Im Laufe der Woche begann es endlich zu schneien. Ich war zwar nicht wirklich imun gegen die anhaltende Kälte und trug dementsprechend mehrere Schichten Kleidung, doch der Schnee ließ mich in Weihnachtsstimmung kommen. Bereits jetzt waren die Schaufenster der vielen Geschäfte winterlich geschmückt und leuchteten abends durch die vielen Lichterketten. Ich hatte mich ebenfalls dazu durchgerungen, etwas zu schmücken. Auf dem Wohnzimmertisch in der Wohnung tronte nun ein hübscher Adventskranz und der Miniatur-Weihnachtsbaum in der Ecke des Raumes zeugte etwas von der vorweihnachtlichen Stimmung. Es fehlten nur noch ein paar Besorgungen bezüglich der Geschenke, daher hatten Ino, Hinata und ich uns für eine kleine Shopping-Runde entschieden. Für meine Eltern würde es dieses Jahr etwas anders ablaufen, daher kaufte ich eine kleine Urlaubskiste mit Sonnencreme, Brillen und witziger Bademode im Pärchenlook - natürlich hatte ich dabei im Hinterkopf, dass ich beim Tragen dieser Kleidung nicht in der Nähe sein würde. Die Kassiererin hatte auch interessiert eine Augenbraue gehoben, ließ die Kaufentscheidung aber unkommentiert. War wahrscheinlich auch besser so.
Bevor wir uns abends mit den Jungs auf dem Weihnachtsmarkt treffen würden, hatten wir also noch etwas Zeit. Für die morgige Feier im Krankenhaus wollten wir noch ein hübsches Outfit suchen, daher stürmten wir Laden für Laden. Ino hatte zuerst etwas gefunden: ihre langen, hellblonden Haare passten allerdings auch zu jedlicher Farbkombination und ließen mich neidisch aufseufzen. Ihr violettes Kleid schmiegte sich elegant an ihren Körper und würde sicherlich einige Köpfe verdrehen - Sais eingeschlossen.
"Was ist hiermit?" Hinata hob gerade ein dunkelblaues Kleid hoch, welches bis zu den Knien reichte und simpel gehalten war. "Probiere es an, das wird dir perfekt stehen." stimmte Ino zu und wandte sich wieder zu mir. Ich war leider ein kleiner Muffel, was neue Klamotten anging und benötigte dringend Hilfe. Irgendwie gefiel mir bisher nichts, wodurch meine Laune nicht gerade besser wurde. "Wir finden schon noch etwas." ermutigte Ino mich und lief in den nächsten Gang hinein. Brummend tat ich es ihr nach und betrachtete die vielen Kleidungsstücke. Natürlich war nicht alles komplett daneben, doch meistens fehlte mir das gewisse etwas oder die Größe passte nicht. Zusätzlich machten mir meine rosanen Haare meistens einen Strich durch die Rechnung, da manche Farbkombinationen optisch einfach nicht möglich waren. "Hier!" rief Ino plötzlich aus und zog ein schulterfreies Kleid hervor, welches in einem dunklen Oliveton schimmerte. Es fühlte sich samtig weich unter den Fingern an, als ich es staunend entgegennahm. "Es ist hübsch." sagte ich und lief kurzerhand zur Umkleide. Hatte ich es endlich geschafft und mein Kleid gefunden? Ich hoffte es - das stundenlange Suchen machte mich müde und wir hatten heute noch einiges vor. Hinata zog derweil den Vorhang ihrer Umkleide auf und nickte grinsend; offensichtlich hatte sie sich für den Kauf entschieden. Hastig verschwand ich ebenfalls kurz und zog mich um. Vorsichtig schlüpfte ich in den weichen Stoff und bestaunte mein Spiegelbild. Der dunkle Grünton schmeichete meinen Haaren und Augen und ließ meine Haut noch heller erscheinen. Es war schmal geschnitten und erinnerte mich etwas an ein Etuikleid. Durch den Schnitt waren die Schultern allerdings freigelegt und ließen mich sogleich etwas frösteln. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich wohl in dem Kleid. Ob es Sasuke gefallen würde? Kopfschüttelnd wandte ich mich vom Spiegel ab. Ich konnte schließlich nicht jede Entscheidung davon abhängig machen, ob es dem jungen Uchiha gefallen würde oder nicht. Ich zog meine normale Kleidung wieder an und verließ die Umkleide. Beide Freundinnen warteten bereits und hatten einen hoffnungsvollen Gesichtsausdruck - offenbar warteten sie auch nur noch darauf, dass ich endlich etwas passendes finden würde.
