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Wir tranken unseren Glühwein aus, bevor wir uns weiter auf dem Weg machten. Auch wenn es langsam immer später wurde, leerte sich der Weihnachtsmarkt gefühlt kaum. Noch immer strömten die Massen durch die breiten Gänge und verbreiteten gute Laune. "Ich hole mir jetzt eine große Portion Zuckerwatte!" rief Naruto aus und verschwand Richtung Bude. Hinata seufzte nur und folgte ihm stillschweigend. Ino und Sai waren währenddessen schon weitergelaufen, sodass ich mit den Uchiha-Brüdern zurückblieb und auf den Vielfraß wartete. Itachi schenkte mir ein verschmitztes Grinsen, bevor er bewusst unauffällig (aber eigentlich total auffällig) ebenfalls zu einen anderen Stand mit Dekorationsartikeln lief. Seit wann interessierte er sich für selbstgezogene Kerzen?

Sasuke blieb still neben mir stehen, sodass mich die plötzliche Ruhe zwischen uns wieder nervös machte. Kurz sah ich zu ihm auf; er starrte in die Masse und schien in Gedanken versunken. "Wie geht es deiner Hand?" fragte ich interessehalber und blickte auf sein bandagiertes Handgelenk. Er erwachte aus seiner Trance und hob leicht seinen Arm. "Schon besser." sagte er und wandte sich gänzlich zu mir. Er trug wie immer seinen langen Mantel und überragte die meisten der umherlaufenden Menschen. "Gut." antwortete ich kurz angebunden. Ich spürte seinen Blick auf mir, als ich nach den anderen Ausschau hielt. Warum machte mich die ganze Situation nur so nervös? Es war schließlich nichts passiert zwischen uns. Leider. "Möchtest du auch Zuckerwatte?" fragte er, sodass ich überrascht aufsah. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und sah mich kurzerhand um. "Wie wäre es mit gebrannten Mandeln?" fragte ich, sodass er nur nickte und mir zu einem anderen Stand folgte. Der süßliche Duft umfing mich, sodass ich automatisch anfing zu lächeln. Ich bestellte zwei Tüten, auch wenn er nichts dazu gesagt hatte. Gerade als ich ihm seine überreichte, berührten sich unsere Finger kurzzeitig. Wie bei einem elektrischen Schlag zuckte ich kurz zusammen, was nicht unbemerkt blieb. Sein Blick ruhte auf mir, als ich versuchte diesen Moment zu überspielen. Ein kleiner Windzug ließ seine Haare umher wehen, als ich wieder von seinen dunklen Augen gefangen genommen wurde. Im warmen Licht der Bude glänzten sie wunderschön. Wie sehr ich diesen Mann mochte. Liebte. Sollte ich es ihm doch noch gestehen? Ein weiteres Mal mein Herz ausschütten und hoffen, dass er es dieses Mal nicht zerbrach? Doch was war, wenn er doch nichts empfand? Wenn ich mir alles nur eingebildet und mein Kopf fantasiert hatte? Das würde ich nicht überstehen. Und vor allem, wie sollte es dann innerhalb des Freundeskreises funktionieren? Wir könnten Abende wie heute nicht mehr genießen, da zwischen Sasuke und mir immer eine unangenehme Stille herrschen würde. Vielleicht würde einer von uns auch gar nicht mehr mitkommen, um soetwas zu vermeiden.

Erst sein Schmunzeln holte mich aus der Trance und ließ meine Wangen erröten. Er nahm bestimmt an, dass ich wieder geschmachtet hatte. Was in gewisser Weise ja auch stimmte. "Es ist wie früher." bemerkte er und betrachtete mein erhitztes Gesicht. Vorsichtig hob er seine unverletzte Hand und berührte sanft meine Wange. Natürlich machte es die aufkommende Hitze nicht besser, doch ich genoss den Moment. Gerade vor unseren Freunden verhielt er sich meistens eher kühl, daher war diese Geste ungewohnt. "Ich kann nichts dafür, dass ich immer rot werde." sagte ich und lächelte beschämt. Er ließ seine Hand wieder fallen und zog einen Mundwinkel nach oben. "Mir gefällt es." sagte er und ließ mein Herz somit kurzzeitig wieder stehen. "Du hast dich doch nicht so sehr verändert, wie ich zu Beginn dachte." War das jetzt gut oder schlecht? Offensichtlich sah man mir meine Verwirrung an, da er nun beide Mundwinkel anhob und mit einem Finger an meine Stirn tippte. Das heftige Deja-vú seines Abschiedes holte mich wieder ein. "Du schon." gab ich von mir, doch es war nicht negativ gemeint. Ich mochte seine neue, offene Seite. Er zeigte sie zwar selten, doch es reichte mir aus. Umso mehr genoss ich diese intimeren Momente, wo er seine innere Mauer etwas bröckeln ließ.

Ich hätte noch ewig mit ihm hier stehen können, doch eine laute Stimme unterbrach uns promt. "Und schon lässt du mich wieder allein und hängst nur an Sasuke. Typisch!" meckerte Naruto, lachte aber dabei und spielte auf die alten Zeiten an. Erschrocken machte ich einen Schritt zurück, da ich unbemerkt näher an Sasuke herangetreten war. Stirnrunzelnd schenkte ich Naruto einen vernichtenden Blick, den er nur schmunzelnd entgegennahm. Ihn belustigte es anscheinend. Hinata sah mich nur entschuldigend an; wenigstens eine Person merkte, dass sie uns gerade unterbrochen hatten. Ja, wobei eigentlich? "Wir sollten weiter, ich kann Sai und Ino gar nicht mehr sehen." bemerkte Naruto und stopfte sich etwas Zuckerwatte in den Mund. Seufzend nickte ich und wank Itachi zu uns rüber. Ich war ihm ziemlich dankbar, dass er uns einen kleinen Moment allein gelassen hatte. Er zwinkerte mir nur verschwörerisch zu, was mich zum schmunzeln brachte. Ich sah unauffällig zu Sasuke rüber, welcher den kleinen Austausch leider mitbekommen hatte. Fragend hob er eine Augenbraue, doch ich zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Er konnte ruhig etwas in Unwissen schwelgen.

Verräterisches HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt