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Ja.

Ein kleines Wort und doch mit solch einer großen Aussagekraft. Zumindest in diesem Fall. Stimmt es? Stimmt es, dass ich seit damals Gefühle für ihn hegte? Ja. Stimmt es, dass ich trotz aller Schwierigkeiten in der Vergangenheit einfach nicht loslassen kann? Ja. Stimmt es, dass ich Sasuke liebte? Ja.

Warum war es dann so schwer, auf Sasukes Frage zu antworten? Ihm einfach meine Gefühle zu gestehen, die sich seit damals nicht geändert hatten? Was hielt mich noch auf? Angst. Pure Angst. Was war, wenn er mir nicht glaubte? Oder noch schlimmer: wenn er mir sagen würde, dass er nicht dasselbe empfand? Wenn der Kuss nur ein Ausrutscher war, der die romantische Winternacht hervorgebracht hatte? Schwer schluckte ich. Noch immer stand er direkt hinter mir, während ich seit gefühlt fünf Minuten auf den Küchentisch starrte. Wahrscheinlich waren es nur wenige Sekunden gewesen, doch mein Zeitgefühl ließ gerade zu Wünschen übrig.
„Stimmt es?" wiederholte er seine zuvor gestellte Frage. Seufzend schloss ich kurz die Augen. „Stimmt was?" Meine Stimme klang unnormal piepsig, während mein Körper kurz vor der Ohnmacht stand. Verdammt, Sakura. Nun sag es schon!

Sasuke atmete lautstark aus. War er genervt? „Sieh mich an." Ich traute mich nicht, ihn anzusehen. Sobald ich in seine kühlen Augen blicken würde, wusste ich nicht, wie sich mein Körper verhalten würde. Jedes Mal verlor ich mich in ihnen; ich hatte Angst, dass ich nun nicht davonkommen würde. Einige Sekunden verstrichen, bevor er schwer seufzte und nach meiner Hand griff. „Bitte."
Langsam, fast qualvoll, drehte ich mich um. Mein Blick fiel stur auf seine Brust, welche noch immer in diesem maßgeschneiderten schwarzen Hemd steckte. Weiterhin hielt er meine Hand fest, welche vor Aufregung bestimmt schon schwitzig war. Ich hoffe nicht. „Warum siehst du mich nicht an?" Seine Stimme klang gefasst, im Gegensatz zu meiner. Warum konnte er sich immer so unter Kontrolle halten? Fühlte er denn gar nichts?
Vorsichtig hob ich meinen Kopf. Zuerst kamen diese wunderbaren Lippen in mein Blickfeld, welche mehr als nur einladend wirkten. Für eine weitere Sekunde blieb ich auf Höhe der Nase hängen, bevor ich mich traute, ihm in die Augen zu sehen.

Ein Sturm tobte in ihnen. Schwarze Gewitterwolken, welche kurz davor standen, den Hurrikan loszulassen. Ich schluckte schwer. „Ist es dir so unangenehm, in meiner Nähe zu sein? Dass du mich nicht mal ansehen kannst?" Überrascht blinzelte ich ein paar Mal. Meinte er das ernst? Wusste er denn wirklich nicht, dass ich alles dafür tun würde, für immer an seiner Seite zu bleiben? Für immer diejenige zu sein, die seine Hand halten und ihn küssen durfte?
Er seufzte schwer und ließ meine Hand los. „Okay." sagte er, bevor er sich geradezu hektisch durch die Haare fuhr und die Küche verließ. Erst jetzt konnte ich wieder normal atmen und realisierte, was eben passiert war. Perplex sah ich ihm hinterher, bevor sich meine Beine von allein bewegten und ihm in den Flur folgten. Er hatte bereits seine Schuhe an und warf sich gerade den langen Mantel über. „Wo willst du hin?" Ich musste mich kurz räuspern, da mein Hals plötzlich unsagbar trocken und ausgedörrt war. „Ich fahre nach Hause." sagte er und nahm den großen Bilderrahmen in die Hand. Als er sich umdrehte und zur Tür ging, griff ich automatisch nach seinem Ärmel und stoppte ihn. „Warte." Meine Stimme klang beinahe hysterisch, sodass ich mich selbst zur Ruhe ermahnen musste. „Bitte...bitte bleib."

Er sah auf meine Hand herunter, die sich in seinen Mantel gekrallt hatte. Ich wollte nicht, dass er ging. Ich wollte, dass er blieb. Am liebsten für immer.

Sasuke stellte den Bilderrahmen wieder ab und drehte sich zu mir um. Sein Blick blieb unergründlich. „Warum sollte ich?" Nervös fummelte ich an meinen Fingern herum. Warum verwandelte ich mich immer in dieses kleine Schulmädchen von damals, wenn er in der Nähe war? Kurz warf ich einen Blick auf die einzelnen Bilder innerhalb des Rahmens - es war so viel Zeit vergangen. „Weil..." Verdammt, was sollte ich sagen? „Weißt du es wirklich nicht?" fragte ich fast frustriert. Wieso konnte er nicht sehen, dass ich ihn liebte? Musste ich es ihm wirklich an den Kopf werfen? Sasuke legte seinen Kopf etwas schief und schien kurz zu überlegen, bevor er in seine Manteltasche griff und eine kleine Schachtel herausholte. Sie war schlicht, in rosa gehalten und passte in eine Hand. Ich riss meine Augen auf. „Das wollte ich dir eigentlich vorhin schon geben." sagte er und schien unsicher, ob er es mir überreichen sollte. Nach einer scheinbar inneren Diskussion gab er sie mir - meine Finger zitterten, als ich die Schachtel umfasste. Im ersten Moment dachte ich tatsächlich, es wäre ein Ring. Wie albern.

Verräterisches HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt