20

516 30 10
                                    

Es war bereits Sonntagnachmittag, als ich das dicke Buch für eines meiner Kurse zur Seite legte und aus dem Fenster sah. Die Sonne schien noch, ging aber langsam unter und färbte den Himmel in wunderschöne Farben. Seufzend stand ich auf und streckte mich - mein Kopf würde heute keine Informationen mehr reinkriegen.

Draußen schien es zwar frisch, aber nicht windig zu sein. Kurzerhand entschloss ich mich zu einer kleinen Runde Jogging - ich hatte meine körperliche Betätigung ziemlich schleifen lassen, auch wenn ich Riku erst in hohen Tönen erzählt hatte, dass ich regelmäßig Sport trieb. Bei dem Gedanken an dieses miserable Date vor drei Wochen schüttelte ich nur ungläubig den Kopf. Ich hatte seit dem Clubbesuch nichts mehr von ihm gehört und das konnte auch so bleiben. Schnell lief ich zu meinem Kleiderschrank und zerrte eine Sportleggings und ein T-Shirt heraus, über welchem ich noch meine atmungsaktive Jacke anziehen würde. Der Winter näherte sich unaufhaltsam und die Temperaturen ließen weniger Kleidung für Outdoor-Sport leider nicht mehr zu. An sich störte es mich nicht, da man sich im Winter wenigstens noch warm anziehen konnte, um sich vor der Kälte zu schützen. Im Sommer dagegen konntest du noch so wenig anhaben, schwitzen tat man sowieso.

Nachdem ich mich umgezogen hatte, schlüpfte ich in meine Turnschuhe und stöpselte meine Kopfhörer ein. Ohne Musik konnte ich nicht joggen, da fehlte mir sofort jegliche Ablenkung und Motivation. Mit einer Bauchtasche bewaffnet verließ ich also die Wohnung und schlug draußen wahllos eine Richtung ein. Für mich war die Abwechslung wichtig. Wenn ich über längere Zeit immer die gleiche Strecke lief, verlor ich schnell das Interesse am Joggen. So lief ich durch ein paar Straßen entlang, bis ich den nahgelegenen Park erreichte. Ein paar Spaziergänger waren noch unterwegs, ansonsten war es relativ leer. Schließlich war es Sonntag und die meisten blieben Zuhause, um sich auszuruhen. Der Montag kam schließlich immer schneller als gedacht.

Ich befand mich gerade in der zweiten Runde im Park, als ich plötzlich zwei Gestalten an den Klettergerüsten ausmachen konnte, die eigentlich für Kinder aufgebaut waren. Allerdings wurden die Stangen und Halterungen regelmäßig auch von Sportlern verwendet, um Klimmzüge und ähnliches zu üben. Ich näherte mich den beiden und erkannte zwei junge Männer - einer blond, einer schwarzhaarig. Ich kniff die Augen zusammen. Seit wann trainierten Naruto und Sasuke zusammen? Beide trugen Pullover und weite Jogginghosen. Als ich mich Meter für Meter näherte, entdeckten sie mich und stoppten kurz ihre Übung.

Schnaufend wank ich ihnen zu, lief aber weiter. Wenn ich eines nicht leiden konnte, dann war es den Lauf mittendrin abzubrechen. Der Kreislauf war gerade erst in Schwung gekommen, das wollte ich ausnutzen. Nichtsdestotrotz lief ich ungeplant eine weitere Runde im Park, um zu sehen, ob sie immer noch da waren. Tatsächlich trainierten sie immer noch, als ich das Gerüst erreicht hatte. Naruto versuchte sich gerade an Liegestützen, während Sasuke kopfüber an einer Querstange hing und Sit-Ups machte. Den Pulli hatte er inzwischen ausgezogen, sodass das T-Shirt bei jedem Strecken wieder runterrutschte und seine Bauchmuskeln freigab. Wow. Ich wusste nicht, dass er so trainiert war. Ich konnte meinen Blick leider nicht von ihm wenden, bis mich Sasuke beim Starren erwischte und anfing zu grinsen. Idiot.

"Hey, Sakura! Auch am trainieren?" begrüßte mich Naruto, nachdem er seinen Satz an Liegestützen beendet hatte und sich wieder aufrichtete. "Nur ein wenig am Joggen." erklärte ich und lächelte ihm zu. Wir hatten in der letzten Zeit kaum ein privates Gespräch gehabt, immer war jemand mit dabei. Ich sollte auch mal wieder ein Treffen zu Zweit organisieren. "Wie läuft es mit Hinata?"

Er grinste nur und stemmte seine Hände locker in die Seiten. "Es läuft prima. Ich hätte wirklich früher den Schritt wagen können."

"Hinata oder du müsst mir mal in Ruhe erzählen, wie es dazu gekommen ist." sagte ich und schlug ihm spielerisch auf den Oberarm. Sein Grinsen wurde noch breiter. "So wie ich mitbekommen habe, warst du da eine große Hilfe, Sakura."

Verräterisches HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt