte verstecken.
,,Du siehst krank aus." entkommt es ihn und ich hebe den Blick. ,,Mir geht's gut, naja, besser. Mir ging es die letzten Tage nicht so gut." ,,Was hattest du?" fragt er sogleich und überfordert Schaue ich zu ihm. Ich müsste den Mord der Polizei nennen, ich müsste Jimin und Herrn Jung an sie verpfeifen doch ich kann es einfach nicht. Für einen kurzen Moment schweige ich, was soll ich nur zu ihm sagen?
,,Die Schule hat die Polizei verständigt, du bist seit über einer Woche nicht dort gewesen und niemand weiß was du hast. Ich kann dich nicht zwingen mir zu erzählen wieso du nicht zur Schule gehst doch ich denke das hat einen bestimmten Grund oder?" fragt er einfühlsam während ich noch immer zu meinen Händen gucke die zitternd auf meinen Schoß liegen. Ich kann es einfach nicht. Doch tue ich es nicht, was ist wenn Herr Jung noch immer mordet oder noch schlimmer, wenn er auch zu Shadow gehört? ,,Hat es." sage ich leise und Namjoon beugt sich etwas nach vorne und schaut einfühlsam zu mir. ,,Willst du darüber reden?" ,,Nicht wirklich." ,,Es belastet dich aber, man sieht es dir an. Deine Wangen sehen ganz eingefallen aus, deine Augen sind trüb und zugleich dick geschwollen was darauf hinweist das du die letzten Tage eigentlich nur durchgeweint haben musst und zusätzlich zitterst du am ganzen Leib. Deine Augen schauen sich demnach immer wieder ängstlich um, also Jungkook, was ist passiert? Hat Hope irgendetwas getan?" Erschrocken von all dem schaue ich zu ihm und senke dann den Blick.
,,N-Nein. Vielleicht ist mir auch alles nur zu viel geworden. Ich weiß es nicht." Lüge ich und er nickt wissend. ,,Wir werden dich beschützen Jungkook, hab keine Angst." Ich nicke doch hilft es mir kein bisschen. Er kann mich nicht in der Schule beschützen, nicht wenn ich es ihm nicht sage. Doch auf ewig kann ich mich nicht verstecken.
,,Ich werde morgen wieder zur Schule gehen."
DU LIEST GERADE
Behind the Shadow (Junghope/Yoonmin)
FanfictionGrausam und Kaltherzig, so nennt man sie. Ihr Name, Shadow. Ihre Mitglieder? Unbekannt. Ihr Grund? Unbekannt. Man weiß nichts über sie, sie sind Schatten die sich in der Dunkelheit verstecken und die Kraft des Lichtes nehmen um Angst und Schrecken i...