Sasuke P.o.V.
Der Abend lief bis in die frühen Morgenstunden hinein. Die Planung sah eigentlich aus, bis maximal Mitternacht alle wieder Heim zu schicken, doch Itachi hatte doch noch mehrere Gespräche führen müssen und so zogen sich die Stunden hin. Natürlich hätte ich ihn unterstützen können, schließlich ging es hier um den Betrieb und die Geschäfte unseres Vaters. Doch wie schon damals war mein Bruder nun mal älter und wirkte, jedenfalls für die Geschäftsmänner meines Vaters, dementsprechend erwachsener und verantwortungsbewusster. Mal abgesehen davon interessierte mich die Thematik überhaupt nicht.
„Endlich geschafft." kam besagter Bruder zu mir und betrachtete den leeren Raum. Die übrigen Angestellten hatten schon begonnen, die Tische abzuräumen und die Stühle zu stapeln. Sie würden heute jedenfalls einen großen Zuschlag wegen der Überstunden erhalten, doch dies war nicht mehr mein Problem. Für die Vermietung des Raumes hatten wir einen großen Obolus zu zahlen, doch um die Bediensteten musste sich der Besitzer des Restaurants kümmern.
„Hm." stimmte ich ihm zu. Inzwischen war jedem die Müdigkeit anzusehen, Itachi unterdrückte sich just ein herzhaftes Gähnen. „Die Kleine ist auch total fertig." sagte er belustigt, als unser Blick an einem bestimmten Tisch hängen blieb. Der rosafarbene Haarschopf ruhte auf der Tischkante und blieb dort regungslos liegen - lediglich das sanfte Auf und Ab des Brustkorbes zeigte die regelmäßige Atmung. Ein kleines Schmunzeln bildete sich unbewusst auf meine Lippen, als ich Sakura betrachtete. Nach unserem kleinen Tanz hatten wir uns noch in ein paar Unterhaltungen mit den anderen Gästen verwickelt und Naruto und Hinata beobachtet. Die beiden waren bereits vor zwei Stunden nach Hause gegangen.
Noch immer konnte ich nicht fassen, dass selbst der Idiot erwachsen geworden ist. Früher hätte ich nicht gedacht, dass er sein kindisches Verhalten auch mal ablegen konnte. Gänzlich ist es ihm noch nicht gelungen, doch das lag wohl einfach an seinem Charakter.„Du solltest sie nach Hause bringen." bemerkte Itachi und schenkte mir wieder dieses verschwörerische Grinsen, welches ich meistens nur mit einem Augenrollen quittierte. Ich wusste genau, was er vorhatte. Warum konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen. Die Sache mit Sakura hatte sich damals schon erledigt, warum ließ er also nicht locker?
Ohne ihm eine Antwort zu geben, lief ich auf den besagten Tisch zu. Mich nervten diese Sticheleien meines Bruders, da diese nichts mit den Tatsachen zu tun hatten. Schlussendlich sind schon Jahre vergangen und ich bezweifelte stark, dass die Rosahaarige immer noch Gefühle für mich hegte.
Ich hockte mich neben Sakura und betrachtete ihr Gesicht, welches durch ein paar Strähnen verdeckt wurde. Sie schlief tief und fest. Offenbar hatte der Abend ihr viel abverlangen müssen, stellte ich schmunzelnd fest. Kurz dachte ich an unseren Tanz zurück und wie sie auf meine Nähe reagiert hatte. Diese zwischenzeitlichen Reaktionen verwirrten mich etwas - in einem Moment wurde sie wie damals schon rot auf den Wangen und geradezu nervös, im anderen Moment schien sie abgeklärt und kühl. Warum verhielt sie sich so unterschiedlich?
Im Gegensatz zu früher war sie jedenfalls nicht mehr so anhänglich. Dies hatte mich ebenfalls immer genervt, da sie mir genau wie die anderen immer hinterher gelaufen war. Inzwischen hatte sich das geändert - allein schon dass sie Itachi den Tanz gewährte und mich zurückließ, war der beste Beweis.
Vorsichtig strich ich ihr ein paar Strähnen hinter das Ohr, damit ihr Gesicht frei lag. Sie murmelte irgendetwas, als meine Finger ihre weiche Haut berührten. Lächelte sie im Schlaf? Stirnrunzelnd betrachtete ich sie kurz, bis ich den stechenden Blick meines Bruders im Nacken spürte. Anscheinend beobachtete er immer noch mein Vorhaben. Ich brummte kurz genervt und überlegte: wie sollte ich sie am besten wecken? Unbewusst streckte ich abermals meine Hand aus und tippte ihr unschlüssig auf die Stirn. Ich war mir nicht sicher ob es ausreichen würde, doch Sakura schlug hastig die Augen auf und richtete sich auf. Das ging so schnell, dass ich beinahe aus der Hocke nach hinten umgefallen wäre.
„Sasuke?" fragte sie verschlafen, bevor sie kurz über ihr Gesicht fuhr und etwas Make-up verschmierte. Seit wann trug sie denn diese unnötige Pampe? Das hatte sie doch gar nicht nötig.
„Ich bringe dich nach Hause." erklärte ich nur, als ich aufstand und ihr auf die Beine half. Offensichtlich war sie noch nicht gänzlich wach. „Okay." sagte sie, ohne Einwände. Beim letzten Mal hatte sie sich noch beschwert, dass ich sie begleiten wollte. Eher lag es an ihrer anhaltenden Müdigkeit oder sie gewöhnte sich tatsächlich an meine Anwesenheit.Itachi kam uns auf halben Wege entgegen und überreichte unsere Jacken. Ich half Sakura schnell in ihre hinein, da ihre motorischen Fähigkeiten noch sehr beeinträchtigt wirkten. Irgendwie war es fast niedlich, dass die Müdigkeit sie so umhaute. Warum ist sie dann so lange geblieben? Sie hätte schon längst nach Hause gehen können, spätestens mit Naruto und Hinata. Selbst ein Taxi zu organisieren wäre kein Problem gewesen. Kopfschüttelnd schlüpfte ich ebenfalls in meinen Mantel und verließ mit den beiden das Restaurant, welches kurz nach uns sofort das Licht ausschaltete. Offenbar freuten sie sich auf den lang ersehnten Feierabend.
Ich schaute überrascht zu Itachi, als ich zwei gelbe Taxis am Straßenrand entdeckte. Wie aufs Stichwort. „Ich dachte mir, dass sie so schneller ins Bett kommt. Und du wohnst ja ganz in der Nähe." Nickend bedankte ich mich so bei ihm und legte eine Hand auf Sakuras Rücken, um sie zu einem der Autos zu schieben. „Tschüss, Itachi." verabschiedete sie sich schwach lächelnd und schob sich auf die Rückbank. Ich schenkte meinem Bruder noch einen letzten Blick, welcher uns nur angrinste und zum Abschied wank. So ein Idiot.
Ich nannte dem Fahrer schnell die Adresse und blickte anschließend zu der Haruno herunter. Gut, dass ich mir gemerkt hatte, wo sie wohnte. Müde lehnte sie ihren Kopf an der Rückenlehne an und schaute schwach aus dem Fenster. Die Stille zwischen uns störte mich nicht, schließlich hatten wir heute genug gesprochen. Zudem schien sie auch einfach zu müde, um wie sonst diese Ruhe mit Worten zu füllen.
Es fing gerade an zu nieseln, als ich plötzlich spürte, wie Sakura ihren Kopf an meiner Schulter anlehnte. Schmunzelnd bemerkte ich, wie sie tief einatmete und die Augen schloss. Leider konnte ich ihr diese Position nicht lange gewähren, denn die Fahrt war kurz und so erreichten wir ihre Wohnung innerhalb von wenigen Minuten. Nichtsdestotrotz überraschte mich ihre plötzlich selbstverständliche Art, in meiner Nähe zu sein. Früher wäre es undenkbar gewesen, mich auch nur annähernd zu berühren - die Nervosität und die Aufregung standen ihr immer im Weg. Mal abgesehen davon hätte ich es damals eh nicht zugelassen. Ich hatte wichtigere Dinge im Kopf als Mädchen und war eher genervt von den ganzen Scharen. Naruto hatte mich dafür immer heimlich beneidet, schließlich rannten ihm damals kaum weibliche Fans hinterher. Mal abgesehen von Hinata, doch dies war eine andere Geschichte.Schnell reichte ich dem Fahrer das passende Geld und rüttelte Sakura durch die Bewegung etwas wach. „Warten Sie kurz." sagte ich, bevor ich ausstieg und die Tür auf der anderen Seite öffnete. Ich nahm ihre ausgestreckte Hand entgegen und führte sie zu der Haustür. „Schaffst du es bis zur Wohnung?" fragte ich etwas belustigt, als sie blinzelnd nach ihrem Hausschlüssel suchte. Man könnte auch meinen dass sie zu viel getrunken hatte, doch die zwei Gläser Sekt konnten ja nicht diese Auswirkungen haben.
Missmutig sah sie zu mir auf. „Natürlich schaffe ich das." meckerte sie, was mich abermals zum Lächeln brachte. Übermüdet war sie wohl nicht die angenehmste Persönlichkeit. „Gut." sagte ich und wartete, bis sie den Schlüssel auch wirklich zur Hand hatte. Ohne ein Wort öffnete sie schon die Tür, daher drehte ich mich um und ging zum Taxi zurück. Den letzten Rest bis nach Hause werde ich auch noch fahren, selbst ich merkte die schlauchende Müdigkeit in den Knochen.
„Sasuke?"
„Hm?"
Ich drehte mich zu ihr um, die Autotür war schon geöffnet. Sie schenkte mir einen intensiven Blick und fing plötzlich an zu lächeln. Sie sah irgendwie schön aus, auch wenn man schon dünne Augenringe erkennen konnte. „Danke für das Heimbringen."
Ich nickte nur und schenkte ihr ebenfalls ein Lächeln - es kam selten vor, das wusste ich. Doch Sakura schien sich jedes Mal zu freuen, daher tat ich ihr den Gefallen.
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Verräterisches Herz
Fiksi Penggemar„Du wusstest um meine Gefühle damals, Sasuke." sagte ich und war ihm gegenüber noch nie so ehrlich. Überrascht sah er auf und schaute mir direkt in die Augen. Dieses Mal würde ich den Blick nicht abwenden. „Du wusstest, dass ich für dich da gewesen...