Sasuke P.o.V.
Sakura schlief tief und fest, als ich mich vorsichtig von ihr löste und aus dem Bett stieg. Bei ihrem Anblick wurde mir ungewohnt warm ums Herz und mein Puls beschleunigte sich. Erinnerungen an gestern Abend kamen hoch: Ihre erhitzten Wangen, als ich sie ansah. Ihre weichen Lippen, von denen ich beinahe nicht genug bekommen konnte. Ihre feurigen Augen, die so viel Leidenschaft beherbergten und...Liebe? Stirnrunzelnd über diesen Gedanken versuchte ich zu verstehen, wie sie immer noch Gefühle für mich haben konnte. Laut dem Gespräch mit Lana hatte sich dieser Fakt seit meiner damaligen Flucht nicht geändert. Doch wie konnte das sein? Wie konnte sie Jahre darauf warten, dass ich zurückkam? In dieser Zeit hätte ich schon längst aufgegeben. Ein kribbelndes Gefühl umfasste mich, als ich ihre zierliche Gestalt betrachtete. Sie lag halb auf dem Bauch mit einem angewinkeltem Bein, einen Arm dabei ausgestreckt, als würde sie unbewusst nach mir suchen. Ihr Gesicht ruhte friedlich auf dem Kissen, während ihre Lippen leicht zuckten, als würde sie etwas träumen. Kurz juckte es mich in den Fingern, sie zu berühren - über ihre zarte Haut zu streichen und ihr einen Kuss zu stehlen, von dem sie hoffentlich nicht wach werden würde. Doch augenblicklich schreckte ich zurück. Was machte ich hier nur? Wie konnte es sein, dass ich mich in Sakuras Nähe plötzlich so anders fühlte und verhielt? Früher war ich nicht so...weich. Was hatte sich nur geändert? Seit ich zurück war und mehr Zeit mit Naruto und Sakura verbrachte, hatte ich mich stark verändert. Einerseits wollte ich dies ja auch - endlich von dieser unendlichen Trauer wegkommen, endlich einen Neuanfang wagen und mich anderen Dingen widmen. Sakura hatte mir deutlich gemacht, dass ich hier bleiben konnte und wieder Teil ihres Umfeldes werden würde. Dass ich endlich Zuhause angekommen war.
Warum konnte ich mein Glück also nicht einfach akzeptieren?
Das typische beklemmende Gefühl stieg in mir hoch, welches mich dazu verleitete, das Schlafzimmer zu verlassen und mich wieder anzukleiden. Einerseits wollte ich gar nicht abhauen, sondern mich wieder zu ihr ins Bett legen und genießen, dass es einen Menschen gab, der mich trotz aller Fehler und Makel liebte. Der mir die Vergangenheit verzieh und lieber nach vorne blickte, sobald ich es selbst nicht schaffte. Doch auf der anderen Seite verschreckte mich mein Verhalten zutiefst. Diese Unruhe, sobald ich in Sakuras Nähe kam und mein steigender Puls verwirrten mich. Nach dem ersten Kuss vergangene Woche war ich ihr tatsächlich aus dem Weg gegangen. Im Moment des Kusses hatte es mich einfach überkommen, mein Kopf setzte aus und ich hatte einfach nur noch gehandelt. Es hatte sich gut angefühlt - so gut, dass ich Angst vor den Konsequenzen bekommen hatte. Sakura war, neben Naruto, gefühlt mein Leben lang immer an meiner Seite gewesen, auch wenn ich sie nicht immer nett behandelt hatte. Sie hatte das mir bekannte größte Herz und somit auch eine heftige Emotionalität, die mich sowohl erschreckte, als auch umhaute. Wie konnte ich ihr jemals das Wasser reichen? Wie könnte ich dem Mädchen, dass sich wahrscheinlich nach der romantischsten und wunderbarsten Beziehung sehnte, genau das geben? Der Druck war enorm und setzte mir ziemlich zu. Ich mochte Sakura. Ich mochte ihre Art - einerseits süß und unschuldig, aber auf der anderen Seite frech und schlagfertig. Ich mochte ihr Aussehen - schon damals war sie hübsch gewesen, doch nun war sie eine erwachsene junge Frau geworden und konnte sich demnach sehen lassen. Und irgendwie mochte ich den Gedanken, dass sich ihre Gefühle seit damals nicht verändert hatten. Dass sie mich nie aufgegeben hatte. Doch reichte dies aus? War das etwa...Liebe?
Stöhnend über diesen Strudel an Gedanken schlüpfte ich in meine Schuhe und den Mantel, schnappte mir den Bilderrahmen und fuhr nach Hause. Ich brauchte dringend frische Luft, daher tat mir der Weg außerordentlich gut. Leider half es aber nichts, einen klaren Entschluss zu fassen. Mir war durchaus bewusst, dass wir eine Grenze überschritten hatten, die nicht wiedergutzumachen war. Der Abend gestern, das indirekte Geständnis und die sinnlichen Berührungen danach ließen mein Herz unnormal höher schlagen. Selbst als ich meine Haustür schloss und die restlichen Sachen abschmiss, kreisten meine Gedanken nur um sie. Ob sie schon wach war? Bestimmt wird sie enttäuscht sein, dass ich abgehauen war. Würde das immer so ablaufen? Erst passierte etwas Gutes zwischen uns und ich würde sie am Ende nur verletzen?
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Verräterisches Herz
Fanfic„Du wusstest um meine Gefühle damals, Sasuke." sagte ich und war ihm gegenüber noch nie so ehrlich. Überrascht sah er auf und schaute mir direkt in die Augen. Dieses Mal würde ich den Blick nicht abwenden. „Du wusstest, dass ich für dich da gewesen...