„Aber sag mal, warum warst du denn bei Scotland Yard?“, fragte Levi mich. „Es gibt einen neuen Fall, bei dem ich helfen soll“, antwortete ich ihm. „Geht es um die zwei 18-jährigen Mädchen, die erst als vermisst gemeldet und dann tot im Hyde Park gefunden wurden?“, fragte er und ich verschluckte mich fast an meinem Tee. „Woher weißt du das?“, wollte ich wissen. „Es stand heute morgen in der Zeitung“, antwortete er und ich nickte. „Jepp, das ist der Fall, denn heute wurde ein 19-jähriger Junge aufgefunden, es gibt keine Hinweise auf den Täter“, erklärte ich und seufzte. „Irgendwelche Gemeinsamkeiten?“, fragte er mich. „Nicht wirklich, bisher ist nur klar, dass sie alle ungefähr gleich alt waren, sich kannten und auf der gleichen Schule waren wie ich“, antwortete ich seufzend und stützte meinem Kopf auf meiner rechten Hand ab. „Sophie, willst du wirklich bei dem Fall mithelfen? Ich mache mir Sorgen um dich“, meinte Levi und ich sah ihn an. „Du musst dir keine Sorgen machen, es ist alles gut“, erwiderte ich und er seufzte. „Ich weiß nicht, ich hab einfach kein gutes Gefühl bei der Sache“, murmelte er. „Ich verspreche dir, dass ich aufpassen werden“, versprach ich ihm und er seufzte. „Du hättest so was nämlich nicht verdient“, fügte er hinzu und ich runzelte die Stirn. „Keiner hat sowas verdient!“, widersprach ich heftiger als beabsichtigt. „Nicht einmal, wenn sie andere verletzt hätten?“, fragte er mich und ich sah ihn verwirrt an.
„Wie meinst du das?“, wollte ich wissen. Mir war klar, dass er unmöglich wissen konnte, dass ich früher von ihnen gemobbt wurde, niemand wusste das. „Egal, ich will einfach nur nicht, dass dir etwas passiert, ich mache mir nur Sorgen“, meinte er und ich lächelte. „Ich weiß, aber ich kann nicht einfach tatenlos zusehen, wie andere Menschen entführt und so grausam zugerichtet werden“, erwiderte ich und er seufzte. „Ich werde nicht daran hindern, das weißt du, aber ich hoffe, dass du deine Entscheidung nicht bereust“, meinte er und ich lächelte. „Danke, dass du meine Entscheidung akzeptierst“, flüsterte ich und er fuhr sich durch die Haare.
Plötzlich klingelte mein Handy und verwundert schaute ich nach, wer mich anrief, denn kaum jemand hatte meine Handynummer. Es war Inspektor Milan und mit einem unguten Gefühl ging ich ran. „Inspektor Milan, wie kann ich ihnen helfen?“, fragte ich ihn. „Wir haben eben eine Vermisstenmeldung von zwei Jungs bekommen, Aiden und Luc Johnson, Zwillinge. Da die gleichen Kriterien auf sie zutreffen, wie bei den ersten drei Opfern gehen wir von dem gleichen Täter aus. Sie wurden gestern früh das letzte mal von ihren Eltern gesehen und wurden eben als vermisst gemeldet“, erklärte der Inspektor mir und ich spannte mich bei den Namen etwas an. Levi warf mir einen fragenden Blick zu, aber ich schüttelte den Kopf. „Ich bin so schnell ich kann da“, teilte ich ihm mit und legte auf. „Tut mir leid Levi, aber ich muss nochmal los“, entschuldigte ich mich, aber er winkte ab. „Schon okay, ich muss eh noch ein paar Aufträge erledigen“, meinte er und wir standen auf. Levi wollte seine Tasse und den Teller in die Küche tragen, aber ich hielt ihn auf. „Lass ruhig stehen, ich räume das nachher auf“, meinte ich, schnitt ihm noch etwas Kuchen ab und reichte ihm diesen in einer Box. „Danke, Sophie“, bedankte er sich und wir gingen in den Flur. Dort zogen wir uns unsere Schuhe an und ich schob mein Fahrrad wieder nach draußen. Die Haustür schloss ich hinter uns beiden wieder ab und Levi umarmte mich einmal kurz. „Vergiss nicht, dass wir morgen zusammen essen gehen wollten“, erinnerte er mich und ich lächelte. „Keine Sorge, das habe ich nicht vergessen“, meinte ich und er stieg in sein Auto ein. Seufzend stieg ich auf mein Fahrrad und fuhr los. Ich hoffte sehr, dass wir den Fall bald abgeschlossen hatten, denn sosehr ich es auch versuchte, die Erinnerungen an früher tauchten einfach wieder auf und das machte mir mehr zu schaffen, als ich zugeben wollte. Wie heute Mittag schloss ich mein Fahrrad ab, als ich bei Scotland Yard ankam und ging dann direkt zum Büro von Inspektor Milan.
