#Kapitel 31

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Sophie POV
Irgendwas lag in Levis Blick, was mich sehr unwohl fühlen ließ, so als würde er über etwas nachdenken, was mich mit einbezog. Mir war es wirklich unangenehm gewesen, als er plötzlich nackt vor mir gestanden hatte, aber ihn schien es nicht wirklich zu stören. Levi dachte zwar nun, ich hätte gegessen, aber da ich keinen Hunger hatte, hatte ich das Omelette weggeworfen, so leid es mir tat, aber ich wusste, dass Levi mich zwingen würde zu essen. Allein bei dem Gedanken an essen wurde mir schlecht, weshalb ich mich fragte, wie ich es in Zukunft machen sollte. „Willst du nochmal an den Strand?“, fragte Levi mich und riss mich aus meinen Gedanken. „Gerne“, antwortete ich ihm und er nickte. „Dann komm, wir ziehen uns Schuhe an und gehen dann etwas spazieren“, schlug er vor und ich stand auf. Zusammen gingen wir runter, zogen uns Schuhe an und gingen raus. Ich schloss entspannt die Augen und genoss die frische, salzige Luft. Als ich die Augen öffnete sah ich, dass Levi mich genau beobachtete. Seine Augen waren etwas dunkler geworden und er ballte die Hände zu Fäusten.

„Geh alleine spazieren“, meinte er plötzlich abweisend und ging wieder rein. Unsicher sah ich ihm hinterher, aber weil ich unbedingt an der frischen Luft bleiben wollte ging ich alleine raus. Da Levi ja jetzt eh nicht dabei war zog ich Schuhe und Socken aus und ließ beides auf der Terrasse stehen. Entspannte lief ich den Strand entlang und genoss den starken Wind. Die Sonne war gerade dabei unterzugehen und ich setzte mich in den Sand. Lächelnd schaute ich der untergehenden Sonne zu und schaltete einfach ab. Ich vergaß, was alles passiert war, sogar dass Levi eben so abweisend war verdrängte ich. Es zählte nur die untergehende Sonne. „Sophie! Komm rein! Das Essen ist fertig!“, rief Levi plötzlich und ich zuckte erschrocken zusammen. Er stand auf der Terrasse und seufzend stand ich auf. Den Sand abklopfend ging ich zurück und ohne Vorwarnung nahm Levi mich in den Arm.

„Tut mir leid, ich wollte nicht so abweisend sein. Mir ist nur etwas eingefallen und das hat mich geärgert“, entschuldigte er sich und ich nickte nur. Levi beugte sich zu mir runter, sodass sein Mund nun direkt neben meinem Ohr war. „Ich weiß, dass du nicht gegessen hast, Sophie. Aber keine Sorge, ich werde dafür Sorgen, dass du genug isst und danach nicht auf dem Klo verschwindest und erbrichst“, raunte er mir ins Ohr und ich spannte mich an. „Ich will aber nichts essen, mir wurde nur bei Gedanken daran schlecht…“, gestand ich ihm und er lachte. „Keine Sorge, du wirst nicht erbrechen und wenn ich dir etwas dagegen geben muss. Ich hab viele Medikamente da“, hauchte er und ging etwas auf Abstand. „Lass uns rein gehen, ich hab gekocht“, meinte er und zog mich mit sich in die Küche. „Levi, bitte. Ich hab wirklich keinen Hunger“, flehte ich ihn an. „Solange du nichts isst, darfst du nicht mehr raus“, meinte er und ich sah ihn fassungslos an. „Wie kannst du das tun? Wieso willst du mich dauernd einsperren? Hast du wirklich nichts gelernt?“, fragte ich ihn aufgebracht. „Ich werde deine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen! Wenn du rauswillst musst du Gesund sein und dafür musst du essen!“, antwortete er mir ernst und ich ballte die Hände zu Fäusten. „Ich will nur das Beste für dich, Sophie. Versteh das doch endlich, dann wäre es so viel einfacher für dich“, murmelte er und ich wandte den Blick ab. Er zwang mich auf einen Stuhl und vor mir stand bereits ein Teller mit Zwiebelsahnehähnchen und Reis. Flehend sah ich Levi an, das war viel zu viel, das würde ich nie schaffen. „Iss freiwillig oder ich zwinge dich, aber das würde ich wirklich nur sehr ungern tun“, meinte er und fing selbst an zu essen.

