#Kapitel 15

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Sophie POV:
Nachdem Levi meine Bluse wieder zugeknöpft hatte stand er auf und ich drehte mich sofort mit dem Gesicht zur Wand, wobei ich das Kissen an mich drückte. „Ich komme später nochmal vorbei, mach keinen Blödsinn“, teilte er mir mit und verließ dann den Raum, wobei er wieder hinter sich abschloss. Leise schluchzte ich und vergrub mein Gesicht in dem Kissen. Ich war mir sicher, dass Levi heute Nacht bei mir gewesen war und mich einfach geküsst hatte, das war keine Einbildung gewesen. Er machte mir tatsächlich Angst, vorher hat er sich nie so verhalten, er hat meine Grenzen akzeptiert, aber jetzt bedrängte er mich, das machte mir Angst. Was würde er bei Scotland Yard erzählen? Gab es wirklich keine Möglichkeit, dass mich jemand finden würde? Vermutlich nicht, jeder hielt Levi für einen guten Bürger, keiner würde ihm jemals so etwas zu trauen. Ich hätte es auch nie geglaubt, hätte ich es nicht selbst gesehen. Selbst jetzt wehrte sich ein Teil von mir, zu glauben, dass Levi der Böse war, aber es war nun mal so, auch wenn es schmerzte. Wie weit würde Levi noch gehen? Würde es bei Küssen bleiben, oder würde er mich gegen meinen Willen anfassen? Sofort verbot ich mir diesen Gedanken, für so grausam hielt ich ihn dann doch nicht.

Irgendwann hörte ich, wie die Türe aufgeschlossen wurde und machte mich unter der Decke so klein wie möglich. Levi seufzte und schloss die Türe wieder. Plötzlich hob sich die Decke etwas an und ein warmer Körper legte sich hinter mich. Sofort erstarrte ich und starrte die Wand mit aufgerissenen Augen an. „Du liegst ja immer noch so da, wie vorhin. Du darfst dich in dem Raum frei bewegen“, flüsterte Levi mir ins Ohr und ich kniff die Augen zusammen. „Verdammt, Sophie! Was soll die Scheiße?! Es hat sich nichts geändert! Ich bin genau der gleiche, wie gestern Mittag!“, schrie Levi mich an und ich zuckte zusammen. „Gestern Mittag wusste ich noch nicht, was für ein Psychopath in dir steckt!“, schluchzte ich und Levi erstarrte hinter mir.

Plötzlich legte er eine Hand um meine Kehle und zwang mich den Kopf in den Nacken zu legen. „So, du hältst mich also für einen Psychopathen. Gut zu wissen, aber wenn ich wirklich einer wäre, dann würdest du hier gefesselt auf dem Tisch liegen oder wahlweise von der Decke hängen. Stattdessen liegst du auf einer bequemen Matratze mit einer Decke und einem Kissen. Sag, würde ein Psychopath so etwas tun?“, fragte er mich gefährlich ruhig und ich spürte, wie ich anfing zu zittern. „Vielleicht…wenn er das Opfer in Sicherheit wiegen will…“, wisperte ich und er ließ mich seufzend los. „Ich habe dir nie etwas getan, Sophie“, sagte er ruhig, aber dennoch entschieden. Darauf erwiderte ich nichts und er setzte sich hin.

