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"Sakura! Wo bleibst du denn?" rief Naruto, dessen jungenhaftes Gesicht vor Freude strahlte. Ich musste sofort die Augen verdrehen, denn er konnte schon echt nerven. "Ich komme ja schon." rief ich und lief die letzten Meter etwas schneller. Wir befanden uns auf dem Jahrmarkt, welcher üppig besucht war. Überall liefen Familien umher, deftige Gerüche strömten von den Essenständen zu uns und diverse Gespräche vernahm man im Hintergrund. "Wo ist Sasuke?" fragte ich besorgt, als ich ihn nicht entdecken konnte. Ich hatte mich extra hübsch angezogen für ihn. Naruto zuckte mit den Schultern, bevor er hinter mich blickte und anfing zu grinsen. "Da ist er ja." Vorfreude und Aufregung machten sich breit, als ich mich umdrehte und seine bekannte Silhouette entdeckte. Der dunkelhaarige Schönling zeigte wie immer seine undurchdringliche Miene, als er bei uns ankam. Dennoch reichte ein kurzer Seitenblick von ihm, dass ich schüchtern anfing zu grinsen und ihn somit begrüßte. "Wollen wir dann los?" fragte ich, wobei die Frage eher an Sasuke als an Naruto gerichtet war. Doch anstatt los zu laufen, starrte mich der Dunkelhaarige nun direkt an. Verunsichert über den kalten Blick verharrte mein Körper, ich konnte ihn nicht mehr bewegen. "Mit dir gehe ich nirgendwo hin." Sasukes Stimme klang monoton und ohne jegliches Gefühl, auch wenn er mir damit unzählige Nadeln ins Herz stich. "Was? Wieso..." Meine Stimme brach und Tränen sammelten sich an. "Du bist einfach zu unsportlich."

Plötzlich wurde ich von einem grellen Ton aus dem Traum gerissen. Was hatte mein Kopf sich denn da zusammenfabriziert? Ich strich mir einmal mit der Hand über die leicht verschwitzte Stirn und setzte mich auf. Die Bettdecke war schon durch heftiges Gestrampel auf dem Boden gelandet, sodass ich diese seufzend aufhob. Ich hatte schon seit langer Zeit keinen Traum mehr von Sasuke und vor allem keinen so verwirrenden. Ich konnte mich noch gut an den Tag auf dem Jahrmarkt erinnern und da hatte er mir nicht solche Wörter an den Kopf geschmissen. Wahrscheinlich waren das noch die Auswirkungen des Dates von gestern Abend. Ein weiterer Beweis dafür, wie miserabel der Abend gelaufen war.

Müde streckte ich mich einmal und wurde sogleich wieder von einem hellen Ton unterbrochen, welcher mich auch aus dem Schlaf gerissen hatte. Das Display meines Handys leuchtete auf und zeigte das Bild meiner besten Freundin. "Warum so früh, Ino?" nahm ich ihren Anruf mürrisch entgegen. Wenn ich nicht genug Schlaf bekam, konnte ich schnell schlechte Laune kriegen - eine Eigenschaft, die ich für meinen zukünftigen Beruf dringend ablegen musste.  "Süße, es ist schon zwölf Uhr mittags." erinnerte sie mich und ich schaute überrascht aus dem Fenster. Tatsächlich stand die Sonne schon hoch am Himmel.

"Hast du bis eben noch geschlafen? Das Date schien ja richtig gut gelaufen zu sein." lachte sie verschwörerisch. Wenn du wüsstest. "So ungefähr. Es war eine totale Katastrophe, Ino. Ich musste es frühzeitig beenden und bin abgehauen." gab ich zu und lief derweil in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Einige Sekunden war es still, sodass ich kurz auf den Bildschirm schaute um zu sehen, ob sie noch dran war.

"Ino?"

"Was hat der arme Kerl denn so schlimmes gemacht?"

Augenblicklich verdrehte ich die Augen. Natürlich schob sie die Schuld erstmal auf mich - als könnte ich etwas dafür, dass er so ein ungehobelter Idiot war. "Er hat sich einfach scheiße benommen und behauptet, dass man mich erstmal mit ein bisschen Sport fit machen müsste." erklärte ich ihr und musste selbst schmunzeln, als ihr schrilles Lachen durch die Telefonleitung ertönte. "Er hat was? Gut, dann wäre ich auch abgehauen."