Er konnte mich nicht zwingen zu essen, wenn ich keinen Hunger hatte, dann war es so. Mir war selbst klar, dass ich bei Kräften bleiben musste um seiner psychischen Manipulation standzuhalten, aber ich merkte, dass ich einfach nichts herunter bekommen würde. Seufzend stand Levi auf, nachdem er seinen Teller leer hatte und kam zu mir. Er hob mich hoch, setzte sich auf meinen Stuhl und mich auf seinen Schoß. „Ich hatte dich gewarnt, Sophie, aber du wolltest nicht hören“, meinte er und griff nach Gabel und Messer. Er schnitt ein Stück des Hühnchens ab und hielt es mir mit der Gabel hin. Natürlich weigerte ich mich und drehte den Kopf weg. „Weißt du, Sophie. Es gibt eine Methode die mir mehr gefallen würde als dir, wir könnten das Prinzip von Vögeln nachmachen. Ich kaue dir das Essen vor und du musst es dann essen, klingt eklig, aber wenn es nicht anders geht“, erklärte Levi und ich erstarrte. War der völlig schief gewickelt? Ich war kein Vogelbaby und er nicht mein Vogelpapa. „Ein Versuch noch, sonst machen wir es auf Vogelart“, meinte er und diesmal aß ich, als er mir die Gabel hinhielt, denn sein Vorschlag war wirklich nur eklig, aber kein Wunder, dass es ihm gefallen würde, er würde mich dabei küssen. Zufrieden fütterte Levi mich, bis der Teller leer war und mir war danach wirklich schlecht, aber er ließ mich natürlich nicht aufs Klo.

„Komm, wir räumen zusammen die Taschen aus und schauen dann, was du noch an Klamotten brauchst“, schlug er vor und zog mich ins Schlafzimmer. Da ich ihm nicht helfen wollte setzte ich mich auf das Bett und er zuckte mit den Schultern. Während er den Kleiderschrank einräumte fiel mein Blick auf die Tasche, in der ich die Kopfschmerztabletten gefunden hatte. Dort fiel mir erst jetzt die Box mit der Beschriftung Betäubungsspritzen auf und ich schmiedete einen Plan. Wenn Levi schlief, konnte ich mit seinem Handy Hilfe rufen oder sogar mit seinem Auto flüchten. Möglichst lautlos stand ich auf und nahm eine der Spritzen aus der Box. Etwas unsicher war ich schon, aber Levi brauchte Hilfe, nein, nicht nur er, ich auch. Im Stillen entschuldigte ich mich bei ihm dafür und wollte ihm die Spritze in den Arm rammen, aber er drehte sich blitzschnell um, packte mein Handgelenk, drehte mir den Arm auf den Rücken und mich um, damit ich mit meinem Rücken nun an seiner Brust lehnte. Außerdem entwand er mir die Spritze und legte einen Arm um mich.

„Na na na, das war aber nicht nett von dir, Sophie“, sagte er tadelnd und ich schüttelte verzweifelt den Kopf. Wie hatte er das mitbekommen, er war doch so beschäftigt gewesen. „Mach dir keine Gedanken, Sophie. Du kannst mich einfach nicht besiegen und das ist okay. Ich bin der Stärkere von uns und das ist nicht schlimm, deshalb passe ich ja auf dich auf. Was hattest du denn vor, sobald ich Bewusstlos bin? Du weißt weder wo mein Handy noch wo die Autoschlüssel sind und eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Dir ist klar, dass es zu Fuß sehr weit bis zum nächsten Ort ist, das würdest du nicht schaffen, nicht bevor ich dich eingeholt hätte. Gib deinen Kampf gegen mich auf, Sophie. Das wird so vieles erleichtern. Gib einfach auf und lass mich für dich sorgen. Dein Körper reagiert doch so wunderbar, er weiß, was gut für dich ist. Ignoriere deinen Verstand, er verwirrt dich nur. Höre auf dein Herz und deinen Körper.“ Levis Stimme war weich und lullte mich ein. Tränen traten mir in die Augen und ich schüttelte nur immer wieder den Kopf. Ich durfte nicht zulassen, dass er mich manipulierte, er wollte mich wieder einsperren.

„Komm, es hat dir doch so an der frischen Luft gefallen, lass uns raus gehen“, schlug er vor und ich folgte ihm, einfach weil ich gerade keinen klaren Gedanken fassen konnte. „Schau, ich sperre dich nicht ein. Du bist draußen, Sophie. Draußen an der frischen Luft“, meinte Levi und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände. „Du lügst…du wirst mich wieder einsperren…“, schluchzte ich und klammerte mich hilflos in sein Oberteil. „Nein, Sophie, ich werde dich nicht wieder einsperren. Nur weil du nicht immer rausdarfst, weil es zu gefährlich ist, sperre ich dich nicht ein, ich beschütze dich nur. Verstehst du das?“, fragte er mich sanft und ich nickte langsam. Alles was er sagte klang logisch. Er war wütend gewesen, weil ich mich in Gefahr begeben hatte, ohne ihm Bescheid zu geben oder, dass ich die Gefahr überhaupt erkannt hatte. Solange keine Gefahr für mich bestand, durfte ich machen, was ich wollte, aber sobald es gefährlich wurde beschützte Levi mich. Mit Tränen in den Augen sah ich ihn an und er strich die Tränen, die mir übers Gesicht liefen mit seinem Daumen weg. „Shh, nicht weinen, Sophie. Es ist alles gut“, flüsterte er. „Es tut mir leid…Levi…ich…ich habe es nicht gemerkt…“, schluchzte ich und er nahm mich feste in den Arm. „Schon gut, es ist alles gut. Ich bin da und werde dich beschützen“, flüsterte er. Ich schloss die Augen, entspannte mich und…glaubte ihm. Er würde mich beschützen, vor allem.

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