„Lass uns etwas UNO spielen, Sophie“, schlug er vor, aber ich blieb liegen. „Jetzt komm schon, was hast du denn?“, fragte er mich und zog mich auf seinen Schoß. Sofort stemmte ich meine Hände gegen seine Brust und versuchte Abstand zwischen uns zu bringen, aber erfolglos. „Sprich mit mir, ich kann leider keine Gedanken lesen“, murrte er und zwang mich, meinen Kopf an seine Brust zu legen. „Du sperrst mich hier unten ein, das macht mir Angst“, wisperte ich und er seufzte. „Du kennst den Grund, Sophie. Würde ich es nicht tun, würdest du dich von mir entfernen, das will ich nicht“, erklärte er mir erneut. „Würde ich nicht, wir können so weitermachen wie davor, ich würde es einfach verdrängen, aber hier unten geht das nicht…“, hauchte ich. „Ich will nicht, dass wir so weitermachen wie davor. Du sollst in meinem Bett liegen, damit es nach dir riecht. Ich will abends neben dir einschlafen und morgens neben dir aufwachen. Auch werde ich der einzige Mann in deinem Leben sein“, raunte er mir ins Ohr und ich war fassungslos. Wie konnte mir entgehen, dass Levi so besessen war? „Du bist verrückt!“, rief ich und er lachte. „Ja, aber nur nach dir, Sophie“, hauchte er und küsste mich. Sofort drehte ich den Kopf weg und er seufzte. „Dann nicht, aber ewig wirst du mir das nicht verweigern“, meinte er und ich schluckte. Er plante doch nicht etwa, mich irgendwann zu vergewaltigen, oder? Das könnte ich nicht schaffen, es würde mich zerbrechen, ganz sicher. Als hätte Levi meine Gedanken gelesen zwang er mich ihn anzusehen und sah mich ernst an. „Ich werde dich nicht vergewaltigen, Sophie. Darauf hast du mein Wort“, versprach er mir und ich glaubte ihm, auch wenn es naiv wirken mochte, ich musste mich an diese Hoffnung klammern.

„Und jetzt lass uns etwas UNO spielen“, meinte er und setzte mich gegenüber von sich auf die Matratze. Er teilte die Karten aus, aber ich war mit meinen Gedanken woanders. Ich würde einen Weg hier raus finden, ganz sicher. Vielleicht wenn Levi heute Nacht wieder hier unten schlafen würde, vielleicht könnte ich dann die Schlüssel klauen und hier abhauen. Levi bewusstlos schlagen schloss ich aus, erstens war er stärker als ich und zweitens würde ich es vermutlich nicht übers Herz bringen ihn zu verletzen, auch wenn es mir die Freiheit ermöglichen würden. „Wo bist du denn mit meinen Gedanken? Planst du etwa gerade eine Flucht?“, fragte er mich und traf damit genau ins schwarze. Ich sah ihn nicht an, er sollte nicht wissen, dass es so war, aber vermutlich wusste er es schon, ihm entging scheinbar nie etwas. Levi griff nach meinem Kinn und zwang mich so, ihn anzusehen. „Versuch es nicht mal, du würdest es nicht schaffen, aber ich müsste dich dann irgendwo anketten und das würde ich gerne vermeiden“, stellte er klar und ich schluckte. Er ließ mich wieder los und ich nahm die UNO Karten in die Hand. Um Levi nicht noch mehr zu reizen spielte ich mit ihm ein paar Runden UNO und es fühlte sich so an, als wäre heute Nacht nicht passiert. Für kurze Zeit vergaß ich, dass ich hier unten eingesperrt war und was Levi getan hatte.

Allerdings ging das nur so lange bis Levis Handy plötzlich klingelte. Verwundert schaute er darauf und runzelte die Stirn. Bevor ich aus seiner Reichweite kommen konnte zog er mich an sich, legte seine Beine über meine und eine Hand auf meinen Mund. Erst dann nahm er den Anruf an und ich schaffte es nicht, mich irgendwie gegen ihn zu wehren und auf mich aufmerksam zu machen. Die Erkenntnis, dass ich schwach war trieb mir Tränen in die Augen und ich gab meine Gegenwehr auf. Ich achtete nicht darauf, mit wem Levi telefonierte oder was er sagte, es war mir gerade egal. Außerdem würde er nie zulassen, dass ich mich bemerkbar machen würde, eher würde er einfach auflegen und dem Anrufer später irgendwas vorlügen. Levi war einfach jemand, dem man glaubte, er wirkte auch immer wie jemand, der keiner Fliege etwas zu leide tun konnte. Aber ich konnte mich doch nicht so in ihm getäuscht haben, oder doch? War ich wirklich so blind gewesen? Nachdenklich legte ich den Kopf in den Nacken und sah Levi an. Er sah konzentriert aus, aber als er merkte, dass ich ihn ansah wurde sein Blick weicher.