"Ich nehme es." sagte ich und musste automatisch lachen, als beide synchron erleichtert seufzten. "Dann hätten wir das geschafft. Für die restlichen Geschenke ist immer noch Zeit." meinte Ino, nachdem ich bezahlt hatte und wir das Geschäft verließen. "Wann treffen wir uns nochmal mit den Anderen?" hakte ich nach und warf einen vorsichtigen Blick auf die Uhr. Es war bereits nachmittag und ich wollte dringend noch mal nach Hause, um die Sachen abzuladen. Es gab wohl nichts schlimmeres, als vollbepackt auf einem Weihnachtsmarkt herumzulaufen. Man wurde so oder so immer angerempelt, doch mit mehreren Tüten unter den Armen schien es doppelt so anstregend. "Gegen 18 Uhr am Eingang." antowortete Hinata. Diese hatte ein Kochbuch mit Rezepten für verschiedene Nudelsuppen ergattert und wollte Naruto mit ihrer eigenen Kreation überraschen - Liebe ging ja doch durch den Magen.
Zu dritt verließen wir die Einkaufsstraße und fuhren vorerst nach Hause, um die ganzen Sachen abzuladen. Ich hatte ebenfalls nach weiteren Geschenken gesucht und wurde leider nicht wirklich fündig. Bei Naruto hatte ich keine Probleme, er sprach seine Wünsche meist direkt aus. Daher hatte ich, nach seiner Aussage hin, die "coolen Schuhe fürs Training" gekauft, welche in einem knalligen Orange glänzten. Sie wären zwar nicht meine erste Wahl gewesen, doch ich wollte seinem Wunsch entsprechen. Für Ino und Hinata müsste ich einen anderen Tag alleine einkaufen gehen. Dieses Fest hatten wir jedoch Zuwachs von den Uchiha-Brüdern, welche mir eher Kopfzerbrechen bereiteten. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt etwas von ihnen bekam, doch ich wollte den beiden unbedingt etwas geben. Schließlich war es ihr erstes Weihnachten zuhause nach mehreren Jahren und ich wollte es so schön wie möglich machen. Bei dem Gedanken an Sasuke wurde mir automatisch warm ums Herz. Seit dem Fast-Kuss haben wir uns nicht mehr gesprochen oder gar gesehen, wodurch sich das starke Gefühl des Vermissens nur steigerte. Umso mehr freute ich mich auf den Abend.
Nachdem ich zuhause alles abgestellt und mich aklimatisiert hatte, schlüpfte ich bereits wieder in die Winterklamotten und fuhr los zum Markt. Durch die frühe Dunkelheit wirkte es später als es tatsächlich war, doch die Straßenlaternen und Lichterketten hüllten die Straßen in angenehme Helligkeit. Ich entdeckte meine Clique an der einen Seite des Einganges, durch den schon viele Menschen strömten. Bereits jetzt roch es nach gebrannten Mandeln, Zuckerwatte und herzhafteren Speisen - allein nur für das Schlemmen würde ich herkommen. "Hallo, Sakura!" rief Naruto euphorisch und schloss mich kurzerhand in eine Umarmung. "Du bist ja aufgedreht." lachte ich und begrüßte die anderen ebenfalls. Mein bester Freund zuckte nur mit den Schultern. "Ich freue mich halt. Endlich sind wir wieder zusammen hier." Da musste ich ihm zustimmen - es hatte immer jemand gefehlt. "Wo ist Sasuke?" fragte ich, als ich meine Freunde ansah. Kurz hatte ich die Befürchtung, dass er absagt hatte; nur zu gut konnte ich mir vorstellen, dass große Menschenmassen das letzte war, was er wollte. "Da ist er ja." unterbrach Naruto meine Bedenken, sodass ich mich automatisch umdrehte. Ein kleines Deja-vú umfing mich, als der Uchiha auf uns zukam. Neben ihm erkannte ich Itachi, welcher anscheinend spontan mitkam. "Hallo." begrüßte uns der Ältere und hob begrüßend die Hand. Ich schloss ihn lächelnd in eine Umarmung. "Schön, dass du auch dabei bist." sagte ich, bevor ich mich zu Sasuke umdrehte. Wir hatten uns noch nie umarmt zur Begrüßung, daher erschien es mir jetzt etwas komisch. Als seine dunklen Augen auf mich fielen, wurde ich automatisch nervös. Die Stelle auf meiner Stirn schien sofort zu kribbeln, als ich mich an die Szene im Bus erinnerte. Wie sollte ich mich nun verhalten?