„Entschuldigen sie bitte die Verspätung“, sagte ich und er winkte ab. „Hauptsache sie sind da. Ich wollte gerade in den Konferenzraum, kommen sie doch direkt mit“, erklärte er und ich folgte ihm. Im Raum angekommen suchte ich mir einen freien Platz und setzte mich dann dort hin, mein Notizbuch legte ich aufgeschlagen vor mich. Schnell notierte ich mir die neuesten Ereignisse und konnte nicht verhindern, dass meine Gedanken zu dem Gespräch mit Levi vorhin abschweiften. Irgendwie hatte er so gewirkt, als würde er etwas verheimlichen, aber das konnte nicht sein, oder doch? Und wenn ja, was und wieso? „Niemand hat sowas verdient!“ „Nicht mal wenn sie andere verletzt haben?“ Diese Frage von Levi ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ahnte er etwas? Aber wie? Eigentlich konnte er es nicht wissen, aber sein Blick wirkte so wissend. Innerlich seufzte ich und strich mir eine Haarsträhne, welche sich aus meinem Zopf gelöst hatte hinters Ohr. Inzwischen waren alle Stühle im Konferenzraum belegt und Inspektor Milan bat um Ruhe. „Sie alle haben sicherlich von den drei jüngsten Morden gehört. Vorhin kam eine Vermisstenmeldung rein, von zwei Brüdern, welche wie die ersten Opfer im Alter von 18 Jahren sind und die gleiche Schule besuchten, deshalb ist davon auszugehen, dass der gleiche Täter am Werk ist. Wenn dem so ist, können wir davon ausgehen, dass die Leichen bald im Hyde Park zu finden sind und genau da schlagen wir zu. Wir werden den Hyde Park in Schichten überwachen. Dafür müssen wir uns allerdings versteckt halten, damit der Täter sich sicher fühlt. Es geht bereits heute los, hoffen wir, dass wir den Täter bald haben“, erklärte er und alle nickten. „Neben dem Dienstplan hängt der Schichtplan für die Überwachung, bitte passen sie gut auf“, fügte er noch hinzu und da niemand noch eine Frage hatte, war die Besprechung beendet. Alle Polizisten verließen den Raum, außer Inspektor Milan, denn dieser kam auf mich zu.
„Miss Skye, ich weiß, dass ich sie gebeten habe bei diesem Fall zu helfen und dass sie bereit wären eine Schicht zu übernehmen, aber ich habe sie nicht eingeteilt. Da sie die gleichen Kriterien, wie die anderen Opfer erfüllen wäre das Risiko zu hoch, dass sie ebenfalls entführt werden, sollte der Täter von der Sache Wind bekommen“, erklärte er mir und ich seufzte. „Ich kann das verstehen, Herr Inspektor, aber ich werde mir dennoch weiter den Kopf über den Fall zerbrechen“, erwiderte ich und er nickte. Wir verabschiedeten uns und ich verließ Scotland Yard. Irgendwie hatte ich geahnt, dass es so kommen würde und ich verstand es, das tat ich wirklich, aber ich bezweifelte, dass es der Täter auf mich abgesehen hatte, zumindest so lange ich noch keine Spur hatte. Seufzend stieg ich auf mein Fahrrad und fuhr nach Hause. Auf der Fahrt machte ich mir den Plan mich etwas in den Garten zu legen und mir nochmal meine Notizen anzusehen, auch wenn ich nicht daran glaubte noch etwas hilfreiches zu finden.
Leider fing es ungefähr nach der Hälfte der Strecke an zu regnen und somit fiel mein Plan, mich in den Garten zu legen, wortwörtlich ins Wasser. Zuhause angekommen war ich nass bis auf die Haut und zitterte vor Kälte, da es sich ziemlich abgekühlt hatte mit dem Regen. Ich stellte mein Fahrrad in den Flur und ging schnell ins Badezimmer. Die Pfützen, die ich hinterlassen hatte, würde ich aufwischen, sobald ich geduscht hatte und mir wieder warm war. Sobald das warme Wasser aus der Dusche auf meinen kalten Körper traf seufzte ich und entspannte mich. Ich duschte solange bis mir nicht mehr kalt war, erst dann stellte ich das Wasser ab und wickelte mich in ein Handtuch. Meine nassen Klamotten hängte ich über die Heizung und föhnte mir dann meine Haare. Es dauerte bis meine Haare trocken waren, aber ich wollte es nicht riskieren krank zu werden. Als sie endlich trocken waren ging ich in mein Zimmer und zog mich warm an. Dann schnappte ich mir ein Handtuch und wischte die kleinen Pfützen auf. Meine nassen Schuhe stopfte ich mit Zeitungspapier aus und stellte sie an die Heizung. Erst als alles erledigt war setzte ich mich in meinen Lieblingssessel und schaute nachdenklich nach draußen. Der Regen prasselte angenehm gegen die Fenster und das Geräusch beruhigte mich so sehr, dass ich einschlief.
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You belong (to) Me
Mystery / ThrillerSophie, ein 18-jähriges Mädchen, hilft Scotland Yard ab und zu bei schwierigeren Fällen. Diesmal geht es um einen Fall bei dem junge Erwachsene zwischen 18 und 19 Jahren entführt und schließlich Tod aufgefunden werden. Dieser Fall lässt Sophie verzw...