#Kapitel 45

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Traurig sah ich den Inspektor an. „Ich brauche Hilfe…“, wisperte ich und gestand es mir damit zum ersten Mal wirklich ein. „Die bekommen sie, Miss Skye. Leider muss ich sagen, dass es sein kann, dass sie nie ganz darüber hinweg kommen, aber ich wünsche ihnen, dass sie es schaffen“, erwiderte er ruhig. „Ich weiß…aber ich muss es versuchen…damals wollte ich keine Hilfe…aber genau das war der Grund…wieso jetzt 10 Menschen getötet wurden und mein einziger Freund zum Mörder wurde…“, hauchte ich und ließ den Kopf hängen. „Wann darf ich zurück nach London?“, fragte ich nach einer Weile des Schweigens. „Das ist noch nicht ganz sicher. Dr. Hansen würde sie erstmal noch zur Überwachung hierbehalten. Ihr Kreislauf könnte ziemlich schnell wieder zusammenbrechen“, antwortete Inspektor Milan mir und ich seufzte. „Es tut mir wirklich leid, aber sie sind erst gestern aus dem Koma erwacht und seitdem sind sie schon einmal zusammengebrochen“, fügte er hinzu. „Ich weiß, ist schon gut“, versicherte ich ihm und schaute aus dem Fenster.

„Sie klangen am Telefon ziemlich erschöpft, geht es ihnen jetzt besser?“, fragte ich ihn. „Ja, ich war nur sehr betroffen, von ihrem Tod“, antwortete er mir und ich drehte meinen Kopf zu ihm. „Sie haben sich die Schuld gegeben“, wisperte ich und er nickte nur. „Das müssen sie nicht, wirklich. Es ist nicht ihre Schuld, niemand konnte das ahnen. Dass…er…so besessen von mir ist…früher oder später hätte er das gleiche getan...", wisperte ich und merkte, wie mein Körper nach Ruhe verlangte. „Wir reden morgen, weiter darüber. Jetzt schlafen sie erstmal“, meinte er und erhob sich. „Sie wissen, dass ich recht habe“, murmelte ich müde, kuschelte mich in die Decke und war fast sofort eingeschlafen.

Am nächsten Morgen war ich ziemlich früh wach, fühlte mich aber auch ausgeruht. Da ich unbedingt frische Luft haben wollte, aber vermutlich nicht nach draußen durfte, stand ich vorsichtig auf. Dabei weckte ich leider Asha, welche protestierend miaute. Lächelnd kraulte ich sie kurz und ging dann vorsichtig zum Fenster. Es war anstrengend, zum Fenster zu gehen und es zu öffnen, scheinbar hatte ich mich überschätzt, so fit war ich dann doch noch nicht, aber die frische Luft war es wert. Ich schloss die Augen und genoss es, auch wenn es, zugegeben, ziemlich kalt war. „Miss Skye, was machen sie denn da am offenen Fenster? Es ist viel zu kalte!“, rief eine Krankenschwester und ich drehte erschrocken den Kopf. Eine Krankenschwester hatte das Zimmer mit einem Tablett betreten, auf dem scheinbar mein Frühstück war. „Ich wollte nur mal wieder die frische Luft genießen…“, wisperte ich und zog die Schultern hoch. Die Krankenschwester seufzte, stellte das Tablett ab und kam dann zu mir. „Schon okay, aber sie könnten schnell krank werden, wenn sie weiterhin so leicht bekleidet vor dem Fenster stehen. Wir können es gerne offenlassen, aber dann gehen sie bitte zurück ins Bett und decken sich gut zu. Das letzte, was sie jetzt noch brauchen, wäre eine heftige Erkältung“, erklärte sie mir und ich stimmte zu. Sie half mir zurück ins Bett und ich deckte mich brav zu. Dann schob sie den Tisch über meinen Schoß, sodass ich etwas essen konnte. „Ich komme dann später um das leere Tablett wieder mitzunehmen“, erklärte sie mir, bevor sie das Zimmer verließ. Ashas Näpfe standen gefüllt neben dem Tablett und sie kletterte auf den Tisch um zu essen.

Levi hatte sehr viel falsch gemacht, aber mir Asha zu schenken, war etwas gutes gewesen, etwas sehr gutes sogar. Ohne sie würde es mir gerade nicht so gut gehen. Man musste sie einfach lieben, so niedlich wie sie war. Immer bereit alles zu erkunden, aber sie entfernte sie nie allzu weit von mir. Lächelnd fing ich selbst an zu essen, auch wenn es mich Überwindung kostete, alles, was auf dem Tablett war, zu essen, denn ich war es nicht mehr gewohnt so viel zu essen, aber ich wusste, dass es nötig war, damit ich schnell gesund wurde. Kurz nachdem ich fertig war mit essen, kam die freundliche Krankenschwester wieder und nahm das Tablett, sowie Ashas Näpfe mit, die ebenfalls leer waren. Dann kuschelte ich mich mit Asha wieder schön ein und schaute nach draußen. Plötzlich kam mir eine Idee, wie wir Levi kriegen könnten. Ein wenig unsicher war ich schon, aber ich bezweifelte, dass es einen anderen Weg gab. Ich würde es einfach nachher mit Inspektor Milan besprechen, wenn er kam, mal sehen, was er davon hielt. Während ich auf ihn wartete nickte ich jedoch wieder ein.

Levi kniete über mir. Nackt. Ich lag unter ihm. Ebenfalls nackt. In seinem Blick lag Wahnsinn, Liebe und Erregung, eine gefährliche Mischung. „Du gehörst nur mir, Sophie. Niemandem sonst“, hauchte er, bevor er seine Lippen auf meine legte und mich brutal küsste. Meine Handgelenke hielt er mit einer Hand über meinem Kopf fest und mit der anderen fuhr er meinen Körper entlang, bis er sie auf meinen Bauch legte. „Ich kann es kaum erwarten, bis du schwanger wirst. Zu sehen wie in dir unser Kind heranwächst, das wird wunderbar“, wisperte er, bevor ich den bekannten Schmerz spürte, wenn er in mich eindrang. Ich schrie, aber Levi erstickte meinen Schrei, in dem er mich wieder brutal küsste.

„Miss Skye! Wachen sie auf!“, schrie jemand und rüttelte unsanft an mir. Keuchend wachte ich auf und schaute mich erstmal desorientiert um. Fahrig tastete ich meinen Körper ab. Ich war noch angezogen, ein Glück, aber ich zitterte am gesamten Körper. „Miss Skye…“, sprach der Inspektor mich an und ich sah ihn schluchzend an. Besorgnis war in seinem Blick zu sehen und ich konnte die Tränen nicht zurückhalten. „Sie sind in Sicherheit, Miss Skye. Niemand wird ihnen mehr schaden“, versprach er mir, aber ich konnte mich nicht beruhigen. Asha miaute leise und schmiegte sich an meine Brust. Nur so langsam beruhigte ich mich wieder und auch das Zittern ließ nach. „I…ich…ich hab von ihm geträumt…wie er mich…“, schluchzte ich, brach aber ab, ich konnte es nicht aussprechen. Allerdings schien Inspektor Milan zu verstehen, was ich sagen wollte. Vorsichtig nahm er mich in den Arm und strich mir tröstend über den Rücken. „Ich werde sie beschützen, Miss Skye. Sie werden das nie wieder durchmachen müssen“, versprach er mir fest und ich hoffte es. Als ich mich endlich wieder beruhigt hatte, ließ er mich los und setzte sich auf den Stuhl neben mich. Mir fiel auf, dass das Fenster inzwischen wieder zu war, aber das war okay.

„Ich wollte mit ihnen noch etwas besprechen, Inspektor“, fing ich nach einer Weile an und erschrak, weil meine Stimme so mitgenommen klang. „Um was geht es?“, fragte er mich interessiert. „Sie haben…Levi…ja  noch immer nicht…und ich bezweifle…dass das bald passiert…deshalb…habe ich mir überlegt…dass sie mich als Köder nehmen…er hat mich bereits gefragt, wo ich bin…wenn ich mit ihm einen Ort ausmache, an dem er mich holen soll…dann wird er da ganz sicher hinkommen und sie können ihn festnehmen…“, schlug ich vor. Noch immer fiel es mir schwer, Levis Namen auszusprechen und ich schämte mich dafür, so schwach zu sein. „Das werden wir auf keinen Fall tun, Miss Skye!“, sagte der Inspektor entschieden und ich sah ihn fragend an. „Wieso nicht? Es ist vermutlich unsere einzige Chance“, fragte ich ihn. „Weil wir Herr Villin nicht einschätzen können. Es ist viel zu riskant sie in seine Nähe zu lassen. Wir wissen nicht, wie er reagieren wird, er könnte sie erschießen, weil er sie lieber tot sehen will, als getrennt von ihm“, antwortete er mir ernst und ich stockte. Würde Levi das wirklich tun? „Sie wollen das eigentlich auch nicht, hab ich Recht?“, fragte er mich nun, wesentlich sanfter. Traurig schüttelte ich den Kopf und suchte vergeblich Halt an der Bettdecke. „Ich hab furchtbare Angst, wenn ich auch nur daran denke, ihn wiederzusehen. Ich bin ja nicht einmal in der Lage, seinen Namen auszusprechen…aber ich will nicht, dass vielleicht noch mehr Menschen sterben, nur weil Levi so frustriert ist…“, gestand ich ihm und er seufzte. „Bisher wurde noch niemand getötet, Miss Skye. Herr Villin wird sich bedeckt halten, weil er eben weiß, dass er gesucht wird, aber ich bin zuversichtlich, dass wir ihn finden. Ewig kann er sich nicht verstecken“, meinte er und ich hoffte, dass er Recht behielt.

„Übrigens, wenn ihre Genesung weiter so gut vorangeht, können sie übermorgen zurück nach London. Zwar müssen sie dann dort noch ein paar Tage zur Überwachung ins Krankenhaus, aber sie wären nicht mehr soweit, von ihrem zuhause entfernt“, teilte er mir mit und ich lächelt etwas. „Das wäre schön…“, wisperte ich und Asha miaute. „Du kommst natürlich auch mit. Ich könnte dich nie zurücklassen“, meinte ich lächelnd und sie rieb sich schnurrend an mich. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie jedes Wort verstand, was ich sagte und das freute mich. „Sie haben so eine starke Verbindung zu der kleinen Katze, das ist faszinierend“, murmelte der Inspektor und ich lächelte. „Ich denke inzwischen können wir uns ruhig duzen, finden sie nicht auch? Mir zumindest würde es damit wesentlich besser gehen“, schlug ich vor und er sah mich erst überrascht an, nickte dann aber. „In Ordnung, Sophie“, stimmte er zu. „Wie lange bleibst du denn eigentlich noch hier? Musst du nicht zurück?“, fragte ich ihn nach einer Weile. „Ich werde mit dir zurückkehren, das ist so abgesprochen. Wir waren uns einig, dass du nicht alleine zurückfliegen solltest, darum bleibe ich solange hier“, erklärte er mir und ich stockte. „Fliegen?!“, fragte ich entsetzt. „Ja, wir fliegen. Ist das ein Problem?“, wollte er wissen und ich schluckte. „Ich…also…ich bin noch nie geflogen…“, gestand ich ihm und er schmunzelte. „Das ist schon okay. Du wirst merken, dass das gar nicht so schlimm ist“, beruhigte er mich und ich seufzte. „Hoffentlich…“, murmelte ich.

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