"Siehst du." sagte ich nur, als ich den heißen Kaffee in eine passende Tasse umgoss und mich damit ins Wohnzimmer auf die Couch verkrümelte. Der Tee von gestern Abend stand noch immer dort, wie ich stirnrunzelnd feststellte. Nach dem überraschend heftigen Anfall von Melancholie hatte ich den völlig vergessen. "Na schön, das war wohl ein Reinfall. Beim nächsten Mal klappt es bestimmt." erwiderte sie optimistisch, wodurch ich nur den Kopf schüttelte. "Ino, ich habe keine Lust diverse fremde Männer kennenzulernen."

"Aber du willst doch nicht ewig alleine bleiben, oder?"

"Natürlich nicht."

"Dazu musst du dich endlich von deinem alten Schwarm loseisen und vorwärts schauen, Süße. Und das geht nur, wenn du neue Leute kennenlernst." Inos Stimme hatte plötzlich etwas sanftes angenommen, sodass mein Blick automatisch wieder zu dem Bilderrahmen rutschte. Das Schlimme an der ganzen Sache war, dass sie Recht hatte. Es sind bereits über 2 Jahre vergangen, dass ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Ich musste endlich nach vorne schauen, er würde nicht mehr zurück kommen.

Von plötzlichem Mut erfasst stand ich auf und ging zum Regal. Ich schenkte unserer alten Clique einen letzten traurigen Blick, bevor ich den Rahmen umkippte, sodass das Foto nicht mehr zu sehen war. "Du hast Recht, Ino." gab ich zu und bemerkte den Anflug eines Lächels auf den Lippen. "Ich muss wirklich endlich nach vorne schauen."

"Das will ich hören! Wollen wir gleich heute Abend mit der Mission starten?"

"Was für eine Mission?" lachte ich.

"Wir müssen uns noch einen coolen Namen ausdenken. Sowas wie: Mission Macker-Finden oder so."

Lachend setzte ich mich wieder auf die Couch und schüttelte ungläubig den Kopf. Deswegen liebte ich meine beste Freundin. "Wir können heute Abend starten, solange wir einen anderen Namen für die Mission finden." bestätigte ich ihre Planung. Ich war schon lange nicht mehr Feiern, daher würde es mir vielleicht mal ganz gut tun.

"Schön, abgemacht. Am besten treffen wir uns um 8 bei mir, ein paar Andere kommen sicherlich auch noch mit."

"Gut, wir sehen uns dann. Bis später!"

"Bis später!"

Somit legte ich auf und konnte endlich den ersten Schluck meines Kaffees genießen. Hatte ich gerade tatsächlich zugestimmt, Sasuke zu vergessen? Ein wenig beunruhigend war der Gedanke schon, auch wenn ich bis eben noch motiviert war. Allerdings hatte Ino Recht und es brachte nichts, auf etwas zu hoffen, was wohl niemals eintreffen würde. Er hatte mir zwar damals das Versprechen gegeben, dass er zurückkommen würde, doch dies ist inzwischen Jahre her. Wie konnte ich dann noch glauben, dass er es halten würde? Inzwischen bin ich reifer geworden und nicht mehr das naive Dummchen von damals - ich habe Ziele im Leben und will diese auch erreichen. Wie konnte ich da noch an so etwas unrealistischem glauben?

"Bitte, geh nicht, Sasuke." flehte ich ihn an. Mein Gesicht war schon tränenüberströmt, als er sich endlich zu mir umdrehte. Es war der letzte Tag vor seiner überraschend angekündigten Abreise. Ich konnte ihm die Entscheidung nach dem schrecklichen Unfall nicht übel nehmen, doch mein Herz hielt einen solchen Abschied nicht aus. Ich war ihm schließlich schon seit der ersten Begegnung in der Grundschule verfallen - wie konnte er mich dann jetzt verlassen? Sein Blick zeigte keine Gefühlsregung. Keine Emotion. Seit seiner Familie das zugestoßen ist, wirkte er noch verlorener als vorher. "Ich wäre für dich da, das sind wir alle. Du könntest wieder glücklich werden, hier ist doch dein Zuhause."

"Ich habe kein Zuhause. Nicht mehr." sagte er, als er ein paar Schritte auf mich zuging. Ich konnte mich inzwischen in seinen dunklen Augen wiederspiegeln, die so viel Kälte austrahlten wie schon lang nicht mehr. "Bitte." bekam ich nur noch heraus, als sich mein Blick auf den Boden richtete. Doch er hatte sich entschieden und das wusste ich.

Ich spürte eine federleichte Berührung seiner Fingerspitzen, die mir kurz auf die Stirn tippten. Überrascht schaute ich auf und entdeckte ein kurzes Zucken seiner Mundwinkel. "Wir werden uns wiedersehen, Sakura. Versprochen."


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Hello :)

Was haltet ihr von der Mission? Der Titel ist schon mal fragwürdig :p

LG, MrsStroke

Verräterisches HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt