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Sasuke P.o.V.

Ich schlief grottenschlecht.

Stöhnend erhob ich mich aus dem großen Bett und fuhr mir müde durch die Haare. Ich hatte mich später als gedacht schlafen gelegt, doch die Müdigkeit wollte einfach nicht eintreten. Stattdessen war mein Kopf voll mit wirren Gedanken, die sich immer wieder im Kreis drehten. Sie hielten meinen Körper davon ab, endlich Ruhe zu finden. Erst als die Uhr schon die frühen Morgenstunden einläutete, war ich wohl endlich in den tiefen Schlaf gerutscht. Ein Blick aus dem Fenster sagte mir, dass es bereits Mittag sein musste. Die Sonne wurde von einer dichten Wolkendecke versteckt und spiegelte mein Innerstes wieder. Heute war der Tag.

In den letzten Jahren hatten Itachi und ich uns zu diesem Zeitpunkt immer an einem anderen Ort befunden. Dementsprechend wurde immer anders mit der Trauer umgegangen - wenn sie überhaupt erwähnt wurde. Ich war kein Mensch, der gerne über Gefühle sprach. Ich wusste, dass ich sie besaß, doch wirklich ausleben tat ich es kaum. Wozu auch. Man machte sich angreifbar, verletzlich und wird mit Situationen konfrontiert, mit denen man nicht umgehen kann. Situationen wie gestern Abend.

Sakura.

Ihr verletzter Blick hing mir im Kopf fest. Als ich sagte, es würde niemanden etwas angehen, hatte ich es nicht mutwillig böse gemeint. Doch weder sie, noch Naruto, sollten sich mit dieser Trauer in mir beschäftigen müssen. Ich musste es alleine regeln. Warum mischte sie sich auch immer wieder ein. Ich wurde beinahe verrückt von ihrer hilfsbereiten, liebevollen Art. Wie konnte sie mich nach all der Zeit immer noch mögen? Nach dem Abschied? Nach der langen Reise?

Auch das gestrige Gespräch im Wagen über Team 7 hatte mich etwas melancholisch werden lassen. Ich konnte mich noch kaum daran erinnern, doch es war erleichternd, dass beide mich immer noch als ihren besten Freund ansahen. Es machte mich beinahe...glücklich. Natürlich würde ich das niemals laut aussprechen. Ich hielt nicht viel von den Gefühlsduseleien der anderen, doch es war schön, es mal zu hören. Schließlich wussten die beiden ja, dass ich sie akzeptierte und gern in ihrer Nähe war. Oder? Nach genauerer Betrachtung hatte ich nie etwas in die Richtung gesagt. Doch war es nicht offensichtlich? Manchmal wusste ich selbst nicht, wie mein Auftreten bei anderen Menschen ankam. Besonders bei Sakura.

Stöhnend lief ich ins Bad und stellte mich unter die Dusche. Sie war so empfindlich. Jedes Mal musste ich zweimal überlegen, bevor ich etwas sagte. Genau wie die gestrige Aussage hatte sie es falsch aufgenommen. Ich wollte sie nicht verletzen, das wollte ich nie. Und dennoch tat ich es, wenn auch unbeabsichtigt. Dieser Fakt regte mich mehr auf, als es wahrscheinlich sollte. Eigentlich konnte es mir egal sein, wenn ich sie ab und zu etwas zusammenstauchte - doch irgendwie störte es mich. Irgendein kleiner Teil in mir wollte netter zu ihr sein; die alte Zeit wiedergutmachen und...ihr ein guter Freund sein?  Dieser Gedanke klang etwas absurd, doch es stimmte. Ich wollte so für sie da sein, wie Naruto es war. Ihr zuhören und sie beschützen, wenn es nötig war.

Stirnrunzelnd schaltete ich das Wasser wieder ab und stieg aus der Dusche. Irgendwie steckten die beiden mich mit ihrer Gefühlsduselei an. Kopfschüttelnd ging ich zurück zum Schlafzimmer und zog mir frische Kleidung an. Naruto hatte mir eine Nachricht auf dem Handy hinterlassen und um ein weiteres Training gebeten. Ich hatte nichts dagegen; auch wenn die Temperaturen fielen, war es für mich keine Ausrede, keinen Sport zu treiben. Schmunzelnd dachte ich an vergangenes Wochenende zurück und wie Sakura gestarrt hatte. Anscheinend hatte ihr gefallen, was sie sah.

Ich schnappte mir meine Tasche und lief die Treppen nach unten. Ich sollte nicht so viel über die Rosahaarige nachdenken, das war nicht normal. Das Training würde mich sicherlich ablenken

Verräterisches HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt