Allein und noch immer gefesselt saß ich auf dem Stuhl und wimmerte leise. Ich wiegte mich vor und zurück, zumindest soweit die Fesseln es zuließen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich die Türe und zuckte erschrocken zusammen. Levi stand im Türrahmen und beobachtete mich. „Dann bringen wir dich mal ins Bad“, meinte er und löste die Fesseln. Unsicher beobachtete ich ihn und er hob mich vorsichtig hoch. Erschöpft lehnte ich mich an ihn und ließ es zu, dass er mich nach oben trug. Alleine hätte ich es vermutlich nicht geschafft, deshalb wehrte ich mich nicht dagegen. Er trug mich ins Bad und ließ mich erst dort runter.
„Es versteht sich vermutlich von selbst, dass es extrem dumm wäre zu versuchen zu fliehen oder um Hilfe zu schreien“, meinte er und ich nickte verunsichert. „Zieh dich aus und geh duschen“, forderte er mich auf. Entsetzt schüttelte ich den Kopf und wich vor ihm zurück. „Ich werde nicht nackt vor die rumlaufen!“, rief ich und er seufzte genervt. „Ich dreh mich um und du kannst dich nachher in ein Handtuch wickeln, aber jetzt geh duschen!“, erwiderte er genervt und ich zuckte erschrocken zusammen. Levi drehte sich rum und ich zog mich langsam aus. Als ich mich komplett ausgezogen hatte stieg ich unter die Dusche und machte das Wasser an. Das warme Wasser brannte auf meiner kalten Haut und ich kniff die Augen zusammen. Sorgfältig wusch ich mich, auch wenn die Seife in den offenen Wunden brannte. Außerdem versuchte ich meinen rechten Fuß so wenig wie möglich zu belasten, da er ziemlich schmerzte. Als mir wieder warm war machte ich das Wasser aus und trat aus der Dusche. Ich schnappte mir eines der großen, weichen Handtücher und trocknete mich ab. Danach wickelte ich mich ins Handtuch und tippte Levi an, welcher sich sofort umdrehte.
Wortlos ließ er seinen Blick über mich gleiten und ich drückte das Handtuch enger an mich. „Komm mit ins Schlafzimmer, da versorge ich deine Verletzungen“, meinte er und ich folgte ihm in sein Schlafzimmer. Er drückte mich auf das Bett und kniete sich vor mir. Neben sich stand ein Verbandskasten, den er aus dem Bad mitgenommen hatte. Zuerst nahm er meinen rechten Fuß in die Hand und bewegte ihn etwas, wobei ich vor Schmerz zusammenzuckte. „Du solltest ihn in den nächsten Tagen möglichst nicht belasten, aber dafür sorge ich schon“, meinte er und nahm eine Kompresse, eine Salbe und einen Verband aus dem Kasten. Die Salbe gab er auf die Kompresse und diese drückte er auf meinen Knöchel. „Die Salbe ist schmerzlindernd und sollte dir etwas helfen, unnötig will ich dich nicht leiden lassen, aber zu einem Arzt kann ich dich auch nicht bringen“, erklärte er und verband meinen Fuß sorgfältig. „Du kannst es noch ändern, Levi…noch kannst du mich gehen lassen…ich verspreche, dass ich es für mich behalten werde“, versuchte ich erneut ihn davon zu überzeugen, mich nicht einzusperren. „Du irrst dich, Sophie, ich kann es nicht mehr ändern und ich will es auch nicht. Du bist endlich da wo du hingehörst, Sophie. Ich liebe dich und werde dich auch nie wieder gehen lassen“, flüsterte er und legte mir eine Hand an die Wange. Mühsam unterdrückte ich ein zittern, aber die vereinzelten Tränen, die mir übers Gesicht liefen, konnte ich nicht zurückhalten. „Shh, nicht doch, Sophie. Du musst doch nicht weinen, ich werde sehr gut auf dich achtgeben“, wisperte er und ich senkte den Blick. Levi seufzte und nahm seine Hand von meiner Wange.
Mein rechter Fuß war verbunden und das sogar recht gut. „Zeig mir deine Hände“, forderte er mich auf und ich tat es. „Ich mache eine Wundsalbe drauf, nur zur Sicherheit“, meinte er und verband auch meine beiden Hände, als die Salbe darauf war. „Gut, dann hol dir ein paar Sachen aus deiner Tasche und zieh dich an.“ Levi drehte sich um und ich nahm einfach ein paar Sachen aus meiner Tasche und zog sie an. „Fertig.“ Meine Stimme war leise, aber Levi hatte mich gehört und drehte sich wieder zu mir um. „Ich trag dich runter, du musst deinen Fuß schonen“, erklärte er und hob mich hoch, obwohl ich mich wehrte. „Komm schon, Sophie. Vorher hat es dir auch nie etwas ausgemacht, da wolltest du sogar freiwillig in meinen Armen liegen“, spottete er und ich ballte die Hände zu Fäusten. „Da wusste ich auch noch nicht, was du für ein Psycho bist!“ rutschte mir raus und ich erstarrte, Levi ebenso. „So siehst du mich jetzt also“, murmelte er und seine Stimme klang tonlos. Wortlos trug er mich in den Keller und ließ mich dann runter.
„Setz dich auf den Stuhl!“, befahl er mir kühl und verängstigt tat ich es. Die Türe schloss er ab, sodass ich gar nicht versuchen brauchte abzuhauen, während er aufräumte und das Blut aufwischte. Meine Knie hatte ich ganz dicht an meinen Körper gezogen und meine Arme darum gelegt. So kauerte ich nun auf dem Stuhl und legte meine Stirn auf meine Knie. Tränen brannten in meinen Augen, aber ich hielt sie zurück, ich wollte Levi nicht reizen, momentan konnte ich ihn nämlich nicht einschätzen. Wie viel Zeit verging, bis Levi fertig war, wusste ich nicht, aber ich zuckte zusammen als er mich plötzlich zwang den Kopf zu heben. „Ich bin fertig mit aufräumen. Du siehst müde aus, ich geh dir Bettzeug holen“, meinte er und öffnete die Türe. Hinter sich schloss er sie wieder, aber er schloss nicht ab, das hörte ich.
Nachdenklich betrachtete ich die Türe. War das Absicht? Wollte er mich testen oder hatte er es einfach vergessen? Egal, ich musste versuchen abzuhauen, das was Levi tat, war krank, er hatte nicht das Recht, einfach so über das Leben anderer zu bestimmen. Vorsichtig schlich ich zur Türe und öffnete sie, glücklicherweise quietschte sie nicht. Langsam schlich ich mich zur Kellertreppe und hinauf. Bisher hatte ich Levi noch nicht gehört oder gesehen, deshalb wagte ich mich weiter Richtung Flur. Erleichtert atmete ich auf, als ich die Haustüre sah und lief schnell auf sie zu. Kurz bevor ich die Türe öffnen konnte schlang sich von hinten ein Arm um mich und eine Hand legte sich auf meinen Mund. Panisch versuchte ich mich zu befreien und schrie, was jedoch durch die Hand gedämpft wurde. „Versuch es erst gar nicht, Sophie. Du kommst nicht von mir weg, nicht solange ich es nicht will“, hauchte Levi mir ins Ohr und meine Gegenwehr erstarb. Er trug mich runter in den Keller und stellte mich in dem Raum ab.
„Es war mein Fehler, nicht abzuschließen, aber du hättest dennoch nicht versuchen dürfen zu fliehen“, meinte er streng und verließ den Raum wieder, diesmal schloss er jedoch ab. Niedergeschlagen setzte ich mich in einer Ecke auf den Boden und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Verzweiflung machte sich in mir breit, denn ich wusste nicht, wie ich hier rauskommen sollte und selbst wenn, würde ich es schaffen Levi zu verraten? Eigentlich müsste ich es tun, aber ich hatte doch niemanden außer ihm und wenn er verhaftet werden würde, wäre ich allein. Ein schluchzen entwich mir und ich kniff meine brennenden Augen zusammen. Plötzlich wurde ich umarmt und schaute erschrocken auf. Levi kniete vor mir und hatte mich in den Arm genommen. „Shh, ist ja gut, kleines. Nicht weinen“, flüsterte er und strich mir über den Rücken. Zitternd schüttelte ich den Kopf und presste meine Hände gegen seinen Oberkörper. Seufzend stand er auf und zog mich am Arm mit hoch. „Ich hab dir eine Klappmatratze, Bettzeug und eine Flasche Wasser gebracht. Wir sehen uns morgen wieder“, erklärte er und zwang mich ihn anzusehen.
Er grinste böse und alles in mir verkrampfte sich. „Shh, entspann dich, es wird nicht wehtun“, murmelte er und legte seine Lippen auf meine. Erschrocken erstarrte ich und wollte mich von ihm lösen, aber es ging nicht. Seufzend löste er sich nach kurzer Zeit wieder von mir und stieß mich auf die Matratze. „Schlaf gut, Sophie“, sagte er noch und verließ dann den Raum. Die Türe schloss er ab und ich zog die Decke über mich. Ich vergrub mein Gesicht in dem Kissen und schrie. Völlig verzweifelt schrie ich und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Irgendwann war ich völlig ausgelaugt und das Kissen war nass. Kurzerhand drehte ich das Kissen um und griff dann nach der Wasserflasche, da mein Hals wehtat von dem Schreien. Ich leerte die halbe Flasche und legte mich dann eingewickelt in die Decke hin. Plötzlich ergriff mich eine starke Müdigkeit und ich schlief ein.
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You belong (to) Me
Mystery / ThrillerSophie, ein 18-jähriges Mädchen, hilft Scotland Yard ab und zu bei schwierigeren Fällen. Diesmal geht es um einen Fall bei dem junge Erwachsene zwischen 18 und 19 Jahren entführt und schließlich Tod aufgefunden werden. Dieser Fall lässt Sophie verzw...