"Leute, macht euch so langsam bereit. Es ist bald Mitternacht!"
Als Naruto dies freudig mitteilte, kamen Ino und Hinata zu mir herüber und füllten die Sektgläser wieder auf. Ein guter Wein wäre mir wohl lieber gewesen, doch ich wollte mich nicht beschweren. "Na, ihr Turteltauben?" begrüßte uns Ino grinsend, was ich nur schwach lächelnd erwidern konnte. Das Gespräch um den kurzen Anfall von Eifersucht war zwar noch nicht direkt beendet worden, doch Sasuke sah eh nicht so aus, als hätte er noch etwas hinzufügen wollen. Noch immer stand er leicht missmutig da und hinterließ ein ungutes Gefühl in mir. "Okay." dehnte Ino das Wort, als hätte sie die Anspannung sofort bemerkt. "Was ist schon wieder los zwischen euch beiden? Euch kann man echt nie alleine lassen." meckerte sie halb im Scherz, halb ernsthaft. Ihr besorgter Blick war mir nicht entgangen. Ich lächelte nur und stieß mit den beiden an. "Alles in Ordnung, Ino. Wirklich." Ihr skeptischer Blick vermittelte außerordentlichen Unglauben, doch ich ignorierte es. Manche Dinge musste man zuerst mit seinem Partner besprechen, bevor die Freundinnen dran waren. Partner? Freund? Ich wusste noch immer nicht, wie ich Sasuke bezeichnen sollte. Wir mussten dringend miteinander sprechen.
Sai schnappte sich derweil Inos Hand und zog sie zurück in den Flur, um bereits die Jacken anzuziehen und in die Schuhe zu schlüpfen. Hinata schenkte mir ein entschuldigendes Lächeln, bevor sie sich ebenfalls verkrümelte und zu Naruto ging. Seufzend sah ich den beiden nach - warum schien deren Beziehung immer einfacher zu laufen?
Ich schenkte Sasuke noch einen letzten Blick, bevor ich mich ebenfalls etwas wärmer anzog und ein paar Raketen und Zündlichter verteilte. Bei mir gab es die Tradition, die Wünsche und Erwartungen für das kommende Jahr auf einen Zettel zu schreiben und an die favorisierte Rakete zu kleben. Somit würden diese in den Himmel geschossen werden und somit möglicherweise in Erfüllung gehen. Leider musste jede Person dies im Geheimen tun - ähnlich wie Wünsche bei Sternschnuppen oder Ähnlichem würde es sonst nicht wahr werden. Ich wusste direkt, was ich schreiben würde: Eine Zukunft mit Sasuke. Es klang vielleicht etwas abgedroschen, aber momentan kreisten meine Gedanken nur darum. Interessiert hatte ich versucht, einen Blick auf seinen Zettel zu erhaschen, aber keine Chance. Sasuke hatte diesen schmunzelnd zusammengefaltet und direkt an seine Rakete geklebt. Zu gern wüsste ich, was er sich am sehnlichsten wünschte.
"Na dann! Ab nach draußen!" rief Naruto aufgeregt, welcher so viel Feuerwerk in den Händen trug, dass diese beinahe herunterfielen. Manchmal war er wie ein kleiner Junge. Pärchenweise platzierten wir uns in einem Halbkreis und warteten darauf, dass die Uhr endlich Mitternacht schlug. Still beobachtete ich die Anderen. Itachi hatte einen Arm locker um Lana gelegt, welche sich leise mit ihm unterhielt. Ino und Sai hielten noch immer ihre Hände. Naruto schmiss das mitgebrachte Feuerwerk in die Mitte, bevor er sich auch schon zu Hinata stellte und eine ihrer Hände in seine Jackentasche zog, um diese zu wärmen. Sasuke stand still neben mir, bis er meinen Blick bemerkte. Ertappt sah ich hastig auf den Boden, welcher plötzlich ziemlich interessant wirkte. "Alles in Ordnung?" fragte er, als er einen weiteren Schritt auf mich zuging und mein Kinn anhob. In der dunklen Umgebung schienen seine Augen noch unergründlicher als zuvor. Unsicher biss ich mir auf die Lippe, wodurch sein Blick kurzzeitig abrutschte. Er hatte mich noch nie vor unseren Freunden geküsst. Vorsichtig ließ er mein Kinn los, blieb aber unmittelbar vor mir stehen. Ich zuckte als Antwort nur mit den Schultern. Eigentlich war ja alles in Ordnung, oder nicht? Sasuke seufzte, bevor er mir auf die Stirn tippte.
"Sag schon."
"Es ist alles gut, Sasuke."
"Anscheinend nicht." Missmutig sah ich zu ihm auf, als sich unsere Blicke abermals kreuzten. Letzten Endes wollte ich nicht, dass dieser Abend - der Beginn eines neuen Jahres - mit einem Streit endete. Im Hintergrund vernahm ich Itachi, welcher nur noch wenige Minuten bis Mitternacht ankündigte. In diesem Moment hatten wir jedoch nur noch Augen für uns.
"Führen wir eine Beziehung?" fragte ich geradeheraus und beobachtete, wie Sasuke überrascht die Augenbrauen nach oben zog. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. War dies der Beweis, dass er sich darüber noch keine Gedanken gemacht hatte? Dass es ihm nicht wichtig genug war? Als er meinen fragenden Blick bemerkte, seufzte er nur und schüttelte schwach den Kopf. Nein? Also führten wir keine Beziehung? Plötzlich wurde es eiskalt um mich herum. Sofort senkte ich meinen Blick wieder und versuchte, nicht allzu emotional zu werden. Dennoch fühlte es sich so an, als würde er mir einen weiteren Korb geben und somit mein Herz in tausend Stücke zerreißen. "Darüber hast du dir also die ganze Zeit den Kopf zerbrochen?" fragte er, sodass ich hastig wieder zu ihm hochschaute. Sein Mundwinkel zuckte verräterisch, als könnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Du bist so eine Idiotin, Sakura." fügte er rau hinzu und fuhr sich einmal durch die Haare. "So idiotisch."
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Verräterisches Herz
Fanfiction„Du wusstest um meine Gefühle damals, Sasuke." sagte ich und war ihm gegenüber noch nie so ehrlich. Überrascht sah er auf und schaute mir direkt in die Augen. Dieses Mal würde ich den Blick nicht abwenden. „Du wusstest, dass ich für dich da gewesen...