„In Ordnung, danke Inspektor. Halten sie mich bitte weiter auf dem laufenden“, sagte er und legte auf. „Das war Inspektor Milan. Sie waren eben bei dir zuhause und haben nach möglichen Hinweisen auf deinen Verbleib gesucht, aber natürlich erfolglos. Das hat er mir eben mitgeteilt“, klärte Levi mich auf und nahm seine Hand von meinem Mund. Traurig senkte ich den Blick und er seufzte. „Später gehe ich Liliane holen, dann hat das bald ein Ende“, teilte er mir mit und legte seine Arme um mich. Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und nahm meinen Duft in sich auf. „Du riechst unvergleichlich, weißt du das eigentlich?“, fragte er mich und ich zog schützend meine Schultern nach oben. „Das hat so keinen Sinn. Ich lass dich mal alleine, ruh dich aus“, murmelte er, stand auf und ging zur Türe. Er schloss die Türe hinter sich und ich atmete zittrig aus. Da ich mich gerade ziemlich verwundbar fühlte schnappte ich mir die Decke und verkrümelte mich in eine Ecke des Raumes. Die Decke wickelte ich feste um mich und zog meine Knie ganz dicht an den Körper. Meine Gedanken waren sehr chaotisch und ich selbst war auch ziemlich zwiegespalten. Ich würde so gerne glauben, dass Levi nichts böses im Schilde führte, aber es ging nicht, schließlich hatte ich hautnah miterlebt, wozu er imstande war.

„Levi…wieso…wieso tust du das? Ihre Taten lassen sich dadurch nicht ungeschehen machen…du holst nur alles wieder hoch. Du hättest mit mir reden können…wir hätten bestimmt eine Lösung gefunden…ich hätte es versucht, Levi…wirklich…wenn du mir nur gesagt hättest, wie du fühlst…wir hätten es versuchen können…aber jetzt? Du sperrst mich hier ein…zwingst mich regelrecht, vielleicht auch nur unbewusst, mich mit meiner Vergangenheit auseinanderzusetzen…wie soll ich da keine Angst haben? Wie lange willst du mich hier unten noch einsperren? Ewig kannst du mich nicht einsperren und andere vor meinen Augen foltern…Wäre ich doch nur nie in den Keller gegangen…dann wüsste ich es nicht, ich würde dich nicht fürchten, aber immer noch wegen diesem Fall verzweifeln…jetzt verzweifle ich daran, dass mir das nie aufgefallen ist…es muss doch irgendwelche Hinweise gegeben haben…aber scheinbar war ich wirklich blind…Naja, ändern kann ich es jetzt auch nicht mehr, nicht wahr? Aber tu mir bitte einen Gefallen…tu mir nicht weh…damit könnte ich nicht umgehen…außer dir habe ich niemanden, Levi…also bitte…verletze mich nicht allzu sehr…“ Meine Stimme brach immer wieder und hörte sich sehr brüchig an, aber das war mir egal, es musste raus. Auch würde Levi es nie hören, aber es hatte gut getan, dass alles einfach auszusprechen, es war befreiend gewesen. Ich fühlte mich gerade unendlich allein, aber es war meine eigene Schuld, ich hatte Levi nicht an mich rangelassen, ihn mit meiner abwehrenden Haltung von mir gestoßen. Schluchzend legte ich meine Stirn auf meine Knie ab und schloss meine Augen. Eine schwere Müdigkeit ergriff von mir Besitz und ich schlief recht schnell ein.

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