"Sasuke! Cool, dass ihr gekommen seid, echt jetzt." begrüßte ihn Naruto und holte mich aus meiner Starre. Peinlich berührt wandte ich mich Ino zu, welche nur seufzte und sich bei mir einhakte. Sai beobachtete uns schmunzelnd. "Schätzchen, das müssen wir noch mal üben." sagte sie und schüttelte belustigt den Kopf. "Können wir?" fragte Sai in die Runde, sodass wir als geschlossene Gruppe den Weihnachtsmarkt betraten. Sofort wurden wir von dem grellen Licht der Buden und Fahrgeschäfte geblendet. Die Lautstärke nahm imens zu, je weiter wir voranschritten. Ich hörte Gesprächsfetzen und Kindergeschrei, aber auch laute Musik und Geräusche von diversen Spielautomaten und Geschäften. "Wohin wollen wir zuerst?" fragte Hinata, welche sich bei ihrem Freund eingehakt hatte. Dies war tatsächlich klug, da Naruto ansonsten bereits die ersten Buden mit Leckereien gestürmt hätte. "Lasst uns mit einem Glüwein starten." beschloss Ino und führte uns zu einem nahgelegenen Stand. Überdachte Bänke und Tische waren davor aufgebaut, sodass wir eine freie Stelle ausmachten und uns dort mit den dampfenden Tassen niederließen. Die akute Wärme taute meine gefrorenen Finger wieder auf, sodass ich wohlich aufseufzte. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich und ließ mich durchgehend lächeln. "Was ist eigentlich mit Sasuke passiert? Er hat ja eine Bandage um." flüsterte mir Hinata zu, die interessiert zu dem jungen Uchiha sah. Automatisch richtete ich ebenfalls meinen Blick zu ihm. Er saß am anderen Ende der Bank neben Itachi und unterhielt sich gemächlich mit ihm. Automatisch kam mir die Untersuchung wieder in den Sinn und wie er mich beinahe geküsst hätte. Wären wir nur nicht unterbrochen worden. "Er hat sich mit Yuma geprügelt, nachdem das mit dem Kuss rauskam." mischte sich Ino mit ein und sah anklagend zu Naruto. Dieser bekam davon allerdings nichts mit. "Die Story hat sich ziemlich schnell verbreitet." bestätigte ich und sah Hinata etwas anklagend an. Rot werdend hob sie beschwichtigend die Hände. "Es tut mir Leid, doch ich musste es ihm einfach erzählen. Du warst so aufgewühlt." entschuldigte sich meine dunkelhaarige Freundin, sodass ich nur seufzte. "Schon in Ordnung. Yuma hat seine Strafe bekommen." antwortete ich, bevor Sasuke aufsah und seine Augen meine fanden. Schwer schluckte ich.
Ich muss die Vergangenheit wiedergutmachen.
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Hello ✌🏻
Was meint ihr, was auf dem Weihnachtsmarkt passieren wird? Ob sie sich näher kommen werden? 👀
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Verräterisches Herz
Fanfiction„Du wusstest um meine Gefühle damals, Sasuke." sagte ich und war ihm gegenüber noch nie so ehrlich. Überrascht sah er auf und schaute mir direkt in die Augen. Dieses Mal würde ich den Blick nicht abwenden. „Du wusstest, dass ich für dich da gewesen...